Daniela und Marcus Deuring haben vor sechs Jahren ihre Liebe zu Alpakas entdeckt. In Oberstenfeld-Gronau bieten sie neben Spaziergängen mit den Tieren auch Produkte aus Alpaka-Wolle an. Jetzt wurde Weihnachten gefeiert.
Mato ist neugierig. Das schwarzfellige, kuschelige Alpaka-Männchen reckt den langen Hals und schaut sich nach allen Seiten um. Mit seinen großen Augen mustert es den Besucher auf der anderen Seite des Zaunes. Dann wendet es seine Aufmerksamkeit der Seite zu, wo ein immergrüner Nadelbaum lockt.
„Mato heißt in einer Indigenen-Sprache: Der es in sich hat,“ schmunzelt Marcus Deuring. Er geht hinein in die Umzäunung und versucht, das Tier von den Nadeln abzubringen, „Das ist nicht gut für dich,“ meint er. Das Alpaka scheint wenig einsichtig. Als Deuring eine Holzpalette davorstellt, reagiert es ungnädig und reckt den Hals noch weiter. Nein, es spuckt nicht, deutet aber mit einem feuchten Laut an, dass es das könnte.
Weihnachten mit Alpakas feiern
Doch: Augenblicke wie diese sind selten. Die „Bottwartal Alpakas“ im Oberstenfelder Teilort Gronau (Kreis Ludwigsburg) haben am vergangenen Samstag eine kleine Weihnacht gefeiert, mit ein paar Verkaufsständen, Imbiss, einem Karussell für Kinder. Die Tiere zeigen sich so freundlich und friedlich, wie man sie schätzt. Marcus und Daniela Deuring schwärmen von ihren Schützlingen: „Das sind Tiere mit Charakter.“
Begonnen hatte es 2018. Damals bekam Deuring, Polizist von Beruf, zum Geburtstag eine Wanderung mit Alpakas auf der Schwäbischen Alb geschenkt. Und war sofort begeistert. „Diese Ruhe, die die ausstrahlen“, das habe ihn fasziniert. „Wenn du im Stress bist, holen sie dich total runter.“
Jährlich werden die Alpakas geschoren
Zuerst erwarben die Deurings drei Tiere, gewissermaßen als Hobby. Alle in Deutschland geboren, die meisten kommen von einer Alpakazucht in Bühlerzell. Kälte im Winter macht ihnen wenig aus, schließlich stammt die Art aus den Hochlagen der Anden. Im Stall fühlen sich Alpakas nicht wohl, deshalb haben die Deurings auch in der kalten Jahreszeit ein Weidezelt aufgestellt.
Als 2018 die ersten Alpakas auf einer Koppel mitten in Gronau weideten, „gab es jeden Tag einen Menschenauflauf,“ erinnert sich Marcus Deuring. So entstand die Idee, Spaziergänge mit den Tieren als Begleiter anzubieten. Weil Interessenten irgendwann auch nach Alpaka-Produkten fragten, kam ein kleiner Laden dazu. Allerdings ist die hochwertige Wolle „meistens nicht von uns,“ sagt Deuring. Nur einmal im Jahr wird ein Alpaka geschoren, das gibt zwischen zwei und vier Kilogramm Wolle.
Alpakas lieben es gesellig, und so wuchs die kleine Herde auf sieben an. „Da gibt es dann auch eine klare Hierarchie,“ erzählt Daniela Deuring. Derzeit sei Shamu, das älteste Tier, der Chef. „Jedes Alpaka hat einen eigenen Charakter,“ weiß das Paar. Manchmal können ihre Tiere auch störrisch und eigenwillig sein: „Sie lassen sich den menschlichen Willen nicht aufzwingen.“ Aber sie entwickeln mit der Zeit eine Bindung zu den Menschen, die sich um sie kümmern.
Wanderungen mit Alpakas
Die Deurings führen maximal vier Wanderungen pro Woche durch. Ein solcher Spaziergang habe geradezu eine therapeutische Wirkung, so Daniela Deuring. Dabei haben die Tiere ein feines Sensorium für Stimmungen und Konflikte in der Gruppe. „Wenn es da knirscht, kann es sein, dass sie das Weitergehen verweigern und sich einfach niederlassen.“ Doch meistens sei es eine tolle Erfahrung. Das langsame Tempo helfe, den Kopf freizubekommen – Entschleunigung pur.
Doch „Alpakas sind keine Schmusetiere“, sagt Marcus Deuring. Als Kinder zur Alpaka-Weihnacht kommen, bleibt jedes vor dem kleinen Gehege stehen, hinter dem Mato, Elmo und Chuno in freundlicher Gelassenheit die Besucher musterten. „Sind die süß“, sagt eine Frau, deren Tochter am liebsten in das flauschige Fell fassen will. Aber Alpakas bestimmen selber, wie weit sie so etwas zulassen.
Besucher sind angetan von den Alpakas
Eben drei Charakterköpfe. Mato, der schwarze Frechdachs, wusste schon immer, was er wollte: „Der hat sich uns ausgesucht,“ erzählt Deuring. „Beim Züchter lief er immer hinter unserer Tochter her.“ Ein weißes Fell hat Elmo, der zur Rasse der Suri-Alpakas gehört – fast alle anderen sind Huacaya-Alpakas. Elmo ist ein wenig schüchtern und reserviert. Das dritte Alpaka, Chino mit Namen, braunfellig, bewegt sich selbstbewusst und gelassen.
Die Besucher in Gronau sind angetan. Einer staunt: „Schön, ich habe noch nie Alpakas in natura gesehen.“ Eine Frau schwärmt: „Mein Enkel liebt die ja so sehr.“ Deswegen ist sie gekommen, trotz Kälte und Regenschauern. Mato, Elmo und Chino stehen unbeeindruckt hinter dem Zaun. Schließlich sind sie ja nicht irgendwer: sie sind Alpakas.
Die Bottwartal-Alpakas in Gronau können individuell für Wanderungen, aber auch für Hochzeiten oder Events an Schulen und in Kindergärten gebucht werden. Mehr Infos gibt es auf www.bottwartal-alpakas.de.