Die Sanierungsarbeiten an der Bottwar-Brücke bei Dürren IV hat die Gemeinde aus Kostengründen bereits vor zwei Jahren zurückgestellt. Foto: Ralf Poller/avant/i

Das Oberstenfelder Neubaugebiet Dürren IV am Fuße des Lichtenbergs entsteht nun endlich doch. Die Erschließung startet in diesem Frühjahr.

Oberstenfeld - Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Neubaugebiet erst sechs Jahre nach dem Aufstellungsbeschluss erschlossen wird. Im Falle des Areals Dürren IV hat gut Ding diese Weile gebraucht, weil es in einem ökologisch sensiblen Gebiet am Fuße des Oberstenfelder Lichtenbergs liegt. Im März oder im April sollen nun die Bagger anrollen, womit die Odyssee ein Ende findet.

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Wie viel Wohnraum soll entstehen?

Lange Zeit galt die 2,3 Hektar große Fläche als einzige Chance für die 8000-Einwohner-Kommune, neuen Wohnraum zu schaffen. Besonders hoch ist die Nachfrage unter jungen Familien, aber auch Senioren klopften bei der Gemeinde an. So sollen auf 51  Bauplätzen maximal 127 Wohneinheiten für mehr als 200 Menschen entstehen. Das Verfahren zog sich jedoch in die Länge. Aufwendige Monitoringverfahren zur Bestimmung von Tierarten waren notwendig. Mit der Vergabe der Erschließungsarbeiten machte der Oberstenfelder Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einen Knopf an das Projekt.

Wie steht es um die Erschließung?

Balsam auf die Seele der zum langen Warten Gezwungenen sind die Kosten für die Erschließung. Nach der öffentlichen Vergabe der Arbeiten müssen aus der Gemeindekasse nur rund 1,55 Millionen Euro an die Firma Lukas Gläser aus Aspach überwiesen werden. Noch im September hatte die Verwaltung mit etwa 2,92 Millionen Euro kalkuliert. In Zeiten, in denen Baukosten bei Einzelprojekten mancherorts explodieren, löste diese Entwicklung bei den Verantwortlichen Freude aus. „Man kann auch mal einfach Glück haben, er hat aber auch gut verhandelt“, sagte der Bürgermeister Markus Kleemann über Jürgen Ruoff. Der Verbandsbauamtsleiter goss allerdings etwas Wasser in den Wein und wies darauf hin, dass sich die Ausschreibung nur auf Straßenbau, Kanal und Wasserleitung beziehe und die Gemeinde darüber hinaus noch Kosten für Gutachten, Telekom-Anschlüsse und Honorare bezahlen müsse. Das Einsparpotenzial liegt aber immer noch bei rund 800 000 Euro.

Was sagt die Bürgerinitiative heute?

Seinen Frieden geschlossen mit dem Neubaugebiet hat im Großen und Ganzen Alfred van Zeist, Initiator einer Unterschriftenaktion im Dürren vor sechs Jahren. „Damals wurden Wunden geschlagen, aber wir blicken nach vorne, akzeptieren das neue Wohngebiet und wünschen uns liebe Nachbarn“, sagt der 72-Jährige, der mit sieben Mitstreitern damals 65 Unterschriften sammelte und die Gemeindeverwaltung auch heute noch bei der Verkehrsplanung auf einem falschen Weg sieht. „Man kann den Verkehr, der früher über drei Straßen führte, nicht auf zwei verteilen – das wird Probleme geben, die Dürrenstraße ist heute schon zum Teil verstopft.“ Diesen Befürchtungen hatte die Gemeindeverwaltung die Ergebnisse von verkehrswissenschaftlichen Untersuchungen eines beauftragten Büros entgegengehalten. Van Zeist hofft, dass der Verkehr aus 16 Einzelhäusern, acht Doppelhaushälften, sechs Reihenhäuser-Einheiten und sechs Mehrfamilienhäusern besser als von ihm eingeschätzt abfließen kann. Optimistisch ist Markus Kleemann: Er sieht die Anlieger in der Hauptsache über die breitere Schlossstraße fahren.

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Was ist mit der Bottwar-Brücke unterhalb?

Im Gemeinderat beklagten sich Bürgervertreter darüber, dass die Bottwar-Brücke im Bereich der Feldwege im Tal nicht in der Erschließung inbegriffen ist. Sie sei Teil des Verkehrswegekonzepts, argumentierte Annette Kori von den Freien Wählern. Die Entscheidung darüber sei jedoch schon vor zwei Jahren aufgrund der Haushaltlage getroffen worden, erwiderte der Bürgermeister Markus Kleemann. Aber: „Es wäre schön und gut, wenn wir die Brücke über die Bottwar realisieren könnten, es wäre eine gute Anbindung an den Radweg durch das Bottwartal.“

Wann kommen die beiden anderen Baugebiete Bottwarwiesen und Am Krixenberg?

Von den drei Neubaugebieten wird Dürren IV als erstes beziehbar sein. Die ersten Häuser könnten im Jahr 2023 gebaut werden. „Wir haben 200 Parteien, vorwiegend Familien, für die 51 Bauplätze auf unserer Warteliste – für die legen wir das Baugebiet an und bieten ihnen ein Zuhause an, auf das sie schon lange warten“, sagt Markus Kleemann. Ein soziales Punktesystem verhindere, dass sich nur die Reichsten durchsetzten, auch engagierte Bürger bekämen eine Chance, so der Bürgermeister. Als nächstes werde wohl das 2,4 Hektar messende Areal Am Krixenberg an die Reihe kommen, dann Bottwarwiesen, „beide jedoch nicht in den nächsten zwei Jahren“.