Der Ausgang der Wahl zwischen Pascal Bader (links) und Angelika Matt-Heidecker ist noch vollkommen offen. Foto: /Horst Rudel

Während die Kirchheimer Ratschefin Angelika Matt-Heidecker bei der ersten Kandidatenpräsentation eine Erfolgsbilanz ihrer Arbeit zieht, sieht ihr Mitbewerber, Pascal Bader, viele Defizite und fordert einen neuen Stil im Umgang miteinander.

Kirchheim - Ist der Applaus ein Indikator für das Ergebnis der Kirchheimer Oberbürgermeisterwahl am Sonntag, 1. Dezember, heißt der klare Favorit seit Dienstagabend Pascal Bader. Bei der ersten von fünf Vorstellungsrunden der beiden Kandidaten – der Amtsinhaberin Angelika Matt-Heidecker und des erst kurz vor Bewerbungsschluss angetretenen Referatsleiters im Stuttgarter Umweltministerium – konnte der 49-jährige Bader lang anhaltenden und ziemlich euphorischen Applaus einheimsen. Dagegen musste sich die Kirchheimer Oberbürgermeisterin mit freundlicher Zustimmung zufriedengeben. Doch für eine endgültige Einschätzung der Stimmungslage ist es zu früh.

Die Regularien der von der Stadt organisierten Vorstellungsrunden, die noch in den anderen Stadtteilen und zum Abschluss am Montag, 25. November, in der Kirchheimer Stadthalle stattfinden werden, sehen vor, dass die Bewerber getrennt voneinander jeweils 30 Minuten zur Verfügung haben, um für sich zu werben. Dabei ist es ihnen freigestellt, die komplette Zeit für ihre Rede zu nutzen oder auch Fragen aus dem Publikum zuzulassen.

Bader: „Es ist Zeit für neue Impulse“

Angelika Matt-Heidecker entschied sich für die erste Variante und nutzte die Zeit, um ihre bisher 16 Jahre dauernde Amtszeit als eine Geschichte zahlloser Einzelerfolge zu feiern. Pascal Bader wiederum ließ Fragen aus dem Publikum zu und zeichnete ein ganz anderes Bild von Kirchheim: Die Anliegen vieler Bürger fänden aktuell wenig Gehör bei der Stadtverwaltung, es sei Zeit für neue Impulse und einen neuen Stil im Umgang miteinander. Bader: „Ich strebe einen Dialog auf Augenhöhe an.“

Zuvor hatte Angelika Matt-Heidecker „mit Stolz“ das Bild einer rundum funktionierenden Stadt gezeichnet: Kirchheim sei eine „gerechte und transparente Stadt“. Die Fraktionen im Gemeinderat gingen wertschätzend miteinander um. „Noch nie hat es so viel Bürgerbeteiligung gegeben wie zuletzt“, sagte sie. Beim Wohnungsbau tue sich viel: Das Steingauquartier sei ein bundesweit beachtetes Vorzeigeprojekt. Insgesamt entstünden in Kirchheim 1300 neue Wohnungen. Auch bei der Schaffung von Sozialwohnungen sei man auf einem guten Weg.

Matt-Heidecker: „Ich brenne noch immer für Kirchheim“

Das Gerüst einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft, die in „Zusammenarbeit mit einem privaten Player“ aktiv werden könne, stehe. Die Gewerbegebiete entwickelten sich prächtig. Seit ihrem Amtsantritt habe sich die Zahl der in Kirchheim vorhandenen Arbeitsplätze von 13 000 auf 19 000 erhöht.

Bei der Sanierung der Schulen und Kindergärten sei man ebenso auf einem guten Weg wie bei den Themen Klimaschutz, Digitalisierung und Verkehrsplanung. Matt-Heideckers Fazit: „Ich brenne noch immer für Kirchheim.“

Deutlich weniger euphorisch fiel das Urteil von Pascal Bader zum Ist-Zustand aus. Zwar sei Kirchheim eine liebens- und lebenswerte Stadt, es gebe aber auch zahlreiche Punkte, über die man neu nachdenken müsse. Dass etwa das Klimaschutzkonzept in der Schublade liege, sei ebenso wenig nachvollziehbar wie der Kurs in der Schulpolitik: Nicht nur die Tatsache, dass viele Schulen in einem „desolaten Zustand“ seien, sei ärgerlich. Auch für die Ungleichbehandlung der Grundschüler, deren Eltern für die Kernzeitbetreuung in der Regelschule bezahlen müssten, während die von der Stadt favorisierte Ganztagsschule zu 100 Prozent finanziert werde, führe dazu, dass Eltern ihre Kinder länger in der Schule lassen müssten, als sie das eigentlich wollten.

Die Planungen für ein Hallenbad sollen vorangetrieben werden

Die Planungen für eine zentrale Schulküche müssten ebenso vorangetrieben werden wie die für ein neues Hallenbad. Es dürfe nicht sein, dass bei diesem Thema in den nächsten fünf Jahren überhaupt nichts geschehe. Wichtig seien ihm auch das Thema Sauberkeit als der „kleinen Schwester der Sicherheit“ und die Verkehrswende. Gerade hier betreibe die Stadt Flickschusterei. Bader: „Verkehrswende in Kirchheim heißt, mit dem Auto wenden, weil es nicht weitergeht.“

Die Möglichkeit, unmittelbar auf Baders Angriffe zu reagieren, hat Angelika Matt-Heidecker nur einmal: Am Dienstag, 26. November, gibt es auf Einladung des Teckboten ein direktes Aufeinandertreffen in der Kirchheimer Stadthalle.