Mit einem Federstrich macht Kremlchef Putin den französischen Schauspieler Gérard Depardieu zum Russen. Der Star, der keine Reichensteuer zahlen will, schweigt dazu.

Moskau - Der Schauspieler Gérard Depardieu (64, „Cyrano de Bergerac“, „Asterix und Obelix“) ist nun Russe. Präsident Wladimir Putin (60) verlieh seinem französischen „Freund“ mit einem Ukas die russische Staatsbürgerschaft, wie der Kreml am Donnerstag mitteilte. Seine Einbürgerung habe der Star „vor nicht allzu langer Zeit über die Botschaft“ beantragt, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax. Das aber dementierte Depardieus Berater, wie die Zeitung „Le Figaro“ in ihrer Internetausgabe schrieb.

Depardieu, bestbezahlter französischer Schauspieler, hatte sich zuvor über die geplante Reichensteuer in Höhe von 75 Prozent in Frankreich beschwert und seinen Wohnsitz nach Belgien verlegt. Daraufhin bot ihm Putin bei einer großen Pressekonferenz am 20. Dezember halb im Scherz einen russischen Pass an. In Russland gilt allgemein ein Steuersatz von 13 Prozent.

Depardieu habe einen „bedeutenden Beitrag“ zur russischen Kultur geliefert, sagte Peskow. „Tatsache ist, dass Depardieu in einer Reihe großer Kinoprojekte mitgespielt hat.“ Auf seiner Internetseite teilte der Kreml knapp mit: „In Übereinstimmung mit Absatz a des Artikels 89 der Verfassung der Russischen Föderation ist der Antrag auf russische Staatsbürgerschaft von Gérard Xavier Depardieu, geboren 1948 in Frankreich, angenommen worden.“

Depardieu hatte auch einen belgischen Pass beantragt. Das sei technisch noch immer möglich, werde wegen der russischen Entscheidung aber schwieriger, sagte der Chef der zuständigen Parlamentskommission in Brüssel, Georges Dallemagne. „Nationalitäten sind nicht zum Sammeln da“, wurde Dallemagne von belgischen Medien zitiert.

Sobald reiche Europäer mehr über das günstige russische Steuersystem erführen, werde es eine „Massenmigration“ geben, schrieb der russische Vizeregierungschef Dmitri Rogosin auf Twitter. Zuvor hatte bereits Ministerpräsident Dmitri Medwedew auf den niedrigen Steuersatz verwiesen.

Der französische Verfassungsrat hatte die auch von Depardieu kritisierte Reichensteuer von jährlich 75 Prozent auf Einkommen von mehr als einer Million Euro noch kurzfristig gestoppt. Dennoch hielt der Schauspieler an seinen Auswanderungsplänen fest.

„Falls Gérard wirklich eine russische Aufenthaltsgenehmigung oder einen russischen Pass will, so ist diese Frage bereits positiv entschieden“, hatte Putin am 20. Dezember gesagt. In Russland gab es indes ein geteiltes Echo auf die Einbürgerung. „Gérard Depardieu kennt und liebt Russland, das immer auf ihn gewartet hat“, sagte der Präsident der Internationalen Vereinigung russischer Landsleute, Pjotr Scheremetjew. Der Regisseur Wladimir Menschow hingegen, der mit Depardieu den Film „Sawist Bogow“ (2000, Der Neid der Götter) drehte, sagte: „Das bedeutet nicht, dass er ein russischer Patriot ist.“

Der französische Philosoph André Glucksmann verurteilte den Schritt von Depardieu scharf. „Ich schäme mich für ihn“, sagte Glucksmann dem Berliner „Tagesspiegel“. Er warf dem Filmstar vor, sowohl mit Putin als auch mit dem umstrittenen Machthaber der russischen Kaukasusrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, ein enges Verhältnis zu pflegen.