Boris Palmer ist Oberbürgermeister von Tübingen – und will es bleiben. Foto: Imago//ibner

Der Tübinger Oberbürgermeister strebt eine weitere Amtszeit an. Boris Palmer versucht es als unabhängiger Kandidat – und hat viele Unterstützer.

Tübingen - Es steht fest: Der Grünen-Politiker Boris Palmer wird als unabhängiger Kandidat bei der Tübinger Oberbürgermeisterwahl im Herbst antreten. Das bestätigte er unserer Zeitung.

In einem offenen Brief an die Tübingerinnen und Tübinger beschrieb er auf seiner Homepage die Gründe. „Mehr als 800 Wahlberechtigte haben einen Aufruf unterzeichnet, der mich darin unterstützen will, erneut für das Amt des Oberbürgermeisters in unserer wunderbaren Stadt zu kandidieren“, führte Palmer aus. Eine ähnlich große Zahl von Menschen habe mit einer Geldspende diese Unterstützung geleistet, dankte Palmer und freute sich über den Eingang von mehr als 100 000 Euro binnen einer Woche. Somit sei das erforderliche Budget für seinen Wahlkampf vorhanden. „Sie haben damit den Ausschlag gegeben“, schrieb Palmer weiter. „Ich werde mich um eine dritte Amtszeit bewerben.“

Entscheidung fiel Palmer schwer

Der 49-Jährige hatte sich entschieden, sich nicht einer Urwahl zu stellen, bei der die grünen Mitglieder in Tübingen ihren Favoriten finden wollen. Als Grund hatte er das laufende Parteiausschlussverfahren genannt. „Es ist logisch und sachlich unmöglich, gleichzeitig ein Verfahren zur Nominierung und zum Ausschluss zu betreiben.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Prominenz greift für Palmer gerne in die Tasche

Der in seiner Partei wegen seiner polarisierenden Äußerungen umstrittene Palmer gibt zu, dass ihm die Entscheidung zur erneuten Kandidatur schwerfiel. „Ich hatte zunächst durchaus ernste Zweifel. In fast 16 Jahren im Amt musste ich auch Entscheidungen treffen, die Enttäuschungen verursacht haben.“ Auf seiner Homepage schrieb er von Verletzungen. „Mancher Streit hinterlässt persönliche Spuren.“ Seine politische Heimat seien und blieben die Grünen in Baden-Württemberg dennoch, betonte Palmer.

Forsa-Umfrage: 68 Prozent sind mit Palmer zufrieden

Um herauszufinden, wie er in Tübingen beurteilt wird, hat Palmer eine Umfrage bei Forsa in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: 68 Prozent der befragten Tübinger seien mit seiner Arbeit zufrieden, schrieb Palmer. Die höchste Zufriedenheit bekundeten demnach Grünen-Wähler, sie liege bei 86 Prozent.

Der Grünen-Stadtverband zeigte sich von der Entscheidung Palmers schwer enttäuscht. „Wir bedauern, dass er sich nicht dem Votum der Partei stellt“, sagte Sprecher Marc Mausch. Palmers Schritt zeuge nicht von Souveränität. „Die Partei ist ihm egal, das hat er schon gezeigt.“