Die OB-Kandidaten versuchen sich und andere Menschen bei ihren Auftritten nun noch besser zu schützen. Manches wird wegen Corona vorsorglich abgesagt.
Stuttgart - Der OB-Wahlkampf in Stuttgart geht langsam, aber sicher ins Finale. Und das Coronavirus Sars-CoV-2 wird immer mehr zum Spielverderber. Man könnte auch sagen: Es treibt die Wahlkämpfer in die Enge. Die sich zuspitzende Pandemie zwingt die Kandidierenden und ihre Helfer jedenfalls zu ständiger Überprüfung, ob das Wahlkampfprogramm noch zu verantworten ist. Und sie führt auch immer öfter zu Konsequenzen.
So hat etwa der von der CDU unterstützte Kandidat Frank Nopper eine Veranstaltung mit dem Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble, die am Donnerstag im Römerkastell stattfinden sollte, vorsorglich abgesagt. Begründung: Er wolle einen Beitrag dazu leisten, einen zweiten Shutdown des öffentlichen Lebens zu verhindern, die Wirtschaft am Laufen und Schulen und Kitas offen zu halten. Er entschied sich schweren Herzens.
SPD prüft Plan mit Besuch aus Hamburg
Dem Kandidaten Martin Körner (SPD) wird Ähnliches möglicherweise nicht erspart bleiben. Sein Wahlkampfteam richtete sich darauf ein, am Monatsende Peter Tschentscher, den Ersten Bürgermeister der Hansestadt Hamburg, aufzubieten. Nun müsse man den Plan für diese Veranstaltung „noch mal prüfen“, sagte Körners Wahlkampfleiter Andreas Reißig unserer Zeitung. Die Einschätzung, die er von den Möglichkeiten im restlichen Wahlkampf hat, dürfte auch in den anderen Lagern vorherrschen: „Der Straßenwahlkampf und das Stimmenwerben beispielsweise auf den Wochenmärkten sind jetzt wichtig – was sonst noch möglich ist, muss man sehen.“ Und dazu kommt natürlich noch der Wahlkampf mit dem Internet und den sozialen Medien.
Körner kann sich glücklich schätzen, dass zwei Coronatests, denen er sich wegen leichter Halsschmerzen unterzogen hatte, einen negativen Befund nach sich zogen. So konnte er nach zwei bis drei Tagen Zwangspause wieder in den Wahlkampf einsteigen. Seine Mitbewerber gaben Entwarnung. Veronika Kienzle (Grüne) fühle sich völlig gesund, ein Test sei nicht geplant, verlautete aus ihrem engsten Umfeld. Malte Kaufmann (AfD) fühlte sich gar „pudelwohl“. Und Hannes Rockenbauch (SÖS) sagte: „Ich fühle keine Symptome, und wer fit ist, braucht keinen Test.“ Grundlos und ohne Symptome solle und wolle man auch nicht die immer noch begrenzten Testkapazitäten beanspruchen, heißt es nicht nur in Noppers Lager, sondern auch beim Einzelbewerber Marian Schreier.
Rockenbauch sagt Lesung wegen Corona ab
Dieser hat sich und dem Wahlkampfteam „noch mehr Abstand“ verordnet und außerdem den Einsatz von FFP-2-Masken, die anders als einfache Mund-Nase-Bedeckungen auch den Träger selbst in gewissem Umfang schützen sollen. Die Wahlkampftour an der frischen Luft geht für Schreier weiter. Größere Veranstaltungen in Räumen habe man momentan ohnehin nicht mehr geplant. Ähnlich wie CDU-Kandidat Nopper, nachdem die Veranstaltung mit Schäuble abgesagt ist. Rockenbauch streicht wegen der Zuspitzung der Corona-Lage eigene Veranstaltungen, die in Räumen geplant waren. So fiel zu Wochenbeginn beispielsweise eine Lesung aus seinem Buch über die Verkehrspolitik aus. Es gehe ja nicht nur um die Veranstaltung selbst, sondern auch um die Vermeidung von Risiken für Besucher bei der An- und Heimfahrt, sagt Rockenbauch.
An Podiumsdiskussionen anderer Veranstalter nehmen die Kandidaten freilich noch teil. Da setzt man nun immer häufiger auf die Live-Übertragung via Internet, wie beispielsweise die Architektenkammer Baden-Württemberg bei ihrer Podiumsdiskussion am Mittwoch. „Die Veranstalter reagieren gut mit Hygienekonzepten und Teilnahmebeschränkungen auf die Lage – sie gehen sehr sorgfältig vor“, sagt Marian Schreier.