Veronika Kienzle hat ihre Wahlplakate und ihre inhaltlichen Schwerpunkte für die OB-Wahl präsentiert. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Grünen-Kandidatin Veronika Kienzle hat ihre Wahlkampagne vorgestellt. Sie will an die Tradition der Königin Katharina von Württemberg anknüpfen und das Gemeinwohl in den Mittelpunkt ihrer Politik stellen.

Stuttgart - Bürgernähe praktizieren und leben, die Bürger abholen und mitnehmen, auf Augenhöhe mit dem Bürger: Bei der Wahlkampagne der OB-Kandidatin Veronika Kienzle (Grüne), die von der Agentur Jung von Matt konzipiert und am Donnerstag in deren Räumen im ehemaligen Arbeitsamt vorgestellt wurde, dreht sich neben der Bewerberin selbst fast alles um die Bürger. Dass die auf den Plakaten der Kandidatin kaum zu sehen sind, liegt am Coronavirus: „Als die Fotos gemacht wurden, galten noch sehr strenge Auflagen“, erzählt Kienzle.

Ihr sprachlich etwas holpriger Wahlslogan lautet: Hier fürs Wir. Und in einem Video stellt sich die Kandidatin in die Tradition der Königin Katharina von Württemberg, deren Büste in der Grabkapelle Rotenberg von der Werbeagentur mittels digitaler Technik zum Sprechen gebracht wurde und die den Wählern empfiehlt, am 8. November nach über zwei Jahrhunderten wieder eine Frau mit der entsprechenden politischen Autorität auszustatten.

Klimaschutz, Wohnungsbau und Wirtschaft sind die zentralen Themen bei der Wahl

Eine monarchische Attitude liegt der Kandidatin freilich völlig fern: Die langjährige Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte sieht sich selbst vielmehr als Mittlerin zwischen Interessenvertretungen und Bürgern: „Wir müssen bei allen Prozessen und Entscheidungen das Gemeinwohl immer im Blick haben“, sagt Veronika Kienzle. Diesbezüglich sei Katharina ein Vorbild. Inhaltlich konzentriert sich ihre Plakatkampagne auf drei zentrale Themen: Klimaschutz, Wohnungsbau und Wirtschaft. Sie lobt das 200-Millionen-Klimaschutzprogramm von Parteifreund und OB Fritz Kuhn, will aber durch „punktuelle Interventionen“ noch mehr Bürger von der Notwendigkeit des Klimaschutzes überzeugen und auch deren Ideen mit einbinden. Als Beispiel nennt Kienzle die Wanderbaumallee, mit der in Stuttgart bestimmte trostlose Orte temporär begrünt werden. Wohnungen will sie bauen lassen, aber nicht auf der grünen Wiese: „Wir dürfen keine Freiflächen mehr versiegeln, sondern müssen nachverdichten.“ Und auch die Wirtschaft „beginnt mit Wir“, wie es auf einem ihrer Plakate heißt. Wenn etwa Daimler Stuttgart zu einem Innovationsstandort für E-Mobilität mache, sei das richtig und gut für die Stadt. Mit den sich abzeichnenden Jobverlusten müsse man so umgehen, dass sich die Menschen nicht allein gelassen fühlten.

Kienzle sieht sich für Herausforderungen als OB gewappnet

Kienzle fühlt sich „gut gewappnet“ für die Herausforderungen als Oberbürgermeisterin, betont ihren Bekanntheitsgrad und ihre Erfolge, etwa mit der Einführung der Shared-Space-Zone in der Tübinger Straße. Zugleich setzt sie auf Teamwork: Sie möchte den Beigeordneten mehr Spielraum einräumen, ihre eigenen Vorstellungen zu entwickeln. Dass der Wahlkampf in Corona-Zeiten weitgehend im Internet stattfindet, begeistert sie nicht. Sie habe aber keine Sorge, auch dort mit den Bürgern und potenziellen Wählern in den Dialog zu kommen.