Rund 450 000 Menschen sind in Stuttgart zur Wahl aufgerufen. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Stuttgart wählt. Per Brief oder direkt und mit Maske. Am Abend sollte eigentlich feststehen, wer als neuer Oberbürgermeister regieren wird. Aber die Favoriten liegen in den Umfragen so nah beieinander, dass es wahrscheinlich eine weitere Wahl geben wird.

Stuttgart - Bei der Wahl zum neuen Stadtoberhaupt in Stuttgart zeichnet sich eine leicht höhere Wahlbeteiligung ab als bei der Abstimmung zum Oberbürgermeister vor acht Jahren. Setze sich der Trend der ersten vier Stunden in den Wahllokalen fort, rechne das Statistische Amt mit einer Beteiligung von etwa 48,7 Prozent, teilte die Stadt Stuttgart am Sonntagmittag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Beim ersten Wahlgang 2012 waren es noch 46,7 Prozent gewesen. Neben den direkt in den Wahllokalen abgegebenen Stimmen hätten für die Wahl am Sonntag auch etwa 100 000 Briefwähler ihr Kreuzchen gemacht, hieß es weiter.

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Insgesamt machen sich 14 Bewerberinnen und Kandidaten mehr oder weniger berechtigte Hoffnungen auf die Nachfolge des amtierenden Oberbürgermeisters Fritz Kuhn (Grüne), der nach acht Jahren an der Rathausspitze nicht wieder zur Wahl antritt. Zum engeren Favoritenkreis auf seine Nachfolge gehören der Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) und Veronika Kienzle, die Grünen-Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte.

Erste Ergebnisse gegen 19.30 Uhr

Insgesamt können 450 000 Wahlberechtigte abstimmen. Mit einem ersten Trend zum Wahlergebnis wird am heutigen Sonntag gegen 19.30 Uhr gerechnet, das Endergebnis soll rund eine Stunde später feststehen. Kreiswahlleiter Fabian Mayer und Thomas Schwarz vom Statistischen Amt verkünden die Zahlen dann in einem Livestream auf der städtischen Webseite. Das Wahlergebnis wird auch auf der städtischen Facebook-Seite präsentiert.

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Eine Entscheidung wird allerdings wegen des engen Wahlausgangs noch nicht erwartet. Bei Wahlen ohne den Amtsinhaber als Kandidaten gelingt es selten einem Bewerber, auf Anhieb die absolute Mehrheit der Stimmen zu erreichen. Diese wäre aber bei der ersten Wahl für einen Sieg notwendig. Sonst findet am 29. November eine zweite Wahl statt. Dann entscheidet die Mehrheit der gültigen Stimmen.

Druck auf die Grünen ist groß

Stuttgart gilt als Stadt mit einer starken grünen Wählerschaft, im Gemeinderat stellen die Grünen die größte Fraktion, der Regierungspräsident gehört der Partei an und alle vier Direktmandate für den Landtag gingen in der Stadt an die Grünen. Der Druck auf sie bei der OB-Wahl ist nicht nur deshalb groß: Denn sollten sie den Posten an der Rathausspitze in der Landeshauptstadt verlieren, könnte das auch als schlechtes Vorzeichen für die Landtagswahl im März 2021 interpretiert werden.

Zuletzt war vor Gericht bestätigt worden, dass die Wahl unter starken Corona-Auflagen stattfinden kann. Der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof in Mannheim wies am Samstag Beschwerden gegen eine entsprechende Verfügung der Landeshauptstadt zurück. Daher muss bei der Wahl unter anderem einer Alltagsmaske in Wahlgebäuden und Wahlräumen getragen werden. Zudem müssen die Wähler einen Mindestabstand von 1,50 Metern zu anderen Personen einhalten.