Winfried Kretschmann (links) und Fritz Kuhn hatten in ihren Ämtern oft miteinander zu tun – das wird sich ändern. Foto: Leif Piechowski

Der amtierende Stuttgarter OB tritt nicht für eine zweite Amtszeit an – das hat auch den Ministerpräsidenten des Landes überrascht. Dass das Stadtoberhaupt mit seinem Alter argumentierte, überzeugte Winfried Kretschmann nicht.

Stuttgart - Die Entscheidung des Stuttgarter Oberbürgermeisters Fritz Kuhn (Grüne), sich bei der Wahl im November nicht um eine zweite Amtszeit zu bewerben, hat nach dessen eigener Auskunft auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) überrascht. Selbstverständlich respektiere er aber Kuhns Beschluss, den er ausschließlich mit persönlichen und familiären Motiven und seinem Alter begründe, erklärte Kretschmann. „Nun ja, ich persönlich finde, 64 ist noch kein Alter. Aber auch das ist eine sehr persönliche Einschätzung und wir sind in der Frage der Fortführung des jeweiligen Engagements eben zu unterschiedlichen Entscheidungen gekommen“, sagte Kretschmann, der im kommenden Jahr mit dann 72 Jahren erneut in die Landtagswahl zieht.

Kretschmann bescheinigt Kuhn gute Bilanz

Kuhn habe als OB die Landeshauptstadt vorangebracht und wichtige Initiativen angestoßen, sagte Kretschmann, der wie Kuhn zu den Mitbegründern der Grünen im Südwesten gehört. Namentlich nannte er die Reform beim Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart, die den ÖPNV deutlich billiger und unkomplizierter gemacht habe, zudem die Einführung des Jobtickets bei der Stadt. Keine Landeshauptstadt habe ein ambitionierteres Klimaschutz-Paket aufgelegt als Stuttgart. Auch bei dem schwierigen Thema Luftreinhaltung habe sich Kuhn nicht weggeduckt, sondern angepackt. Gemeinsam habe man Maßnahmen auf den Weg gebracht, wodurch sich das Feinstaubproblem mittlerweile erledigt habe. Und das Problem mit den Stickstoffoxiden sei auf einem guten Weg, sich zu erledigen. Kuhns Bilanz könne sich wahrlich sehen lassen.

Kretschmann zeigte sich überzeugt, dass die Stuttgarter Grünen in nächster Zeit eine geeignete Persönlichkeit für die OB-Kandidatur präsentieren. Natürlich hätten die Grünen als stärkste Fraktion im Stuttgarter Rathaus und als stärkste Partei im Land den Anspruch, auch den OB-Sessel in der Landeshauptstadt zu besetzen.