Daniel Bullinger hofft, dass die Wahlbeteiligung im zweiten Wahlgang steigt. Foto: privat

Vor dem zweiten Urnengang bei der Oberbürgermeisterwahl in Schwäbisch Hall scheint der Ausgang bereits gewiss: Einer Studie zufolge liegt Kandidat Daniel Bullinger klar vor seiner Konkurrentin Kathinka Kaden.

Schwäbisch Hall - An diesem Sonntag steht in Schwäbisch Hall der zweite Urnengang an. Wer wird die 41 000-Einwohner-Stadt in den nächsten acht Jahren führen? Der zweitplatzierte CDU-Kandidat Simon Michler (21,59 Prozent) hat enttäuscht zurückgezogen, ebenso Sarah Holczer (SPD), die 14,18 Prozent erzielte. Lediglich die Grüne Kathinka Kaden, mit 15,1 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang auf Platz drei, will es noch einmal wissen. Die drei anderen Kandidaten liegen chancenlos unter fünf Prozent.

Trifft die Prognose des Vereins Mehr Demokratie zu, müssten sich die Bürgerinnen und Bürger an diesem Sonntag erst gar nicht ins Wahllokal bemühen. Der Studie des Vereins zufolge steht das Ergebnis nämlich bereits fest: Daniel Bullinger, Bürgermeister der 3600-Einwohner-Kommune Oberrot (Kreis Schwäbisch Hall), hat am 4. Juli mit 42,43 Prozent die meisten Stimmen erzielt und werde auch am 18. Juli als Erster durchs Ziel gehen.

Verein schlägt neues Wahlsystem vor

308 Interviews mit wahlberechtigten Hallern bilden die Basis der Studie, die in den beiden Wochen vor dem ersten Wahlgang durchgeführt wurden. Die Forscher haben drei Wahlsysteme empirisch verglichen. Zum einen das bisher hier geltende Bürgermeisterwahlrecht, das – wie nun in Hall – bei keiner absoluten Mehrheit einen zweiten Wahlgang vorschreibt. Zweites Wahlsystem ist die im grün-schwarzen Koalitionsvertrag angekündigte Stichwahl im zweiten Wahlgang unter den beiden aussichtsreichsten Bewerbern. Mehr Demokratie schlägt als dritte Möglichkeit die sogenannte integrierte Stichwahl vor: „Dabei können in einem einzigen Wahlgang die Kandidat:innen in eine Präferenzreihenfolge gebracht werden“, schreibt der Verein. Erreicht niemand eine absolute Mehrheit, werden in weiteren Auszählungen die Bewerber mit den niedrigsten Stimmzahlen schrittweise aus dem Rennen genommen und ihre Stimmen entsprechend den angegebenen Zweit- oder weiteren Präferenzen weiterverteilt – bis ein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht.

Studie: bekanntester Kandidat wird siegen

Obwohl zum Zeitpunkt der Auswertung nicht feststand, wer wieder antreten will, ergäben die Daten, dass „keine Konstellation denkbar ist, die in einem anderen Oberbürgermeister als Daniel Bullinger resultieren könnte“. Die Präferenzen der Befragten wiesen darauf hin, dass die Person mit dem höchsten Bekanntheitsgrad obsiegen werde. Bei Stichwahl wie integrierter Stichwahl sei das Ergebnis den Daten zufolge ebenso deutlich: Bullinger mit 61/60 Prozent, Michler mit 39/40 Prozent Zustimmung. „Im Ergebnis führen also bei der in Schwäbisch Hall vorliegenden Konstellation alle drei Wahlsysteme zu dem gleichen Ergebnis“, heißt es in der Studie. Norbert Brugger, Dezernent beim Städtetag Baden-Württemberg, preist zwar die Liberalität im Wahlsystem des Landes, kündigt aber an, dass sich der Städtetag mit den Vorschlägen von Mehr Demokratie intensiv auseinandersetzen werde.

Bullinger, 36 und FDP-Mitglied, versucht derweil, für die Neuwahl „so viele Wähler wie möglich zu motivieren“. Die Wahlbeteiligung von 46,34 Prozent stellt den Diplom-Verwaltungswirt, der als unabhängiger Kandidat antritt, nicht zufrieden: „Immerhin steht ein Generationswechsel an.“ In der Tat: Nach 24 Jahren Amtszeit wurde der bisherige Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim (SPD) in dieser Woche verabschiedet.