Die acht Kandidaten (von links): Bernd Hornikel, Andreas Schneider, Brigitte Aldinger, Horst Zwipp, Dörte Schnitzer, Markus Reiners, Tobias Schwenk und Manuel Burbott Foto: /Gottfried Stoppel

Die Kandidaten der OB-Wahl in Schorndorf haben sich bei der ersten offiziellen Vorstellungsrunde präsentiert. Das Interesse der Bürger ist sichtlich hoch.

Schorndorf - Das Interesse ist groß: Mehr als 500 Bürger sind am Dienstagabend in die Schorndorfer Barbara-Künkelin-Halle gekommen, um die erste öffentliche Vorstellungsrunde aller acht Kandidaten der OB-Wahl am 7. November zu verfolgen. Der Mitschnitt der Veranstaltung ist am Tag danach bereits mehr als 3000-mal im Internet aufgerufen worden.

 

Ob nun direkt im Saal oder am Bildschirm: Die Bürger konnten sich auf jeden Fall einen ersten Eindruck der bunten Bewerbermischung machen. Wer will mit Themen punkten, wer mit Persönlichkeit? Wer spricht souverän, wer ist neu auf einer großen Bühne? Bei allen Unterschieden ähneln sich die Präsentationen in einem Punkt: Ein jeder Kandidat sieht sich als derjenige, der „frischen Wind und eine neue Herangehensweise“mitbringt, wie es Manuel Burbott formuliert, oder gar einen „nötigen Politikwechsel“ möglich macht, wie es Andreas Schneider betont.

Zukunft der Stadtbücherei? Reiners und Schneider sind kritisch

Die zwei Kandidatinnen und sechs Kandidaten haben zehn Minuten Zeit, sich und ihre Pläne vorzustellen. Seine tiefgehende Kommunalpolitik-Erfahrung als CDU-Stadtrat und stellvertretender Fraktionsvorsitzender in Stuttgart wirft Markus Reiners genauso in die Waagschale wie seine emotionale Bindung zu Schorndorf: „Die Stadt zieht uns in ihren charmanten Bann“, betont der 57-Jährige, der sich breit aufgestellt sieht: „Ich möchte mich nicht auf den konservativen Sicherheitspolitiker reduzieren lassen.“ Er zieht mit einem Zehn-Punkte-Programm in den Wahlkampf. Beispielhaft nennt er den Willen zu echtem Klimaschutz, die Konzentration auf Pflichtaufgaben und in diesem Zuge eine eventuelle Neubewertung der geplanten Stadtbücherei: „Wenn uns die Luft ausgeht, müssen wir sehr kritisch damit umgehen“, sagt Markus Reiners.

Andreas Schneider will auf eine neue Stadtbücherei vorerst verzichten, um eines seiner Ziele zu erreichen, nämlich die Neuverschuldung zu bremsen. „Wir haben keinen Handlungsspielraum mehr“, sagt der Schorndorfer mit Blick auf den Haushalt. Investieren will er trotzdem, um die Stadtentwicklung voranzubringen: „Wir brauchen einen Baubürgermeister“, meint der 46-Jährige, der derzeit Einzelstadtrat im Gemeinderat ist. Am Ende seines langjährigen politischen Engagements stehe die Kandidatur als OB. Dass Schneider mit Herzblut dabei ist, ist in seiner fundierten Rede anzumerken.

Hornikel kennt Haushaltsdisziplin, Aldinger will die Finanzen ordnen

Dicke Bretter, die zu bohren sind, hat auch Bernd Hornikel identifiziert. Diese könne aber nicht allein „der OB“ bearbeiten, die gesamte Stadtgesellschaft werde benötigt. „Ich bin aber optimistisch“, sagt er im Hinblick auf die vielen engagierten Menschen. Die Geldsummen der anstehenden Großprojekte würden ihn fachlich nicht schrecken: Als stellvertretender Amtsleiter beim Landesbetrieb Vermögen und Bau habe er ständig mit Haushaltsdisziplin zu tun. Hornikel spricht ruhig und überlegt, betont, er wolle Verlässlichkeit, Transparenz und Kommunikation gewährleisten. „Ich habe mich sehr darüber gefreut“, sagt er mit Blick auf eine Wahlempfehlung der örtlichen Grünen.

Als Landtags- und Bundestagskandidaten der Partei Die Basis kennt man bisher in Schorndorf die Kandidatin Brigitte Aldinger. Neben der Etablierung von mehr Bürgerbeteiligung sind ihr Thema die Finanzen der Stadt. Die Finanzwirtin möchte die Stadt aus der finanziellen Not führen, versteckte Kosten im Haushalt aufdecken, die Finanzen ordnen: „Dass Bauprojekte immer teurer werden, das geht nicht“, sagt die 56-Jährige.

Keine Versprechen von Horst Zwipp, Zukunftsvisionen mit Dörte Schnitzer

Dagegen ohne konkretes Programm geht der Kandidat Horst Zwipp in den Wahlkampf: „Das ist nicht mein Stil, ich möchte nichts versprechen, sondern tun.“ Er sehe sich als Mediator, der die verschiedenen Gewerke der Stadt zusammenbringe. Befähigt für den Posten sieht er sich durch seine jahrzehntelange Erfahrung mit Marketing: „Im Endeffekt ist es egal, ob ich eine Stadt vermarkte oder etwas anderes“, sagt der 66-Jährige, der Formate wie den Stadtmarkt oder das Open-Air-Kino mit entwickelt hat.

Schon fast philosophisch wurde Dörte Schnitzer bei der Vorstellung ihrer Herangehensweise an das Amt einer Oberbürgermeisterin: „Mir geht es darum, positive Zukunftsbilder zu entwickeln“, sagt die 52-Jährige aus Weiler, die aus dem Vorwort des Buches „Große Transformation? Zur Zukunft modernerer Gesellschaften“ vorliest. Als wichtiges Thema spricht sie darüber hinaus das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels an.

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Als Schorndorfer Kinder kennen die beiden 32-jährigen Kandidaten Tobias Schwenk und Manuel Burbott die Stadt aus nächster Nähe. Als zentrale Punkte hat Tobias Schwenk Mobilität und Aufenthaltsqualität identifiziert. Beim Thema Stadtbücherei solle über den Standortwechsel nicht mehr diskutiert werden, aber aus Kostengründen eventuell über die Umsetzung. Dem Kandidaten Manuel Burbott liegen Vereine und Organisationen am Herzen. Er will aber zum Beispiel auch Treffpunkte in der Stadt gestalten – in den Ortskernen oder auch durch eine Gestaltung des Marktplatzes. „Ich liebe Schorndorf und die Schorndorfer Bürger“, betont er.

Einen Überblick über die Vorstellungsrunden finden sich auf www.schorndorf.de. Eine Diskussion zum Thema Kultur gibt es am Dienstag, 26. Oktober, um 19 Uhr in der Manufaktur. Um die Belange der Jugend soll es bei einer Veranstaltung am Freitag, 29. Oktober, um 17 Uhr in der Sporthalle Grauhalde gehen.