Alle Kandidaten für die Leonberger OB-Wahl – im Bild das Favoriten-Trio Marion Beck, Tobias Degode und Josefa von Hohenzollern (von links) – sind in den Sozialen Medien vertreten. Foto: Simon Granville

Die OB-Wahl in Leonberg rückt immer näher, auch auf Facebook und Instagram kämpfen die Kandidaten um Stimmen. Wie wichtig ist die Rolle der Sozialen Medien im laufenden Wahlkampf?

Der Wahlkampf zur Leonberger Oberbürgermeisterwahl am 28. September geht in die heiße Phase. Die Kandidaten tingeln von Veranstaltung zu Veranstaltung, sie suchen das persönliche Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern – und versuchen natürlich auch, online Präsenz zu zeigen. Doch wie stark wirkt sich Social Media auf eine kommunale Wahl aus? Und wie präsentieren sich die Kandidaten in den sozialen Netzwerken?

 

OB-Wahl Leonberg: Deutliche Unterschiede in der Reichweite

Die Zahlen zeigen deutliche Unterschiede: Josefa von Hohenzollern, Erste Bürgermeisterin, hat auf Facebook 6305 Follower und auf Instagram 6364, während der OB-Bewerber Tobias Degode auf 392 Facebook- und 781 Instagram-Follower kommt. Marion Beck reiht sich innerhalb des Favoriten-Trios mit 890 Facebook- und 1056 Instagram-Followern dazwischen ein. Lokale Bekanntheit und Amtsbonus wirken sich offenkundig auf Reichweite aus.

Tobias Degode, Marisa Betzler, Marion Beck, Willi Kerler und Josefa von Hohenzollern (von links) bei der Kandidatenvorstellung der Stadt Foto: Simon Granville

Auch die beiden weiteren Kandidaten, Marisa Betzler und Willi Kerler, sind zumindest teilweise auf Social Media aktiv: Betzler postet auf ihren Kanälen Videos, in denen sie ihr Wahlprogramm erläutert, und teilt Termine, bei denen man sie treffen kann. Auf Instagram verfolgen 94 Follower ihre Postings, auf Facebook sind es 386. Kerler bespielt regelmäßig sein privates Facebook-Profil, informiert seine 48 Follower über seinen Wahlkampf und teilt Gedanken zu verschiedenen Themen rund um Leonberg. Einen öffentlichen Instagram-Account hat er nicht.

Die Followerzahlen auf Instagram im Überblick:

  • Josefa von Hohenzollern (6364 Follower)
  • Marion Beck (1056 Follower)
  • Tobias Degode (781 Follower)
  • Marisa Betzler (94 Follower)
  • Willi Kerler (kein Instagram-Profil)

Die Followerzahlen auf Facebook im Überblick:

  • Josefa von Hohenzollern (6313 Follower)
  • Marion Beck (895 Follower)
  • Tobias Degode (395 Follower)
  • Marisa Betzler (386 Follower)
  • Willi Kerler (48 Follower)

Bei den drei aussichtsreicheren Kandidaten fällt bei der Onlinepräsenz eine Gemeinsamkeit ins Auge: Sie lassen andere für sich sprechen. Sie posten Wahlempfehlungen von umliegenden Bürgermeistern, Bürgern und Bürgerinnen oder Unterstützern aus Politik und Verwaltung. Josefa von Hohenzollern teilt auch Straßeninterviews, in denen Leonbergerinnen und Leonberger erklären, warum sie die 51-Jährige wählen wollen.

Alle drei Favoritinnen und Favoriten arbeiten außerdem mit einem klaren Farbkonzept, das sich an ihren Wahlplakaten orientiert. Und sie nutzen ihre Kanäle, um ihre Standpunkte deutlich zu machen. In kurzen Videos sprechen die drei auf ihren Kanälen Probleme wie den Mangel an Wohnraum oder die Situation rund um das Krankenhaus an und erläutern ihre Perspektiven sowie Lösungsansätze.

Unterschiede gibt es jedoch in der Art, wie sie sich präsentieren. Josefa von Hohenzollern teilt etwa neben politischen Inhalten auch persönliche Einblicke, ob sie lieber ans Meer oder in die Berge fährt oder welcher ihr Lieblings-„Tatort“ im Fernsehen ist. Tobias Degode pflegt einen sachlichen Auftritt, der seine Kompetenz und Erfahrung in Verwaltungsfragen in den Vordergrund stellen soll. Marion Beck legt den Fokus auf ihre Erfahrung, auf Transparenz und Bürgernähe und präsentiert so ein professionelles, themenorientiertes Profil.

OB-Wahl in Leonberg: Plakate und Veranstaltungen als wichtiger Faktor

Aber welche Rolle spielt der Wahlkampf im Netz konkret für das Wahlergebnis? Rafael Bauschke, Experte für politische Kommunikation an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg, relativiert den Einfluss von Social Media für Kandidatinnen und Kandidaten auf kommunaler Ebene: „Sie brauchen Plakate, sie brauchen Formate und Veranstaltungen, damit sie mit den Menschen direkt ins Gespräch kommen können. Das ist nach wie vor die effektivste Variante“, sagte Bauschke gegenüber dem SWR in einem Interview. Auf Plattformen wie Facebook oder Instagram erreiche man vor allem jene, die ohnehin politisch interessiert sind und den Accounts der Kandidaten folgen. Neue Zielgruppen zu gewinnen, sei hier auf komunaler Ebene deutlich schwieriger.

Für die Leonberger Bewerberinnen und Bewerber für den OB-Posten bedeutet das: Social Media kann Präsenz schaffen und jüngere Zielgruppen ansprechen, ersetzt aber keinesfalls den klassischen Wahlkampf. Die persönliche Ansprache, Gespräche im Freundeskreis oder auf Veranstaltungen bleiben demnach entscheidend – schließlich passiert Kommunalpolitik direkt „vor der Haustür“.