Die Plakate von Kadir Koyutürk (hinten) und Markus Kämmle hängen schon. Foto: J/rgen Bach

Wahlplakate sind nicht billig und verursachen viel Papiermüll. Doch einige Straßenlaternen sind bereits damit bestückt. Warum setzen die Bewerber der OB-Wahl in Kornwestheim dennoch darauf?

„Heimat gestalten“, „Zukunft anpacken“, „Innovation fördern“: Mit solchen Slogans wirbt Kadir Koyutürk für seine Person. „Kämmle kann Kornwestheim“, gibt sich sein Mitbewerber selbstbewusst. Seit dem 12. Mai dürfen die Kandidaten für die OB-Wahl in Kornwestheim ihre Plakate aufhängen. Das haben die ersten nun auch bereits getan. Doch ist diese Art der Wahlwerbung überhaupt noch zeitgemäß? Oder sind solche bewährten Methoden bei den Bewerbern nach wie vor gefragt?

Gleich zum frühestmöglichen Termin hat Kadir Koyutürk, Fachbereichsleiter im Kornwestheimer Rathaus, seine Plakate im Stadtkern verteilt. Persönliche Begegnungen und der Dialog mit den Bürgern haben für ihn zwar erste Priorität, betont der unabhängige Kandidat. „Aber Plakate halte ich auch für wichtig“, so der 41-Jährige.

Schub für den Bekanntheitsgrad

Für die Dauer des Wahlkampfes lässt er seine Mitgliedschaft bei den Grünen ruhen. Gleichwohl macht er Nachhaltigkeit zum Thema in seinem Wahlprogramm. Ist das Plakatieren dazu kein Widerspruch? Dass der große Verbrauch an Papier für Plakate und Flugblätter, die er verteilt hat, dem Umweltschutz nicht dienlich ist, sieht Kadir Koyutürk auch. „Es geht mir aber darum, möglich viele Personen an die Wahlurne zu bekommen“, sagt er. Daher müsse er unterschiedliche Wege gehen, um die Einwohner zu erreichen. Zudem stelle er fest, dass ihm die Plakate durchaus bereits geholfen haben, bekannter zu werden. „Ich merke, dass ich häufiger erkannt werde“, sagt er.

Markus Kämmle, dessen Konterfei ebenfalls schon an einigen Straßenlaternen prangt, sieht das recht ähnlich. „Der Umweltschutz ist natürlich ein Thema“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler. Der 57-Jährige ist jedoch der Ansicht, dass Plakate im Wahlkampf unverzichtbar sind. „Um solche althergebrachten Mittel kommt man nicht herum“, meint er. Wenn man es ernst meine, müsse man alle Kanäle bespielen. Der Kornwestheimer möchte nämlich auch viele ältere Einwohner, die oft nicht im Internet unterwegs sind, ansprechen. Anders als bei seiner ersten Kandidatur vor acht Jahren will Kämmle die sozialen Medien diesmal aber zusätzlich intensiver abdecken.

Zurückhaltung angekündigt

Nico Lauxmann (CDU) ist Bürgermeister von Schwieberdingen und hat im Wahlkampf bereits ebenfalls Erfahrungen gesammelt. Er kündigt an, dass die Kornwestheimer seine Plakate ebenfalls bald sehen werden. „Wir kämpfen um eine hohe Wahlbeteiligung“, sagt er. Die Plakate können seiner Ansicht nach dazu dienen, nicht nur konkret auf seine Person, sondern auch auf die Wahl an sich hinzuweisen. Auf dem Umweltschutz angesprochen, ergänzt er: „Ich bin dabei sehr zurückhaltend.“

Der parteilose Bewerber Stefan Duscher will ebenfalls auf Papier setzen. Seine Wahlbroschüre hat er bereits an einige Haushalte verteilt. „Plakate wird es auch geben“, so der 49-jährige Physiker. So üppig wie Koyutürk solle das Ganze allerdings nicht ausfallen. Für einen Einzelkämpfer wie ihn seien Plakate jedoch eine gute Möglichkeit, viele Einwohner in kurzer Zeit zu erreichen.

Alle Generationen erreichen

Für die unabhängige Kandidatin Zennure Funke-Ulusoy war diese Form der Werbung in ihrem ersten Wahlkampf zunächst nicht gesetzt. „Vor allem die Älteren in meinem Umfeld haben mich jedoch davon überzeugt, dass es Plakate braucht“, erklärt die Lehrerin. Ihr sei es wichtig, jeden einzelnen Einwohner so gut wie möglich und alle Generationen zu erreichen. „Deshalb werde ich auch unterschiedliche Kanäle nutzen“, erklärt die 39-jährige Kornwestheimerin.