Daniel Töpfer war einer der jüngsten Bürgermeister im Südwesten. Foto: Gemeinde Weissach

Daniel Töpfer hat als Bürgermeister das Weissacher Rathaus mit eisernem Besen auf Vordermann gebracht – aber auch Kritik geerntet.

Weissach - Das Erreichen des ersten Etappenziels – Platz eins bei der Esslinger OB-Wahl – liegt nur 36 Stunden zurück, da gibt der Kandidat schon wieder Gas. „Die Entscheidung heißt Aufbruch oder Stillstand“, sagt Daniel Töpfer und muss nicht erklären, wie seine Worte zu verstehen sind: Er, der 32-jährige Bürgermeister aus der Gemeinde Weissach im Kreis Böblingen, steht für Bewegung und Wandel, sein Kontrahent Matthias Klopfer für das „Weiter so“ des Amtsinhabers Jürgen Zieger. Der Sozialdemokrat hatte im März überraschend seinen vorzeitigen Rückzug nach 23 Jahren für Ende September angekündigt.

Töpfer sieht dem zweiten Wahlgang am 25. Juli „definitiv mit großem Optimismus“ entgegen. „Meine Gespräche mit den Menschen in Esslingen haben gezeigt, dass viele sich eine veränderte Stadtpolitik wünschen.“ Und die, na klar, gebe es nur mit ihm.

Kein Automatismus

Kaum verwunderlich, dass er nichts von jenen Auguren hält, die nach dem Rückzug des erfolglosen Grünen-Bewerbers Vittorio Lazaridis jetzt Vorteile für den sozialdemokratischen Konkurrenten erkennen. „Den Automatismus, dass nun alle Grünen-Anhänger Herrn Klopfer wählen, den sehe ich überhaupt nicht“, sagt Töpfer selbstbewusst. „Die Menschen sind mündig.“ Wer einen Aufbruch wolle, müsse für ihn stimmen.

Nein, mangelndes Selbstbewusstsein kann man dem smarten CDU-Mann wirklich nicht vorwerfen. Und mangelnden Veränderungswillen auch nicht. Im Weissacher Rathaus hat er sich sehr schnell den Ruf des Aufräumers erarbeitet, seitdem er in der reichen Porsche-Gemeinde vor den Toren Leonbergs die Geschäfte übernommen hat.

Sieg vor sieben Jahren

Vor fast auf den Tag genau sieben Jahren setzte er sich in der Stichwahl gegen die Amtsinhaberin Ursula Kreutel durch und fackelte nicht lange: Die Amtsleiter wurden ausgetauscht, die Kämmerei durchforstet. Dabei stellte er fest, dass in der Kommune seit dem Jahr 2002 kein ordentlicher Jahresabschluss mehr gemacht worden war. Das hatte im finanziell auf Rosen gebetteten Weissach offenbar niemanden gestört – auch nicht die Reihen des Gemeinderats.

Daniel Töpfer heuerte den früheren Kämmerer von Fellbach als Berater an, um die Bücher wieder in Ordnung zu bringen. Der erhielt dafür rund 223 000 Euro Honorar. Genau diese Summe forderte der junge Bürgermeister auf dem Klageweg von seiner Vorgängerin zurück – und bekam recht.

16 Millionen Euro sind gefährdet

In schweres Fahrwasser geriet Töpfer derweil durch den Greensill-Skandal. 16 Millionen Euro hatte die Gemeinde bei der Pleite-Bank angelegt. Ob sie zumindest einen Teil davon zurückbekommt, ist unklar. Der Bürgermeister versichert, die Transaktionen seien durch die Anlagerichtlinien der Gemeinde gedeckt gewesen. Doch viele Weissacher sehen das Gebaren kritisch. Den Bürgermeister ficht das nicht an. Und auch in Esslingen haben sich seine Unterstützer von CDU, Freien Wählern und FDP ja schon zu Beginn des Wahlkampfes demonstrativ hinter ihn gestellt.

In Weissach läuft alles

Für den Endspurt hat Töpfer seinen Urlaub in Weissach verlängert. Ein Führungsvakuum gebe es im Rathaus nicht: „Die Geschäfte laufen super“, sagt er. „Meine drei Amtsleiterinnen haben alles im Griff.“ So kann der CDU-Mann unbeschwert auf das große Ziel hinarbeiten: eine Mehrheit im zweiten Wahlgang. Ob er in diesem Fall auch direkt am 1. Oktober antreten würde, lässt Töpfer offen: „Ich würde in Weissach nicht das Licht aus machen und wäre weg. Es gibt einen geordneten Übergang.“ Und wenn es nicht klappt? „Dann sitze ich am 26. Juli wieder an meinem Schreibtisch.“