Wer zieht als Nachfolger von Frank Nopper ins Backnanger Rathaus ein? Die größten Chancen werden den beiden Bürgermeistern Maximilian Friedrich und Stefan Neumann eingeräumt. Foto: Gottfried Stoppel

Am kommenden Sonntag wird in Backnang ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Acht Kandidaten werden auf den Stimmzetteln stehen – zwei von ihnen werden die besten Chancen eingeräumt.

Backnang - Die Vorstellungsrunde für die Oberbürgermeisterwahl am kommenden Sonntag hat schon fast Spielfilmlänge. Acht Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge des nach Stuttgart gewechselten langjährigen Rathauschefs Frank Nopper, sieben Männer und eine Frau. Wegen der Pandemiebedingungen sind die jeweils zehnminütigen Selbstdarstellungen nicht im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung vorgetragen, sondern per Internetvideos aufgenommen worden – auf dem Youtubekanal der Stadt sind sie seit Freitag zu sehen.

Zweiter Wahlgang ist wahrscheinlich

Die Wähler können sich bis zum Wahlsonntag auf diesem Weg ein Bild von den Kandidaten machen. Dass einer von ihnen schon am Abend als Sieger gekürt wird, gilt bei dem breiten Bewerberfeld als eher unwahrscheinlich. Denn wer gleich im ersten Durchgang legitimiert werden will, müsste eine absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen. Im zweiten Wahlgang, der zwei Wochen später stattfinden würde, reichte dann die einfache Mehrheit. Glaubt man den örtlichen Auguren, so werden letztlich jene zwei Kandidaten das Rennen unter sich ausmachen, die bereits Erfahrung als Rathausregenten haben – wenn auch in kleineren Kommunen als Backnang.

Maximilian Friedrich ist einer von ihnen. Der 33-Jährige ist erst im vergangenen Jahr – als einziger Kandidat – mit klarer Mehrheit in seine zweite Amtsperiode in Berglen gewählt worden. In seine erste war er mit 25 Jahren als damals jüngster Schultes Deutschlands gegangen. Die Entscheidung, jetzt in Backnang zu kandidieren, sei keine Entscheidung gegen die 6400-Einwohner-Gemeinde Berglen, sondern eine für die Murrstadt gewesen, betont Friedrich. Er hatte seine Bewerbung schon im Dezember als erster Kandidat überhaupt abgegeben. Und für diese, sagte Friedrich im Wahlkampf, habe er bereits eine lange Liste „frischen Ideen“ parat.

Sein stärkster Konkurrent dürfte Stefan Neumann sein. Der 38-Jährige ist auch ein über mehr als eine Amtsperiode hinaus erfahrener Rathauschef. Seit 2010 ist er der Bürgermeister in Künzelsau. Seine Bewerbung scheint in der gut 15 000 Einwohner starken Kommune im Hohenlohekreis größtenteils mit Bedauern, aber auch Verständnis aufgenommen worden zu sein. Auch Neumann betont, sich in Künzelsau eigentlich wohl zu fühlen, spricht im Wahlkampf aber bereits von „unserer Murrmetropole“. Er ist CDU-Mitglied und sitzt für diese auch im Hohenloher Kreistag. Er wird von den Backnanger Christdemokraten unterstützt, will seine Kandidatur aber parteiunabhängig verstanden wissen. Als Backnanger OB will er „die Gesamtentwicklung der Stadt im Blick und im Fokus behalten“.

Nur eine Frau bewirbt sich

Außer den beiden Bürgermeistern haben weitere sechs Bewerber ihre Hüte in den Ring geworfen. Die einzige Frau ist Julia Papadopoulos. Die 36-jährige Waiblinger Stadträtin ist Landesvorsitzende der Partei „Mensch, Umwelt Tierschutz“. Als Oberbürgermeisterin wolle sie alles tun, um die Stadt grüner und sozialer zu gestalten, sagt sie. Klimaschutz hätte dann oberste Priorität.

Ähnliches gilt für Marco Schlich. Dieser sieht im Klimawandel „die größte Bedrohung, der die Menschheit jemals ausgesetzt war“. Der 45-jährige Bauingenieur will die Rahmenbedingungen schaffen, um dem entgegenzuwirken.

Auch der 65-jährige Professor für politische Bildung und Politikdidaktik sowie BUND-Aktivist Andreas Brunold will die Stadt bis zum Jahr 2035 klimaneutral gestalten. Umwelt- und Stadtentwicklungspolitik nennt er als Schwerpunkte, die Bürgernähe des Oberbürgermeisters eine „allererste Verwaltungspflicht“.

Jörg Bauer betont, ein Ur-Backnanger und Macher zu sein. Der 51-jährige Bauunternehmer will durch seine „Fachkompetenz“ fünf Prozent der städtischen Baukosten einsparen und mit dem Geld Leerstandsflächen in der Innenstadt aufkaufen und wiederbeleben.

„Fair miteinander umgehen“ ist für Stefan Braun die oberste Maxime. Der 56-jährige Jurist nennt Backnang eine „Herzensangelegenheit“. Und er will als Oberbürgermeister „verbinden und nicht spalten“, wie er sagt.

Roland Stümke glaubt, dass die Coronakrise zu Spaltungen in der Gesellschaft führt. Der 52-jährige Fertighaus-Fachberater will die Menschen wieder zusammenführen und den sozialen Wohnungsbau fördern.

Die von der Stadt aufgenommenen Videos der Kandidaten findet man hier.