Der Backnanger CDU-OB Frank Nopper (links) und sein einziger Herausforderer Volker Dyken von den Piraten Foto: Gottfried Stoppel

Zwei Männer treten bei der Backnanger Oberbürgermeisterwahl am 4. Februar an: der Amtsinhaber Frank Nopper (CDU) und der Gymnasiallehrer Volker Dyken (Piraten). Die beiden Kandidaten könnten unterschiedlicher kaum sein.

Backnang - Keine Frage, der Amtsinhaber, OB Frank Nopper (CDU), hat wohl die deutlich besseren Karten. Sein einziger Gegenkandidat bei der Backnanger Oberbürgermeisterwahl am Sonntag, 4. Februar, ist der Piratenpolitiker Volker Dyken. Der 48-jährigen Gymnasiallehrer wird von den Linken und den Backnanger Demokraten unterstützt.

Nopper hat, als er im Herbst vergangenen Jahres im Gemeinderat seien erneute Kandidatur bekannt gab, kaum Kritik zu hören bekommen. Fast alle Fraktionen haben sinngemäß erklärt, dass sie recht zufrieden wären, wenn der 56-jährige Jurist weitere acht Jahre OB der Murrstadt bliebe. Die SPD fordert vom Amtsinhaber allerdings mehr Sensibilität für soziale Themen. Und die Grünen hatten – vergeblich – nach einem möglichen Gegenkandidaten gefahndet, auch auf Facebook, was von anderen Kommunalpolitikern mit Häme kommentiert worden war.

Der OB preist seine Bilanz

Die beiden Männer, die die Wahl in knapp drei Wochen gewinnen wollen, könnten unterschiedlicher kaum sein. Hier der eloquente Amtsinhaber, der stets im Anzug auftritt, und dort der „Pirat“ mit den langen Haaren und dem Kinnbart. Der Jurist gegen den Pädagogen. Nopper, der verheiratete Vater von zwei Kindern, gegen den geschiedenen Vater von drei Kindern.

Mit Blick auf die jetzt zu Ende gehende achtjährige Amtsperiode spricht Nopper von vielen Projekten, die erfolgreich über die Bühne gebracht worden seien: unter anderem der S-Bahn-Ringschluss, also die Verbindung von Backnang nach Marbach, der Bau des B-14-Anschlusses Backnang-Mitte, der Bau des neuen Hallenbads, die Eröffnung des Bildungshauses sowie des Technikforums. Zudem sei es gelungen, vom Bund eine Finanzierungszusage für den Weiterbau der Bundesstraße 14 zu bekommen. In den nächsten acht Jahren will Nopper, wenn er denn gewinnt, unter anderen diese Projekte umsetzten: den Weiterbau der B 14, die Umgestaltung des Bahnhofs zu einer „Mobilitätsdrehscheibe“, einem Ort, an dem Bus-, Bahn-, Auto-Radverkehr sich verzahnen.

Ein weiteres wichtiges Ziel sei es, die Landestraße in Richtung Autobahn auszubauen. Ferner will Nopper die Backnanger Innenstadt „weiter aufwerten“, Ziel sei es, in der City auch Wohnraum zu schaffen, etwa mit dem Bauprojekt Kronenhöfe. Nopper sagt, er sei zuversichtlich, dass die Stadt und der Unternehmer Hermann Püttmer doch noch zusammenfinden und einen gemeinsamen Plan für die Bebauung des alten Kaelble-Areals entwickeln. Bis dato gehen die Vorstellungen noch weit auseinander. Püttmer will ein Hochhaus bauen, die Stadtverwaltung ist strikt dagegen.

Guckt Nopper neidisch in die Nachbarstadt Winnenden?

Auch der seit vielen Jahren diskutierte Neubau der Karl-Euerle-Sporthalle sei ihm wichtig, sagt der Amtsinhaber im Gespräch mit unserer Zeitung. Er strebe trotz der vielen Vorhaben eine „schwäbisch-solide Haushalts- und Finanzwirtschaft“ an.

Guckt Nopper nicht ein klein bisschen neidisch in die Nachbarstadt Winnenden? Dort hat sein Amtskollege Hartmut Holzwarth bei der OB-Wahl am 21. Januar keinen Gegenkandidaten. Er sei „hin- und hergerissen“, erklärt Nopper. Vielleicht, sagt der Backnanger OB, sei es für die demokratische Kultur und die Wahlbeteiligung ganz gut, dass es zwei Aspiranten gibt.

Dyken will eine „sozialere und ökologischere“ Politik

Volker Dyken (48) lebt seit sechs Jahren in Backnang-Waldrems und sagt, er verfolge einen „anderen Politikansatz“ als Nopper. Er fordert mehr Bürgerbeteiligung und verspricht eine „sozialere und ökologischere“ Politik. Als Oberbürgermeister würde sich der selbst ernannte „Nopper-Stopper“ dafür einsetzen, die Gebühren für die Kindergärten zu senken und möglichst bald ganz zu streichen. Er könnte sich vorstellen, die daraus resultierenden Einnahmeausfälle durch eine leichte Anhebung des Grundsteuersatzes zu kompensieren.

Dyken sagt, er würde gerne ein „Stromnotfallprogramm“ auflegen, das Menschen hilft, denen der Strom abgedreht werden soll, weil sie ihre Rechnung nicht bezahlt haben. Er wolle die Innenstadt vom Individualverkehr entlasten, beispielsweise durch den Bau von mehreren Park-and-Ride-Plätzen am Stadtrand. Auf diesen Plätzen könnten die Autofahrer ihre Wagen abstellen und dann in Busse umsteigen. Dyken schlägt für den Stadtverkehr ein 50-Cent-Busticket vor.

Dyken: Backnang ist nicht im 21. Jahrhundert angekommen

Zum Thema regenerative Energie sagt er: Backnang sei „noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen“. Backnang, kritisiert Dyken, sei „eine reine Schlafstadt“, weil die Verwaltung das Nachtleben nicht fördere. Als OB, sagt der Kandidat, würde er auch ehrenamtliches Engagement stärker fördern.

Glaubt Volker Dyken, dass er tatsächlich eine Chance hat, gegen Nopper zu gewinnen? Er sei jedenfalls der Mann für all jene Backnanger, die sich eine „progressivere, modernere Politik“ wünschten. Und auch der amtierende OB will sich auf Nachfrage nicht auf eine Prozentzahl festlegen, die er anstrebt. Er sagt nur so viel: 50 plus x.

Die beiden Kandidaten treffen sich am 17. und am 26. Januar

Frank Nopper
Der OB Frank Nopper war vor seinem Amtsantritt 2002 Geschäftsführer des Landesinnungsverbands des Schreinerhandwerks. Bei seiner Wiederwahl zum OB 2010 kam er auf 86,8 Prozent. Nopper ist Mitglied der Regionalversammlung, Kreisrat und Mitglied des Hauptausschusses des Städtetags.

Volker Dyken
Der Herausforderer Volker Dyken ist im ostfriesischen Aurich aufgewachsen. Er hat bei der Landtagswahl 2011 in Backnang kandidiert, bei der Bundestagswahl 2013 in Waiblingen und bei der Landtagswahl 2016 in Schwäbisch Gmünd. 2014 hat Dyken für den Backnanger Gemeinderat kandidiert.

Treffen
Ein Wahlpodium der Backnanger Kreiszeitung findet am 17. Januar um 19.30 Uhr im Bürgerhaus statt. Die Kandidatenvorstellung der Stadt beginnt am 26. Januar um 20 Uhr im Bürgerhaus.