Die Grünen Politiker Werner Wölfle (l) und Muhterem Aras Foto: dpa

Aras, Kienzle, Wölfle: Drei grüne Stuttgarter Funktionsträger stünden für OB-Wahl bereit.

Stuttgart - Nach der gewonnenen Kommunalwahl 2009 und dem Triumph bei der Landtagswahl 2011 wollen die Grünen in Stuttgart auch den Sessel von OB Wolfgang Schuster (CDU) besetzen. Aber mit wem?

Am Donnerstag traf sich die Findungskommission der Öko-Partei. Das mit 21 Köpfen üppig besetzte Konklave, bei dem nur noch Ministerpräsident Winfried Kretschmann fehlt, hirnte bis in die späten Abendstunden über Anforderungsprofile und Aspiranten. Weißer Rauch stieg keiner auf.

Eine schnelle Einigung, sagt der Kreisvorsitzende Philipp Franke, sei gar nicht beabsichtigt gewesen. Sie dürfte angesichts der Bandbreite möglicher Kandidaten auch kaum möglich sein. "Wir werden zunächst keine neuen Namen nennen", sagt Franke. Also bleibt es bei den alten: der Stuttgarter Landtagsabgeordneten Muhterem Aras, der Bezirksvorsteherin von Mitte, Veronika Kienzle, dem Tübinger OB Boris Palmer und dem Stuttgarter Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle.

Zwar besitzt jeder der vier Kandidaten in spe nachweislich mehr Verwaltungserfahrung als der von der CDU vergangenen Freitag ins Rennen gebrachte Berliner Werber Sebastian Turner. Ob das Wissen um die Schichtung von Aktenbergen und die Funktionsweise des Paternosters im Rathaus allerdings wahlentscheidend ist, darüber gehen die Meinungen bei den Grünen genauso auseinander wie bei den Christdemokraten.

Mit Turner und vielleicht auch der Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann habe man von CDU-Seite kaum etwas zu befürchten, glaubt Franke: "Deren beider Chance, die Wahl zu verlieren, ist gleich gut." Zweifel über das eigene Abschneiden beschleichen die Grünen allenfalls, wenn der Name Andreas Renner ins Spiel kommt. "Er wäre der erste ernsthafte Konkurrent", sagt ein Regierungsmitglied der Ökos. Doch wie "ernsthaft" sind die Grünen-Bewerber?

Muhterem Aras (45), die in der Stadtmitte ihr Landtagsmandat mit 42,5 Prozent (bestes Ergebnis im Land) direkt holte und dabei auch auf der Halbhöhe zweistellige Werte erreichte, gilt als Vorzeige-Migrantin. Mit zwölf aus Anatolien erst nach Filderstadt, dann nach Stuttgart gekommen, biss sie sich durch. Heute führt sie ihr eigenes Steuerberater-Büro. "Ich bin nicht notleidend", sagt Aras, "und meine jetzige berufliche Tätigkeit wäre kein Hindernis". Aber ist Stuttgart reif für eine Schwäbin mit anatolischen Wurzeln auf dem OB-Sessel? Eine Frage, die die Grünen-Basis stellt.

Veronika Kienzle plagt nicht der Migranten-Malus. Die 49-jährige war Stadt- und Bezirksbeirätin und Flüchtlingskoordinatorin, bevor sie vor acht Jahren Bezirksvorsteherin in Mitte wurde. Dort agiert sie umsichtig, ausgleichend und zielgerichtet. "Ich freue mich, dass ich diese Resonanz erhalte und man mir das zutraut", sagt Kienzle. Das OB-Amt bringe eine "unglaubliche Verantwortung". Kienzle bleibt vage: "Es wäre verfrüht zu sagen, dass ich es anstrebe." Würde sie der Verantwortung gewachsen sein? Eine Frage, die die Grünen-Basis stellt.

Werner Wölfle, dem als langjährigem Fraktionschef 2011 im zweiten Anlauf der Wechsel auf die Bürgermeisterbank gelang, schließt nicht aus, den Finger zu heben. "Wir haben doch noch Zeit", gibt er sich gelassen. Wölfle ist 58, könnte nur eine Amtsperiode regieren. Eine Art Übergangskandidat, murmelt die Grünen-Basis. Wäre das der Wählerschaft zu vermitteln?

Bleibt Boris Palmer. Der Tübinger OB, der sich bei der Wahl 2004 in Stuttgart mit Platz drei zufrieden geben musste, sie aber durch seine Empfehlung für Schuster mit entschied, wird wieder öfter genannt. Seine Stuttgart 21-Allergie sieht die Basis trotz Volksabstimmungs-Niederlage nicht als Nachteil. Er agiere besonnen und sachkundig, leiste in Tübingen gute Arbeit, heißt es. Und: Wollte er antreten, müssten andere zurückstehen. Aber will Palmer antreten?