Das Kulturdenkmal Villa Berg wartet seit Jahren auf die Sanierung. Foto: Leif Piechowski

Die CDU-Gemeinderatsfraktion setzt sich für den Projektentwickler PDI ein. Der Investor warnt OB Kuhn vor dem angestrebten Grundsatzbeschluss.

Stuttgart - Die Entscheidung über die Zukunft der Villa Berg gerät immer mehr zu einem Machtkampf zwischen der Stadtverwaltung und dem Investor – und mit der Firma PDI kämpft seit Freitag Seite an Seite die CDU-Gemeinderatsfraktion.

Während OB Fritz Kuhn (Grüne) kommende Woche beschließen lassen will, dass die Stadt die Villa kaufen und sanieren und mittelfristig die Fernsehstudios zugunsten von mehr Park beseitigen soll, versucht die CDU jetzt eine „Mischlösung“ durchzusetzen. Demnach soll die Stadt sich nur um die Übernahme und Sanierung der Villa kümmern, dem Projektentwickler PDI aber die Umwandlung des Studiokomplexes in rund 150 Wohnungen erlauben. Diesen Vorstoß beschloss die Fraktion am Donnerstag mit acht gegen sieben Stimmen, nachdem CDU-Finanzbürgermeister Michael Föll für die maßgeblich von ihm entwickelte Verwaltungslinie geworben hatte.

Fraktionschef Alexander Kotz sagt, mit der Mischlösung könne die Stadt für eine sichere und qualitätsvolle Sanierung der Villa sorgen, zudem würden dringend benötigte Wohnungen entstehen. Die Stadt würde sich auch noch einen Millionenaufwand ersparen. Sie müsste nur etwa 4,9 Millionen Euro für die rund zehn Millionen Euro teure Sanierung der Villa aufbringen, wenn man erhoffte Zuschüsse von Bund und Land in Höhe von 5,1 Millionen Euro abzieht. Würde die Stadt auch noch die Studios übernehmen und sie beseitigen, hätte sie Nettokosten von sieben Millionen Euro – ohne Grunderwerb.

Kotz setzt sogar noch einen drauf: Der Investor habe zugesagt, der Stadt die Villa zu schenken und vom Erlös für die Wohnungen Geld abzuführen. Das könnte nach CDU-Meinung für das Renaturieren einiger Studiozufahrten und die Sanierung von Parkanlagen verwendet werden. Zudem sei vorstellbar, PDI mehr als die üblichen 20 Prozent geförderte Wohnungen abzuverlangen.

PDI will nicht vom Kauf zurücktreten

Die Immobilien sind bereits von der PDI gekauft. Die Verwaltung möchte mit dem Grundsatzbeschluss erreichen, dass der Investor vom Kauf zurücktritt. Dann will sie sich mit den Insolvenzverwaltern und der Gläubigerbank des früheren Grundstückseigentümers Rudi Häussler auf einen niedrigen Preis einigen. PDI kündigte am Freitag aber an, man werde nicht zurücktreten. Die Bank müsste den von Kuhn angestrebten Beschluss als Erpressungsversuch empfinden. Sie werde kein Interesse an geringeren Erlösen haben. Die Villa verfalle weiter.

Davor warnt auch die CDU. Sie hofft auf eine Mehrheit im Rat oder mindestens eine Vertagung am Dienstag. Immerhin hätten sich die Grünen, als Häussler anklopfte, sogar ein reines Investorenmodell vorstellen können. Peter Pätzold (Grüne) kündigte aber an, man stimme geschlossen für die OB-Vorlage. Roswitha Blind (SPD) kritisierte: „Die CDU handelt nach dem Motto ,Verluste sozialisieren, Gewinne privatisieren‘“. Die SÖS/Linke wird den Ausschlag geben. Sie äußerte sich am Freitag nicht.