Im Jahr 2008 mit Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden. Foto: Archiv

Am Freitag ist sein letzter Arbeitstag. Werner Spec ist nach 16 Jahren in Ludwigsburg als OB abgewählt worden. Nun hat der 61-Jährige erstmals erklärt, was er künftig beruflich machen möchte.

Ludwigsburg - Der Schreibtisch von Werner Spec im ersten Stock des barocken Rathauses in Ludwigsburg ist nahezu leer. Der Oberbürgermeister schlägt die Kladden auf, die ihm die Mitarbeiterinnen seines Vorzimmers hingelegt haben, unterzeichnet schwungvoll und fröhlich vor sich hinpfeifend die letzten Verfügungen. So gelöst hat man den 61-jährigen zuletzt selten gesehen. Es wirkt, als sei eine Last von ihm abgefallen.

Vielleicht ist es auch die Perspektive einer neuen Aufgabe, die Spec beflügelt. Er will sich selbstständig machen, als Berater und Moderator fungieren. „Ich will die Spezialisten aus Rathäusern, Verwaltungen und Unternehmen zum Austausch zusammenbringen“, erklärt der Noch-Rathauschef. Das „Ein-Mann-Unternehmen Spec“ will Workshops oder Konferenzen organisieren. Und zwar für die Themen Nachhaltigkeit, Energie und Digitalisierung – die ihm auch während seiner Zeit im Rathaus am Herzen lagen.

Spec will bei einem kommunalen Dachverband arbeiten

Zudem wird Spec sein Engagement bei einem Dachverband von Kommunen in Berlin verstärken, dem Deutschen Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (DV). Spec ist schon seit einiger Zeit Leiter des Arbeitskreises Energie beim DV, als Nachfolger des früheren Bundesumweltministers Klaus Töpfer (CDU). Dieses Netzwerk will Spec ausbauen, dazu wird der Vater von vier Kindern und ebenso vierfache Großvater viel in Berlin und im europäischen Ausland unterwegs sein. Ludwigsburg soll seine Basisstation bleiben: „Ich werde zunächst weiterhin hier wohnen.“ Auch das Kreistagsmandat hat Spec angetreten.

Wird ein Macher und Machtmensch wie Spec wirklich kürzertreten? Am Freitag ist der letzte Arbeitstag, am Vorabend wird Spec mit allen Ehren verabschiedet. Zunächst kümmert sich der 61-Jährige um die Familie, dann geht es nach Kroatien in den Urlaub. Im September stehen bereits die ersten neuen Termine an. Immerhin eines ändert sich künftig: Als Selbstständiger kann Werner Spec seinen Kalender besser selbst regulieren. „Meine Lebensqualität verbessert sich dramatisch“, sagt der scheidende Oberbürgermeister.

Die 80-Stunden-Woche ist vorbei

Ein Dienst-Tag begann während der vergangenen 16 Jahre in Ludwigsburg und davor sieben Jahre als OB in Calw stets morgens um 8 Uhr und endete selten vor 21.30 Uhr, an den Wochenenden gab es ebenfalls Termine. Gegen Ende der Amtszeit habe er das Pensum noch einmal intensiviert. Allen Signalen aus seinem Umfeld zum Trotz, nicht erneut zu kandidieren, wollte er nicht einfach so von der Bühne abtreten. „Einfach wegzulaufen ist nicht meine Art“, sagt der gebürtige Sigmaringer. Für ein Alphatier wie ihn scheint es leichter, nach einem harten Wahlkampf und einer Wahlniederlage aus dem Amt zu scheiden, als bei Widerstand freiwillig den Rückzug anzutreten.

Die Ära Spec endet ohne Groll

So endet die Ära Spec trotz aller Streitigkeiten versöhnlich. Selbst manche Gegner, die sich für den Wechsel zu Matthias Knecht eingesetzt haben, loben die Leistungen und den Einsatz für die Barockstadt. Groll oder Reue empfinde er nicht, im Gegenteil. „Mir geht es richtig gut“, sagt Werner Spec, „ich bin dankbar dafür, dass ich 16 Jahre für diese wunderbare, dynamische Stadt arbeiten durfte.“