Texas: Gehandelt als neuer Barack Obama – der Demokrat Beto O’Rourke fordert... Foto: dpa/Austin American-Statesman

Selten ging es bei Midterm-Wahlen um so viel – und selten war die politische Stimmung aufgeheizter und die Zweikämpfe spannender. Auf diese Staaten sollte man am 6. November sein Augenmerk richten.

Washington - Am 6. November entscheiden die Wähler in den USA über alle 435 Abgeordnete im Repräsentantenhaus und über 35 Sitze im Senat. Doch neben diesen Wahlen im US-Bund werden auch 36 Gouverneure und tausende Abgeordnete in den Repräsentantenhäusern und Senaten der Bundesstaaten neu gewählt. Hinzu kommen Hunderte Volksabstimmungen in den Staaten oder auf lokaler Ebene.

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Viele dieser Wahlen – ob nun über einen Senatoren- oder einen Gouverneurposten abgestimmt wird - haben politische Sprengkraft. Die spannendsten Duelle im Überblick:

Texas: Beto O’Rourke vs. Ted Cruz (Senatswahl)

Bei der Senatoren-Wahl in Texas kämpft der 46-jährige Beto O’Rourke von den Demokraten gegen den republikanischen Amtsinhaber Ted Cruz. Der ist nur ein Jahr älter, präsentiert sich aber deutlich steifer und gesetzter. O’Rourke will in dem Staat, der doppelt so groß ist wie Deutschland, unter anderem die vom Staat zur Verfügung gestellte Krankenversicherung Medicaid ausweiten und Waffengesetze verschärfen. Er wird von vielen nationalen US-Medien gefeiert und häufig mit John F. Kennedy verglichen, liegt aber in vielen Umfragen rund sechs Prozentpunkte hinter Cruz. Sein Sieg ist damit nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich. Er stünde jedoch dafür, dass die Demokraten auch im konservativeren Süden der USA künftig bessere Chancen haben.

Florida: Andrew Gillum vs. Ron DeSantis (Gouverneurswahl)

Bei der Gouverneurswahl in Florida steht der republikanische Trump-Wiedergänger Ron DeSantis dem schwarzen Demokraten mit linkem Programm Andrew Gillum gegenüber. Sollte Gillum die Wahl gewinnen, wird dies vermutlich die demokratischen Vorwahlen für die Präsidentschaftswahlen in zwei Jahren prägen. Die Partei diskutiert ausgiebig darüber, ob gegen Donald Trump eher ein gemäßigter Kandidat der Mitte oder eine Person mit einer mutigen progressiven Ausrichtung Erfolg hätte. Gillums Sieg würde dieser zweiten Gruppe ein wichtiges Argument liefern.

Georgia: Stacey Abrams vs. Brian Kemp (Gouverneurswahl)

Bei der Gouverneurswahl in Georgia kämpft Stacey Abrams darum, die erste schwarze Frau zu werden, die je in einem US-Bundesstaat dieses Amt bekleidet hat. Ihr Sieg wäre eine Überraschung und ein starkes Zeichen für diese Bevölkerungsgruppe, denn der Bundesstaat ist traditionell republikanisch. Abrams’ Konkurrent Brian Kemp hat zudem mehrere hunderttausend Menschen aus den Wählerverzeichnissen streichen lassen, so dass seine Gegner glauben, er wolle vor allem Schwarzen das Wählen erschweren.

Kentucky: Andy Barr vs. Amy McGrath (Wahl im sechsten Congressional District)

In Wahlkreis 6 in Kentucky kämpft ein Republikaner, der öffentlich stolz erklärt, dass „Feminist“ für ihn ein Schimpfwort sei, gegen eine Frau mit Kriegserfahrung. Veteranin Amy McGrath war die erste weibliche Marine, die eine F-18 flog. Sie steuerte das Kriegsflugzeug in fast 90 Kampfeinsätzen im Irak und Afghanistan und möchte nun ins Repräsentantenhaus nach Washington einziehen. Der Ausgang des Rennens ist offen, McGraths Sieg wäre aber ein Zeichen dafür, dass Wähler es gutheißen, wenn Kandidaten früher beim Militär waren.

Indiana: Joe Donnelly vs. Mike Braun (Senatswahl)

Dem demokratischen Senator Joe Donnelly steht mit dem Geschäftsmann Mike Braun ein republikanischer Herausforderer in einem US-Staat gegenüber, den Trump 2016 mit 19 Prozent Vorsprung gewann. Im Wahlkampf orientiert sich Donnelly beim heiklen Thema eines Ausbaus der Grenzmauer zu Mexiko am Präsidenten. Der Demokrat zeichnet von sich das Bild eines moderaten Politikers, der für die Verabschiedung von Gesetzen auch mit den Republikanern zusammenarbeiten würde. „Ich handele die ganze Zeit gegen meine Partei“, sagte Donnelly erst kürzlich.

Sein Rivale Braun stellt Donnellys Unabhängigkeit infrage und wirft ihm vor, nichts als ein Karrierepolitiker zu sein. Braun weist zudem darauf hin, dass Donnelly im Präsidentschaftswahlkampf 2016 fest an der Seite Hillary Clintons gestanden habe. Zudem habe er zur großen Mehrheit der demokratischen Senatoren gehört, die gegen die Berufung des Juristen Brett Kavanaugh an den Obersten Gerichtshof gestimmt hätten, kritisierte Braun.

West Virginia: Joe Manchin vs. Patrick Morrisey (Senatswahl)

Der Demokrat Joe Manchin aus West Virginia bewirbt sich um eine zweite Amtszeit als Senator. Noch 2016 hatte Trump in West Virginia einen satten Vorsprung von 42 Prozent. Manchins Rivale ist Patrick Morrisey, Generalstaatsanwalt von West Virginia und ein strammer Trump-Unterstützer.

Manchin das Thema der Krankenversicherung zu seiner zentralen Wahlkampfbotschaft gemacht und will für Menschen mit Vorerkrankungen den Zugang zu Krankenversicherungen erhalten. Daran knüpft er denn auch seine Kritik, dass Morrisey sich einer Klage gegen die Verfassungsmäßigkeit des als Obamacare bekannten Gesetzes zur allgemeinen Krankenversicherung angeschlossen habe. Zugleich ist Manchin der einzige Demokrat, der für die Bestätigung Kavanaughs als Oberster Richter stimmte. Der Senator hatte auch schon für Trump ersten Kandidaten für den Supreme Court votiert, Neil Gorsuch.

Morrisey wirft Manchin vor, in Wirklichkeit in Liberaler zu sein, der nur kurz vorm Wahltag überparteilich agiere.

Missouri: Claire McCaskill vs. Josh Hawley (Senatswahl)

Die Demokratin Claire McCaskill bewirbt sich um eine dritte Amtszeit als Senatorin, Generalstaatsanwalt Josh Hawley von den Republikanern fordert sie heraus. In Missouri lag Trump 2016 mit fast 19 Prozent vorn. Früher galt der Staat zwischen den großen Parteien als umkämpft, doch bei den vergangenen Wahlen ist er zur Hochburg der Republikaner geworden.

Vor diesem Hintergrund bemüht McCaskill denn auch, sich als eine moderate Politikerin zu präsentieren. „Claire ist nicht eine von diesen verrückten Demokraten. Sie agiert genau in der Mitte und findet Kompromisse“, betonte sie in einem Radiobeitrag. Hawley versucht McCaskill als eine „Liberale auf Parteilinie“ darzustellen. Die Kandidaten streiten sich auch über den Umstand, dass sich auch Hawley der Klage einer Gruppe republikanischer Generalstaatsanwälte gegen Obamacare anschloss.

Trump reiste bereits mehrere Male nach Missouri, um Wahlkampf für Hawley zu machen. Den 38-Jährigen pries der Präsident als einen „Star“.

Arizona: Kyrsten Sinema vs. Martha McSally (Senatswahl)

Die Demokraten setzen große Hoffnung auf einen Sieg in Arizona, wo ihre Kandidatin Kyrsten Sinema gegen die Republikanerin Martha McSally antritt. Beide bewerben sich um den Sitz, den der republikanische Senator Jeff Flake frei macht. Flake ist ein scharfer Kritiker Trumps und räumte ein, er könne im derzeitigen politischen Klima keine Vorwahl der Republikaner gewinnen.

McSally ist eine ehemalige Kampfpilotin der US-Luftwaffe. Sie vertritt als Abgeordnete einen gemäßigten Bezirk in Tucson. Sinema ist eine ehemalige Aktivistin der Grünen Partei und wandte sich dann den Demokraten zu. Im Kongress gilt sie als eher konservative Abgeordnete.

North Dakota: Heidi Heitkamp vs. Kevin Cramer (Senatswahl)

Die demokratische Amtsinhaberin Heidi Heitkamp sieht sich einem starken Herausforderer gegenüber, dem republikanischen Abgeordneten Kevin Cramer. In North Dakota gewann Trump die Präsidentschaftswahl mit 36 Prozentpunkten Vorsprung.

Heitkamp bemühte sich im Wahlkampf, die Unterschiede zwischen ihr und ihren Konkurrenten bei den Themen Gesundheit und Handel herauszustreichen. Sie erklärte, sie wolle Obamacare verbessern, während Cramer das Gesetz abschaffen wolle. Cramer führt an, Trumps Handelspolitik müsse Zeit gegeben werde, um zu wirken.

In Erklärungsnot geriet Heitkamps Wahlkampf wegen einer Zeitungsanzeige, in der Opfer von häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch namentlich genannt wurden. Die Senatorin musste sich entschuldigen, nachdem bekannt geworden war, dass einige der Frauen nicht identifiziert werden wollten und andere gar keine Opfer von Gewalt waren.

Nevada: Dean Heller vs. Jacky Rosen (Senatswahl)

Nevada ist der einzig umkämpfte Staat, in dem ein republikanischer Senator um seine Wiederwahl bangen muss. Dort sieht sich der Amtsinhaber Dean Heller von der demokratischen Abgeordneten Jacky Rosen herausgefordert. Heller ist der einzige Republikaner, der in einem Staat zur Wiederwahl antritt, in dem Hillary Clinton bei der Präsidentschaftswahl 2016 gewann. Rosen könnte von dem Engagement demokratischer Anhänger und Feministen profitieren, die Trump ablehnen.