Die Taxi-Fahrer haben viel weniger Fahrten – auch zum Arzt. Foto: dpa/Jan Woitas

Es gibt Umsatzeinbußen von 50 Prozent und mehr, sicheren Verdienst bringen in der Corona-Krise nur noch Fahrten von Patienten zur Dialyse.

Zu den Branchen, die die Corona-Pandemie in Marbach und im Bottwartal, schwer treffen, gehört auch die des Taxigewerbes. „Bei mir ist der Umsatz um mehr als 50 Prozent eingebrochen“, erzählt beispielsweise Jörn-Götz Dahlke vom gleichnamigen Taxi-Service aus Marbach. Seine drei Aushilfen habe er in den Urlaub geschickt, seine fünf Festangestellten würden nur noch in Teilzeit zu 50 Prozent arbeiten. Für sie habe er Kurzarbeitergeld beantragt. „Ich kenne Kollegen, die kämpfen ums Überleben, die wollen teilweise auf die staatlichen Hilfen zurückgreifen“, berichtet Dahlke weiter.

Für viele Fahrer würden sich die Schichten schlichtweg nicht mehr lohnen. „Einer meiner Fahrer hat an einem Sonntag insgesamt 14,80 Euro eingenommen“, nennt Dahlke ein Beispiel. Komplett eingebrochen sei beispielsweise das Geschäft mit Fahrten zum Bahnhof und zum Flughafen. „Ich habe feste Kunden von Porsche Consulting, die ich regelmäßig zum Flughafen bringe. Da fliegt keiner mehr“, bedauert der Firmeninhaber. Vor rund zehn Tagen habe er zuletzt vom Flughafen Frankfurt mit dem Großraumtaxi eine Familie abgeholt, die aus Südkorea zurückgekehrt sei und viel Gepäck dabei hatte.

Auch Fahrten zu Ärzten oder zur Physiotherapie seien viel seltener geworden. „Viele sind Hochrisiko-Patienten, die ihre Termine verschoben haben“, weiß Dahlke. Seine festen Größen sind derzeit nur Patienten, die er zur Dialyse oder zur Strahlentherapie fährt. Allerdings sei dies mit größeren Umständen verbunden: „Die kann ich jetzt nur noch einzeln befördern, und ich kann nur noch einen einzigen Eingang pro Klinik anfahren“, sagt Dahlke. Zudem dürfe er die Patienten nicht mehr ins Krankenhaus begleiten.

Die gleichen Erfahrungen hat auch Günter Drees gemacht, der ebenfalls in Marbach einen Taxi-Service anbietet. „Die Dialyse-Fahrten sind meine einzige sichere Bank“, berichtet er. Nach 19 Uhr werde kaum noch ein Taxi gerufen. „Am vorletzten Samstag hatte ich zwischen 19 Uhr und Mitternacht keine einzige Fahrt“, erzählt er. Für seinen Mitarbeiter habe er Kurzarbeit angemeldet. Tagsüber gebe es nicht einmal mehr Fahrten zum Bahnhof in nennenswerter Menge – „es sei denn, eine Frau hat mal zu viel eingekauft“. „Es klingt ein bisschen dreist, aber ich freue mich richtig, wenn in Marbach der Bus mal vor der Ankunft der S-Bahn abfährt“, berichtet Drees mit einem Anflug von Sarkasmus.

Noch schlimmer sind die Folgen der Corona-Pandemie für Aseghar Dehghanpour, der in Großbottwar das Unternehmen „Taxi Bottwartal“ betreibt. „Ich mache rund 75 Prozent weniger Umsatz“, erzählt er. Auch er lebt nur noch von Fahrten von Patienten zur Dialyse. Weiter reichende Hygienemaßnahmen als schon zuvor hat er nicht eingeführt. Handschuhe und Desinfektionsmittel habe er schon immer im Taxi mit dabei gehabt. Mundschutzmasken trage er nicht, da sich die Fahrgäste sonst erschrecken würden. Auch eine extra Plexiglasscheibe als Abtrennung zu den Fahrgästen nach hinten hat er in seinen Fahrzeugen nicht. „Ich habe einen Kollegen gesehen, der eine Folie eingebaut hat. Aber das stört nur beim Kassieren“, erzählt Dehghanpour.

Angst vor Ansteckung hat auch Jörn-Götz Dahlke nicht. Auf seinen Beifahrertüren hat er Schilder angebracht, auf denen er die Fahrgäste bittet, hinten einzusteigen. „Wenn meine Fahrer Handschuhe oder Desinfektionsmittel wollen, bekommen sie das von mir“, erklärt er. Bezahlen könne man bei ihm bar oder mit Karte. „Ein Virologe hat im Fernsehen gesagt, dass an beidem keine Viren haften bleiben“, zeigt er sich unbeeindruckt. Mehr als die Ansteckungsgefahr beunruhigt die Taxi-Unternehmer die wirtschaftliche Krise. „Ich habe schlaflose Nächte“, sagt Günter Drees.