Jörg Mink mit Magdalena Brzeska in der Linde Foto: Max Kovalenko

Das Rauchen hat er aufgegeben, Sport treibt er, doch den wichtigsten Schritt hin zu einem langen Leben unternimmt Jörg Mink jetzt: Der ruhelose Schaffer reduziert den Stress, konzentriert sich auf die Gastronomie im Schloss Solitude und gibt nach 17 Jahren die Linde in Möhringen ab.

Stuttgart - „Ich habe die Linde mit aller Leidenschaft und viel Herzblut geführt“, sagt der 54 Jahre alte Mink, „aber jetzt will ich meine Kräfte bündeln, ganz nach dem Motto: weniger ist manchmal mehr.“

Weniger? Das kannte Jörg Mink bisher nicht. Im Jägerstüble in Renningen hat er sich selbstständig gemacht, führte dann den Schwarzen Adler in Leonberg-Eltingen, ehe er 1998 die Linde in Möhringen in einem über 300 Jahre alten Haus, einer ehemaligen Poststation, an der Sigmaringer Straße übernahm. „Da habe ich Vollgas gegeben“, erinnert sich Mink, „da habe ich im ersten Dreivierteljahr sieben Tage die Woche gearbeitet, manchmal war ich so fertig, dass ich daheim im Sitzen am Tisch eingeschlafen bin.“

Der Einsatz lohnte sich, seine moderne schwäbische Küche lockte die Leute. Und weil der Koch auch eine begabte Rampensau und ein noch begabterer Verkäufer ist, begrüßte er alsbald auch die Prominenz. Die Daimler-Vorstände kamen, die VfB-Kicker, Schauspieler und Musiker wie Lionel Richie. Mink kochte im Kanzleramt, bei der Berlinale, bei Oscarpartys in Los Angeles, wurde Caterer, eröffnete ein Restaurant in Vaihingen, das nicht so lief, wagte sich dann 2008 ins Schloss Solitude, wo es dafür um so besser lief. Dort betreibt er nicht nur ein Restaurant, sondern auch einen Business Club nach britischem Vorbild. Der hat mehr als 240 Mitglieder, die die 450 Euro Aufnahmegebühr und die 1050 Euro Jahresgebühr nicht scheuen.

„Wir haben mittlerweile 80 Veranstaltungen im Jahr, die wir für den Business Club organisieren“, sagt Mink, zudem steht er in den Wintermonaten auch noch höchstselbst am Herd. Im März allerdings bekommt er einen neuen Küchenchef. Chris Trewer kommt aus der Schweiz, er kochte zuvor in Zürich und in Kreuzlingen. „Der passt prima zu uns“, sagt Mink, „er pflegt eine klare Küche ohne Chichi.“

Die Linde werden künftig die Brüder Maximilian und Ferdinand Trautwein betreiben. Das Familienunternehmen Trautwein mit Sitz in Stuttgart agiert bisher als Caterer, organisiert Feste und Veranstaltungen, liefert Essen und Getränke. Vater Gerd ist einer der Wirte beim Esslinger Zwiebelfest. „Die führen das so weiter, wie das bisher geführt worden ist, wie das die Gäste gewöhnt sind“, ist sich Mink sicher. Nur auf ihn muss man in der Linde künftig verzichten. Er ist nurmehr ein Schlossherr.