Hans-Peter Kastner in seinem Vaihinger Getränkemarkt. Foto: Alexandra Kratz

Wieder ein Fachhändler weniger in Stuttgart: Zum Jahresende schließt Getränke Kastner in Vaihingen seinen Markt – ist aber trotzdem für seine Kunden da.

In Vaihingen hat ein weiterer Einzelhändler geschlossen: Getränke Kastner. Seit den 1950er Jahren werden auf dem Gelände im Unteren Grund Getränke verkauft, zunächst als Getränke Fröhlich, seit Mitte der 1970er Jahre durch Getränke Kastner. Damit ist Schluss.

Der Grund: „In einem Getränkemarkt mit 150 Quadratmeter Fläche sind wir nicht mehr zukunftsfähig. Die steigenden Kosten im Bereich Energie und Heizung übersteigen das Machbare, da das Gebäude weder isoliert ist noch annähernd einem aktuellen Standard entspricht“, so der Geschäftsführer Hans-Peter Kastner.

Völlig vom Markt verschwinden wird Getränke Kastner freilich nicht: Wie bisher wird auch im nächsten Jahr noch rund um Vaihingen ausgeliefert, etwa nach Büsnau, Lauchhau, Universität, Dachswald, Kaltental, Rohr oder Dürrlewang – und das auch an Privathaushalte.

Verzicht auf Einwegpackungen

Dabei hat Kastner ein gutes Gespür für seine Kundschaft bewiesen, auch über deren Durst hinaus. Vor drei Jahren etwa hat er beschlossen, auf sämtliche Einweg-Flaschen und -Getränkepackungen zu verzichten. „Das wurde von der Kundschaft sehr gut angenommen“, so Kastner, „allgemein war die Einwegverpackung auf dem Rückweg. Unsere Kunden haben auch etwas mehr bezahlt für das Mehrwegsystem.“ Doch die Entwicklung der letzten Jahre konnte dies nicht aufhalten. Kastners Resümee der vergangenen drei Jahre: „Nach vielen Jahren ist es an der Zeit, den Tatsachen in die Augen zu schauen und eine Fortführung des Abholmarkts aufzugeben. Personalmangel, gestiegene Kosten, maroder Zustand von Gebäude und Hof sowie drei Jahre Corona und eine Kaufzurückhaltung im lokalen Fachhandel lassen uns gar keine andere Wahl als diesen Schritt zu gehen.“

Fachhandel benötigt Fachpersonal

Vor allem der Personalmangel macht Kastner schwer zu schaffen: „In den vergangenen 25 Jahren habe ich so eine Situation noch nie erlebt. Anfang dieses Jahres hatten wir 19 Angestellte, einige mussten wir gehen lassen. Von den Bewerbern danach hat sich keiner als tauglich erwiesen.“ Arbeiten in einem Getränkefachmarkt, das macht Kastner deutlich, ist eben mehr als den ganzen Tag Kisten rumschleppen: „Bei etwa 1000 verschiedenen Artikeln, darunter mehr als 100 Weine, benötigt man Leute, die auch Ahnung haben, die Ratschläge und Empfehlungen geben können, sonst ist es kein Fachhandel.“

Die allgemeine Entwicklung macht Kastner keinen Mut: „Die Kaufzurückhaltung ist deutlich spürbar. Alles wird teurer, die Leute gehen deshalb jetzt wieder vermehrt in die Supermärkte. Da ist es günstiger, da können wir nicht mithalten. Oder sie gehen dorthin, wo man alles an einem Ort bekommt.“ Die Abwanderung ins digitale Geschäft spürt er natürlich auch. Ob und wie er da künftig mit seinem Lieferservice profitieren kann, dazu hat er derzeit nicht wirklich eine Einschätzung.

Keine Subventionen

Angaben zum Jahresumsatz werden in dieser Branche üblicherweise nicht konkret benannt, Kastner bezeichnet dies als „zufriedenstellend“. Allerdings beklagt er, dass die Politik den Lebensmittelhandel nicht subventioniert. Kastner: „Alle Branchen werden berücksichtigt, doch der Getränkehandel steht ganz hinten an. Dabei können auch wir uns es nicht leisten, unsere ständig steigenden Unkosten an die Kundschaft weiterzugeben.“ Und sein persönliches Engagement hat auch seine Grenzen: „Mein Bruder fällt nächstes Jahr aus, ich werde krankheitsbedingt auch nicht wie gehabt weiterarbeiten können“, so Kastner.