Holger Badstuber ist beim VfB Stuttgart nicht unumstrittenFoto:Pressefoto Baumann Foto:  

Nach den Erfahrungen der ersten Spiele als Trainer des VfB Stuttgart ist Markus Weinzierl im Prinzip zu personellen Änderungen gezwungen. Doch so offensichtlich das ist, so schwierig ist die Suche nach echten Alternativen vor dem Spiel beim 1. FC Nürnberg. Kleine Hoffnungsschimmer aber gibt es.

Stuttgart - Es gibt ja Menschen, die dem Fußball nahestehen und ganz generell behaupten: Der Trainer ist der ärmste Tropf. Diese Meinung muss man nicht teilen, blickt man aber auf die ersten Amtstage von Markus Weinzierl als Cheftrainer des VfB Stuttgart, fällt es schwer zu wiedersprechen. Der Coach kam, sah – und verlor. Noch nicht die Hoffnung, aber drei Spiele: 0:4, 0:4, 0:3. Gewonnen hat er dabei auch, nämlich die Erkenntnis, dass es einiges umzubauen gäbe in der taumelnden Truppe. Nur: Wie soll das funktionieren?

„So kannst du nicht agieren in der Fußball-Bundesliga“, klagte Weinzierl nach der Heimpleite gegen Eintracht Frankfurt am vergangenen Freitag, „in der Summe war es einfach viel zu wenig.“ Der Coach verlangt mehr, doch sind Weinzierl die Hände gebunden. Vor der Runde versprach der Blick auf das VfB-Aufgebot noch reichlich Duelle auf Augenhöhe und die Qual der Wahl für den Trainer. Nun aber herrscht ein akuter Mangel an echten Alternativen.

Bewusst klein gehalten wurde der Kader vor Beginn der Saison, mit den aktuellen Absenkungen der jeweiligen Formkurve hat keiner gerechnet, die Verletztenliste war zuletzt ebenfalls ungewöhnlich lang, und für die Jungs aus der U 21 und der U 19 ist der Sprung in die Bundesliga viel zu groß. Immerhin die Abwehr könnte Weinzierl umbauen im kommenden Auswärtsspiel beim Aufsteiger 1. FC Nürnberg (Samstag, 15.30 Uhr).

Marc Oliver Kempf könnte sein Debüt feiern

Holger Badstuber, eigentlich als stabilisierender Faktor eingeplant, patzte schon zu Saisonbeginn in Rostock, auch gegen die Eintracht sah er schlecht aus. Fast 60 Prozent seiner Zweikämpfe hat der 29-jährige Ex-Münchner in dieser Saison verloren, in der Stuttgarter Dreier-Abwehrreihe, die Weinzierl zuletzt aufbot, hatte Badstuber dennoch seinen Platz sicher – weil Marcin Kaminski nach Düsseldorf verliehen wurde und Marc Oliver Kempf verletzt fehlte. Nun aber drängt der ehemalige Freiburger ins Team, gut möglich, dass er am Samstag in Nürnberg sein Debüt im Trikot des VfB feiert. Aber sonst?

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Hinten links machte Dennis Aogo nicht gerade den Eindruck, als sei er nach seiner Verletzungspause (Muskelfaserriss) schon wieder auf einem Toplevel angelangt. Gegen die Eintracht spielte er dennoch, da als Alternative lediglich der junge David Grözinger aus der Regionalligamannschaft zur Verfügung stand. Emiliano Insua war und ist noch für das Spiel in Nürnberg gesperrt, Borna Sosa fehlt wegen einer Schambeinentzündung voraussichtlich noch den Rest der Vorrunde.

Pablo Maffeo bekam von Markus Weinzierl zwar das Vertrauen hinten rechts, der Spanier hat den Nachweis seines Talents aber noch nicht erbringen können – auch, weil die jungen Spieler darunter leiden, dass die Routiniers ihnen keinen Halt geben können. Zu den erfahrenen Kräften gehört auch Andreas Beck, Maffeos Konkurrent. Der frühere Hoffenheimer steht allerdings nicht für den von Wienzierl geforderten Vorwärtsdrang, weshalb nur eine Umstellung sinnvoll erscheint: beide zu bringen, Beck hinten in einer Viererkette, Maffeo davor.

Gonzalo Castro ist noch immer nicht angekommen in Stuttgart

Vor der Abwehr ist Christian Gentner an die Seite von Santiago Ascacibar zurückgekehrt. Allerdings mag dem Kapitän derzeit nicht viel gelingen, es gibt nicht wenige, die ihm gerne eine Pause gönnen würden. Aber wen ansonsten bringen? Gonzalo Castro ist noch erfahrener als Gentner – aber noch überhaupt nicht in Stuttgart angekommen. Und Hans Nunoo Sarpei, der afrikanische Nachwuchsmann, war ursprünglich gar nicht für den Bundesligakader vorgesehen.

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Auf den offensiven Mittelfeldpositionen müht sich derzeit Erik Thommy nach Kräften, von der Leichtigkeit, die der Winter-Neuzugang zu Beginn der Ära Tayfun Korkut versprühte, ist aber nicht mehr viel zu sehen. Doch wer soll stattdessen wirbeln? Berkay Özcan fällt wegen eines Risses des Syndesmosebandes lange aus, Daniel Didavi soll seine Schleimbeutelentzündung an der Achillessehne auskurieren, und auch Anastasios Donis fehlte zuletzt. Den Griechen setzte ein Muskelbündelriss außer Gefecht, ins Mannschaftstraining ist er bislang noch nicht wieder integriert. David Kopacz wurde bisher lediglich die Regionalliga zugetraut. Immerhin gibt es bei Didavi die leise Hoffnung, dass er am Samstag in Nürnberg, wo er einst spielte, wieder für den VfB auflaufen kann. Bei Donis stehen die Chancen ein wenig schlechter.

Länderspielpause kommt gelegen

In der Spitze bilden Nicolas Gonzalez und Mario Gomez das zuletzt erfolglose Stammduo. Chadrac Akolo könnte den Angriff beleben – theoretisch. In der Praxis aber hat er alle Chancen, die er in dieser Saison bisher bekam, nicht genutzt. Übernervös und fehlerhaft präsentierte sich der Kongolese stattdessen.

„Wir müssen die Situation Spiel für Spiel angehen und schauen, dass wir bis Weihnachten so viele Punkte wie möglich holen“, fordert der VfB-Sportvorstand Michael Reschke für die kommenden Wochen. Markus Weinzierl wird das zunächst vor allem mit dem Personal versuchen, das er auch zuletzt eingesetzt hat. Nach der Partie in Nürnberg steht dann erneut eine Länderspielpause an. Dem VfB mit seinen Fitnessdefiziten und den verletzten Spielern kommt sie alles andere als ungelegen.