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Wer benötigt noch die Telefonauskunft? Es gibt günstigere Wege, um Nummern zu erfragen

Stuttgart - Wer benötigt noch die Telefonauskunft? Nummern und Adressen gibt's doch viel günstiger im Internet. Aus der Tatsache, dass Anbieter keine Zahlen nennen, schließen Beobachter auf eine schwindende Nutzergemeinde. Doch ebenso steht fest: Sie ist noch groß genug, dass das Geschäft lohnt.

Mazi Pielsticker und Donald Bringmann sind ins kalte Wasser gesprungen. Seit einigen Wochen stellen sich die Jungunternehmer in Grünwald mit der Marke 11813 dem Wettbewerb im absterbenden Markt der Telefonauskunft. Für 59 Cent pro Minute wollen die zwei Geschäftsführer den Großen der Branche, der Deutschen Telekom und der Münchener Telegate, das Wasser abgraben. Die teilen sich mehr als 90 Prozent des Markts, sind aber mit einem Preis von 1,79 bis 1,99 pro angefangener Minute deutlich teurer. "Wir sind der Störfaktor", erklärt Pielsticker selbstbewusst.

Das dürfte trotzdem nicht einfach sein in einer Szene, die wie kaum eine andere den rasanten Wandel bei Telefon- und Informationsdiensten verkörpert. Es ist noch keine 20 Jahre her, da war die Telefonauskunft einer der wichtigsten Kanäle, um die Nummer von Geschäftspartnern oder Bekannten ausfindig zu machen. Das ging schneller und war günstiger, als selbst im Telefonbuch nach einer Nummer zu blättern. Denn für Letzteres musste man das nächste größere Postamt aufsuchen, wo sämtliche Telefonbücher der Republik auslagen. Die Damen unter der Nummer 118, vormals Post, erledigten die Suche hingegen zum Nulltarif.

Nach der Liberalisierung des Telefonmarktes positionierten sich neben neuen Netzanbietern auch neue Auskunftsdienste, darunter Telegate (11880). Als einziger Anbieter schafften es die Münchener, dem einstigen Monopolisten Telekom (11833) Kunden in ernsthafter Anzahl abspenstig zu machen. Mit einem Marktanteil von 38 Prozent bei der klassischen Telefonauskunft sind die Münchener heute die Nummer zwei hinter der Deutschen Telekom.