Der Wolf sei ein „Gefahrenmeider“, erklärt eine Professorin der Nürtinger Hochschule. Foto: dpa/Soeren Stache

Was bedeutet der Wolf für Herdentiere und wie können Pferdehalter und Schäfer ihre Tiere vor dem Beutegreifer schützen? Studentinnen der HfWU Nürtingen haben dazu einen Podcast aufgenommen.

Seitdem der Wolf auch in Baden-Württemberg zurück ist, machen sich Tierhalter Sorgen um ihre Schafe, Ziegen und Pferde. Im Kreis Esslingen wurde zuletzt im Jahr 2023 zweimal ein Wolf gesichtet, der in eine Fotofalle geraten war, das letzte Mal im August bei Dettingen. Bis heute ist unklar, ob das Tier weitergewandert ist. Was es zum Thema Herdenschutz Neues gibt, haben Studentinnen der HfWU Nürtingen in einem Podcast zusammengetragen.

 

An der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) beschäftigt sich Konstanze Krüger-Farrouj schon seit Jahren mit dem Thema Herdenschutz. Nachdem zunächst nur der Schutz von Schafen und Ziegen im Fokus stand, nimmt die Professorin für Pferdehaltung verstärkt Pferde in den Blick.

Wie können Weidetiere geschützt werden?

Ihr Ziel ist, ein für alle Beteiligten vertretbares Zusammenleben zwischen Menschen, Weide- und Wildtieren zu fördern. „Den perfekten Schutz gibt es nicht“, fasst Konstanze Krüger-Farrouj allerdings ihre Erfahrungen zum Schutz von Weidetieren vor dem Wolf zusammen. Die Professorin, die zu den renommiertesten Experten für Pferdeverhalten zählt, reist regelmäßig in südeuropäische Regionen. Dort forscht sie, um das Zusammenleben von Pferden und Schafen mit dem Wolf zu verstehen.

Die Studentinnen zu Besuch bei Schäfer Nunzio Marcelli in den italienischen Abruzzen. Foto: privat

Für Feldforschungen an halbwild lebenden Pferden war Krüger-Farrouj bereits in den italienischen Abruzzen, in Spanien und Portugal unterwegs, hat mit Tierhaltern, Naturschützern und Verbandsvertretern gesprochen. Und zum wiederholten Mal hat sie für ein semesterübergreifendes Projekt Studierende mit nach Italien genommen, da man dort das Nebeneinander von Wolf und Herdentieren gut beobachten könne, wie die Professorin betont.

In den dortigen Abruzzen leben laut der Wissenschaftlerin heute rund 300 Wölfe. Die Tiere seien dort im Gegensatz zu Deutschland trotz der Bejagung nie ganz ausgerottet worden. Heute stünden Wölfe in Italien strikt unter Schutz und dementsprechend steige ihre Zahl.

„Der beste Schutz ist die Anwesenheit des Menschen“, erklärt Krüger-Farrouj, aber natürlich bedeute der Einsatz von Hirten einen großen finanziellen Aufwand. Der Wolf sei ein „Gefahrenmeider“ und Wolfsangriffe erfolgten oft morgens bei Nebel und Regen.

Diese Erfahrung schildern auch die Studentinnen in ihrem mehrteiligen Podcast, für den sie Interviews führten und erfuhren, dass eine italienische Pferdehalterfamilie zehn bis 15 Fohlenrisse pro Jahr zu beklagen habe. Positiv wirke sich aus, wenn die Herde stabil zusammenhalte, sie genügend Platz für eine Flucht habe oder Schutzhunde zum Einsatz kommen und Jungtiere am Hof gehalten und geschützt würden.

Je nach Haltungskonzept und Terrain müsse es individuelle Schutzkonzepte geben, lautet eine der Folgerungen, so seien Elektrozäune meist nicht sehr effektiv, da der Wolf sie untergraben könne oder der Strom abgeleitet wird, wenn Pflanzen den Draht berühren.

Im Podcast wird beklagt, dass die Aufregung in den Medien groß sei, wenn ein Wolf gesichtet werde, das liege daran, dass die Menschen hierzulande mit dem Thema noch nicht so vertraut seien. Im Jahr 2023 kamen in Baden-Württemberg laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf 32 Schafe, 21 Ziegen und sechs Rinder durch Wölfe zu Schaden.

Im vergangenen Jahr hatte die HfWU den ersten Herdenschutztag als Plattform für Landwirte, private Tierhalter, Pensionsstallbetreiber und Schäfer aus Baden-Württemberg veranstaltet. Der Fachtag sollte Gelegenheit bieten, mit Referenten aus den Fachbereichen Förderung, Zaunbau, Wolfproblematik und Herdenschutzhunden ins Gespräch zu kommen, um den Herdenschutz in der Region zu stärken und weiterzuentwickeln.

Der Podcast lässt sich nachhören unter:

www.youtube.com/channel/UC0s5sXLk1W28r_Y9CLswRhw