Die Tage der kleinen Turnhalle an der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule sind gezählt – und das seit mehr als zehn Jahren. Foto: Ines Rudel

Der Landkreis braucht einen Ersatz für die marode Turnhalle der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule, die Stadt Nürtingen benötigt eine neue Sporthalle für Schulen und Vereine. Trotzdem ziehen die beiden verhinderten Partner nicht an einem Strang.

Nürtingen - Der Landkreis Esslingen ist stark daran interessiert, seine zu kleine und altersschwache Turnhalle an der kreiseigenen Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Nürtingen durch eine moderne, zweiteilige Sporthalle zu ersetzen. Die Stadt Nürtingen ihrerseits bastelt seit Jahren an Plänen, eine für den Sport und die Schulen dringend benötigte dreiteilige Halle samt entsprechender Zuschauerrängen auf die Beine zu stellen. Allein, die beiden Königskinder können – oder wollen – zueinander nicht kommen.

Dabei liegt es auf der Hand, dass Stadt und Landkreis gemeinsame Sache machen. Doch das vor rund zehn Jahren formulierte Landkreis-Angebot, wonach die Stadt auf dem kreiseigenen Grundstück in Eigenregie bauen und sich über die gemeinsame Nutzung in welcher Form auch immer mit dem Landkreis abstimmen könnte, hat bis heute kein nachhaltiges Echo gefunden. Stattdessen, so klagt der Esslinger Landrat Heinz Eininger weiter, habe man im Landratsamt über immer wieder neue, von der Stadt und dem Nürtinger Gemeinderat in die Diskussion gebrachte Standortvarianten aus der Zeitung erfahren, ohne dass es bisher zu einem greifbaren Ergebnis gekommen wäre.

Alle Pläne liegen wieder auf Eis

In der Tat: Auch die zuletzt diskutierten Pläne sind wieder auf Eis gelegt. „Seit dem Mai ruht jegliche Diskussion“, bestätigt der Pressesprecher der Stadt, Clint Mezger. Vor einem halben Jahr war der Vorschlag der Hauber-Gruppe, eine Sporthalle auf dem Firmengelände in der Sigmaringer Straße zu bauen und sie im Rahmen eines Investoren-/Mietmodells der Stadt zur Nutzung zu überlassen, an den Finanzierungsmöglichkeiten gescheitert. Im Gegenzug hatte der Gemeinderat beschlossen, eine Sportentwicklungsplanung aufzunehmen, um die tatsächlich benötigten Hallenkapazitäten zu ermitteln. Basierend auf diesen Ergebnissen soll dann die Erörterung zur Finanzierung und die Suche nach dem geeigneten Standort erfolgen.

Im Esslinger Kreistag war das Thema im Zuge der aktuellen Haushaltsverhandlungen wieder hochgekocht. Sowohl die CDU, als auch die SPD hatten die Kreisverwaltung beauftragt, mit der Stadt Nürtingen Verhandlungen aufzunehmen, um Synergien aus beiden Vorhaben zu erörtern. Den Auftrag der Ratsrunde hat der Esslinger Kreischef beinahe genüsslich angenommen. „Wir sind es gewiss nicht, die in dieser Sache seit zehn Jahren tatenarm und gedankenvoll unterwegs sind“, erklärte Eininger in der jüngsten Sitzung des Schul-und Kulturausschusses des Esslinger Kreistags. Absicht oder nicht: Bei seiner verbalen Spitze in Richtung der Nürtinger Stadtverwaltung hat sich der Kreischef ausgerechnet beim bekanntesten Sohn der Stadt, dem Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843) bedient. Hölderlin hatte die Wortkombination „tatenarm und gedankenvoll“ in seiner Ode „An die Deutschen“ vor mehr als 200 Jahren geprägt.

Aber kömmt aus Gedanken vielleicht die That?

Vielleicht weist der Nürtinger Nationaldichter den verhinderten Partnern mehr als 200 Jahren doch noch einen Weg. „Aber kömmt, wie der Strahl aus dem Gewölke kömmt, aus Gedanken vielleicht geistig und reif die That?“, hatte der Dichter sich gefragt. Eine Frage, die sich nach Einschätzung von CDU und SPD die Kreisverwaltung auch stellen sollte. Beide Fraktionen haben beantragt, dass der Landkreis die Verhandlungen mit der Stadt wieder aufnehmen möge, verbunden mit dem vom SPD-Rat Walter Bauer formulierten Appell an den spitzzüngigen Landrat, „doch von der Sprache her abzurüsten“.

Bei der guten Absicht wird es vorerst auch bleiben. „Im Übrigen wird darauf hingewiesen, dass der Schul-und Kulturausschuss in seiner Sitzung im März beschlossen hat, das Projekt Sporthalle bis zur Abwicklung der Baumaßnahem Bodelschwinghschule zurückzustellen“, hat die Kreisverwaltung den Antragstellern von CDU und SPD ins Stammbuch geschrieben. Die geschätzt 16,5 Millionen Euro teure Rundumsanierung der Sonderschule am Nürtinger Neckarufer ist zwar schon beschlossen, aber wann sie über die Bühne gehen wird, ist noch offen.