Michael Hörrmann, Janna Almeida, Vera Romeu und Frank Krawczyk (von rechts) von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg wollen Kunst, Architektur und Natur als Ensemble präsentieren Foto: Horst Rudel

Die Sammlung Domnick wird jetzt von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg betreut. Die neue Verwaltung will künftig die breite Öffentlichkeit ansprechen und die Kunstsammlung zu einem Besuchermagnet machen.

Nürtingen - Kunstfreunden in New York, Paris oder London ist der Name Domnick sehr wohl ein Begriff. Die überwiegende Mehrzahl der Menschen in der näheren und weiteren Umgebung von Nürtingen hingegen verbindet bisher wenig bis nichts mit der auf der Oberensinger Höhe gelegenen Sammlung Domnick. Das soll sich nun ändern.

Spezielle Angebote für Familien und Schülergruppen

Um künftig einen größeren Kreis von kulturhistorisch Interessierten für das gattungsübergreifende Kunstprojekt des Stifters Ottomar Domnick zu begeistern, wird das Programmspektrum erweitert. Los geht es am 9. April mit einer Jazzmatinee mit Stephan Braun und Wanja Mues, gefolgt von einer Autorenlesung am 29. April mit Johannes Kretschmann – dem Sohn des Ministerpräsidenten – und Markolf Hofmann. Ein besonderes Augenmerk richtet die Sammlung auf Familien als Zielpublikum, etwa zum Muttertag am 14. Mai. An diesem Tag erhalten alle Frauen freien Eintritt. Zudem wird es künftig auch Angebote für Schülergruppen geben, kündigt Vera Romeu an, die seit Januar die Sammlung betreut.

Oberensinger Höhe soll zu bevorzugtem Ausflugsziel werden

„Nichts ist wirkungsvoller, als Kinder für Kunst zu begeistern“, sagt der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) Baden-Württembergs, Michael Hörrmann. Zum Jahresbeginn haben die SSG das Erbe des Nervenarzts, Filmautors und Kunstsammlers Ottomar Domnick unter ihre Fittiche genommen. Oberstes Ziel der SSG ist es, die Sammlung als ein besonderes Ausflugsziel in der Region zu positionieren. Neben einer Fortführung der bisherigen Zusammenarbeit mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und mit der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart ist auch eine Kooperation mit der Musik- und Jugendkunstschule der Stadt Nürtingen geplant.

Am 25. Juni steht ein Picknick-Konzert im Garten auf dem Programm. Das Sommerfest am 23. Juli stellt das Filmschaffen Domnicks in den Mittelpunkt. Ende Oktober wird schließlich gefeiert, dass das Gebäude der Sammlung vor 50 Jahren nach Plänen des Architekten Paul Stohrer gebaut wurde. Eine komplette Veranstaltungsübersicht wird es auf der Domnick-Homepage geben, die sich derzeit jedoch noch in der Überarbeitung befindet. Für Verliebte bietet die Sammlung neuerdings eine Besonderheit: Haus und Garten können für standesamtliche Hochzeiten gebucht werden.

Sammlung ist als Gesamtkunstwerk zu betrachten

Für die angestrebte Öffnung der Sammlung für ein breiteres Publikum werden außerdem die Besuchszeiten ausgedehnt – vom 1. Mai an haben die Tore der in einem Landschaftsschutzgebiet gelegenen Sammlung samstags sowie sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Michael Hörrmann will die Sammlung Domnick als Gesamtkunstwerk präsentieren und das „Ineinandergreifen von Hülle und Inneneinrichtung“ erlebbar machen. Kunst, Architektur, der Skulpturengarten und die Umgebung mit der Schwäbischen Alb bilden im Fall der Sammlung Domnick ein herausragendes Ensemble. Der SSG-Geschäftsführer gerät ins Schwärmen: „Im Grunde ist diese Villa hier ein Schloss, ein Juwel im Diadem des kulturellen Erbes von Baden-Württemberg. Da geht einem das Herz auf.“

Besucherzahl soll auf 3000 gesteigert werden

Organisatorisch binden die SSG das Nürtinger Monument in die Klosterverwaltung Bebenhausen unter der Leitung von Janna Almeida ein. Im vergangenen Jahr hat die Sammlung rund 1800 Besucher angezogen. „Ich möchte deutlich die 2000 knacken und möglichst nah bei 3000 sein“, gibt Hörrmann als Ziel für dieses Jahr aus. Mit zusätzlicher Manpower soll die Sammlung noch mehr Strahlkraft entwickeln. „Die Zahl der Mitarbeiter wird verdoppelt“, sagt Janna Almeida.

Bis zur Schlüsselübergabe hatte der Kurator Werner Esser die Sammlung betreut. Als „Einzelkämpfer“, so Michael Hörrmann, habe dieser einen „super Job gemacht“. Essers Schwerpunkt lag auf dem klassisch-kurativen Feld und der wissenschaftlichen Erfassung des Nachlasses.

Vermittler moderner Kunst

Sammlung
Die Sammlung Domnick in Nürtingen-Oberensingen wurde von Ottomar Domnick (1907 bis 1989) und seiner Frau Greta Domnick (1909-1991) geschaffen. Ottomar Domnick, Neurologe und Psychiater in Stuttgart, zählte zu den engagiertesten Sammlern und Vermittlern moderner Kunst in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Er war Autor und Wegbereiter des experimentellen Films und engagierte sich für zeitgenössische Musik. Heutiger Eigentümer der Sammlung ist die Stiftung Domnick, die sich in der Trägerschaft des Landes Baden-Württemberg befindet.

Anstalt
Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg betreuen insgesamt 60 Monumente im Landesbesitz. Sie sind mit zuletzt mehr als 3,8 Millionen Besuchern der größte kulturtouristische Anbieter im Land.