Die Täter brachen die BMW auf und stahlen daraus die Lenkräder und Navis. (Symbolbild) Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Zwei junge Litauer, ein 21-Jähriger und seine 20 Jahre alte Freundin, legen Geständnisse ab. Sie geben zu, 50 BMW aufgebrochen und daraus die Lenkräder und Navis gestohlen zu haben. Die restlichen Bandenmitglieder sind indes nach wie vor unbekannt.

Nürtingen - Zum Auftakt der Gerichtsverhandlung zu 50 BMW-Aufbrüchen in ganz Süddeutschland haben ein 21-Jähriger und seine 20 Jahre alte Freundin aus Litauen am Montag vollumfängliche Geständnisse abgelegt. Sie haben zugegeben, zwischen April und Juli vergangenen Jahres zahlreiche BMW-Autohäuser – darunter im April auch eines in Nürtingen – heimgesucht, als Mitglieder einer Bande die Autos aufgebrochen und daraus die Multifunktionslenkräder samt Airbags und Navis gestohlen zu haben. Der Schaden beläuft sich auf rund 200 000 Euro.

Die Anklage lautet auf schweren Bandendiebstahl

Der Prozess wegen schweren Bandendiebstahls dürfte aufgrund einer Absprache zwischen der 3. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart, des Staatsanwalts und der Rechtsvertreter der beiden Angeklagten deutlich abgekürzt werden. Denn im Falle der Geständnisse waren den beiden Angeklagten vom Vorsitzenden Richter Joachim Holzhausen Strafobergrenzen in Aussicht gestellt worden, über die die Kammer nicht hinausgehen wird. Demnach wird der Angeklagte mit der Verbüßung einer Gefängnisstrafe zwischen dreieinhalb und vier Jahren rechnen müssen. Seine Komplizin, die seit eineinhalb Jahren seine Freundin ist, kann von einer Jugendstrafe von neun Monaten bis eineinviertel Jahren ausgehen, die zur Bewährung ausgesetzt wird. Sie wird schon zum zweiten Verhandlungstag am 23. Januar, an dem auch das Urteil verkündet wird, auf freien Fuß kommen.

Ihr etwa ein Jahr älterer Lebensgefährte bleibt hinter Gitter. Er gibt an, keine einschlägige Berufsausbildung zu haben. Bei den Taten ist er allerdings sehr professionell vorgegangen. Laut der Anklage hat er gemeinsam mit einem „bislang unbekannten Mittäter“ jeweils kleinere Dreiecksfenster an den BMW-Fahrzeugen aufgebrochen, wodurch sie ins Wageninnere gelangten. Dort bauten sie fachmännisch und akkurat die Lenkräder und Navis aus, verpackten diese und transportierten die Beute schließlich in eine in Stuttgart angemietete Ferienwohnung, die als Zwischenlager diente. Von dort wurden die ausgebauten Autoteile laut den Ermittlungen der Polizei von anderen Bandenmitgliedern abgeholt und nach Litauen geschafft, wo sie anderweitig wieder eingebaut wurden.

Verständigung kürzt das Verfahren ab

Die Hintermänner sind der Polizei nicht ins Netz gegangen. Bei einer Tat in Ulm am 16. Juli waren lediglich der 21-Jährige und seine Freundin auf frischer Tat ertappt und von Spezialkräften festgenommen worden – seitdem sind sie in Untersuchungshaft. Die junge Frau, die neben dem 21-Jährigen auf der Anklagebank sitzt, soll dabei geholfen haben, die BMW-Autohäuser auszukundschaften. Bei einigen der Taten hat sie laut der Anklage zudem im Auto gewartet und den „Tatort abgesichert“ sowie die Beute ins Versteck gebracht. Dass sich die 20-Jährige im vergangenen Sommer an einer Universität in ihrer Heimat Litauen für ein Medizinstudium eingeschrieben hat, mag dazu nicht so recht passen.

Die Verständigung unter den Beteiligten erspart der Kammer viel Arbeit, denn am nächsten und wohl letzten Prozesstag wird es dem Vorsitzenden Holzhausen zufolge lediglich eine „abgekürzte Beweisaufnahme“ geben. Diese solle die Geständnisse bestätigen und Licht in die jeweilige Tatbeteiligung des Paares bringen.