Glückliche Hühner tummeln sich auf einem Freigelände in Tachenhausen. Foto: Ines Rudel

Studenten der Nürtinger Hochschule bauen einen Stall für eine ökologische und wirtschaftliche Weide-Mast von Hühnern. Die Tiere sind jetzt schlachtreif.

Nürtingen/Oberboihingen - Auf dem Hofgut Tachenhausen bei Oberboihingen summt es nicht nur, sondern es gackert jetzt auch: Oberhalb des Bieneninformationszentrums tummeln sich rund 20 Hühner auf einem Stück eingezäunter Wiese. Sie stehen im Mittelpunkt eines Projekts der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Studenten des Studiengangs Agrarwirtschaft haben ein mobiles Haltungssystem für Masthähnchen entwickelt. Sie bieten damit eine Lösung für wirtschaftliche und ökologische Hähnchen-Weidemast in kleinem Maßstab.

In drei Tagen ist der Stall fertig gebaut

„Das Praktikum ist im Fach Tierhaltung/Ethologie angesiedelt“, erklärt die Projektleiterin Barbara Benz. Weidehaltung gebe es vorwiegend für Legehennen. Das habe vor allem wirtschaftliche Gründe, sagt die Professorin, denn für Masthühner können die aktuellen Preise auf dem Markt durch die arbeitsaufwendige Weidehaltung nicht erreicht werden. Sprich: Weidehaltung für Masthühner ist schlicht zu teuer.

Die Aufgabe der Studenten bestand darin, ein mobiles Haltungssystem für Masthühner in Weidemast zu planen und umzusetzen. Es sollte möglichst kostengünstig und für eine kleine Zahl von Tieren geeignet sein. Eine weitere Vorgabe: Der Stall muss selbst gebaut werden können, und er muss modular erweiterbar und zudem unkompliziert zu bewirtschaften sein.

Die 16 jungen Frauen und Männer haben ihre Aufgabe gelöst. Zusammen bauten sie für nur 500 Euro binnen drei Tagen den mobilen Hühnerstall. Zwei Europaletten dienten als Grundgerüst. Der Stall verfügt über eine elektronische Schiebetür. Der Schieber ist mit einem Helligkeitssensor und einer Zeitschaltuhr versehen. So öffnet und schließt sich die Tür morgens und abends automatisch. Im Morgengrauen können die Tiere auf die Weide und abends wieder in den sicheren Stall. Ein enger Drahtzaun dient als Marderschutz. Die Tränken im Stall sind höhenverstellbar und können so der Größe der Hühner angepasst werden. Die komplette Einrichtung – etwa die Fütterung und die Sitzstangen – kann herausgenommen werden, um den Stall einfacher zu reinigen. Außerdem fertigten die Studenten noch eine Versorgungsbox an, die als Lagerraum für Futter und das Einstreu genutzt werden kann.

Studenten ziehen 21 Küken auf

Damit endete das offizielle Studienprojekt. Weil die Gruppe aber wissen wollte, ob ihr Haltungssystem auch funktioniert, unterzogen die Studenten es in ihrer Freizeit einem Praxistest. Im April zogen 21 Küken in den Stall ein, die Fütterung und Pflege übernahmen die Studenten. Aufgezogen wurden die Hühner nach Biostandards. Dies bedeutet neben Biofuttermitteln vor allem viel Platz für die Tiere – sowohl im Stall als auch im Freilauf – und eine längere Mastdauer im Vergleich zu konventionellen Betrieben. Unterstützung erhielten die Studenten dabei auch von den Mitarbeitern des Hofguts.

„Das Ergebnis könnte für landwirtschaftliche Betriebe interessant sein, die auf Direktvermarktung setzen“, erklärt Barbara Benz. Das mobile und kostengünstige System eigne sich beispielsweise auch für eine saisonal beschränkte Aufzucht. Für eine Hobbyhaltung käme der Stall ebenfalls infrage. Unter dem Motto „Rent a chicken“ liegt die Hühnerhaltung im privaten Garten derzeit im Trend.

Die Biohähnchen werden jetzt geschlachtet

In dem Projekt stellte sich auch die Frage, welche Rassen für diese Art der Aufzucht überhaupt geeignet sind. Die Studenten entschieden sich für Tiere der Rasse Hubbard I 757, Biohähnchen. Wie sich herausstellte, haben sie damit eine gute Wahl getroffen. Denn die 21 Küken sind mittlerweile zu stattlichen Exemplaren herangewachsen. Am Mittwoch, 20. Juni, werden die Hähnchen geschlachtet und hochschulintern verkauft. Dann hat es sich auf dem Hofgut ausgegackert – zumindest vorläufig.