Nürtingen diskutiert über eine Stellenaufstockung. Foto: Pascal Thiel

Die Stadt ist knapp bei Kasse. Dennoch sollen an ihren Gymnasien neue Stellen für die Schulsozialarbeit hinzukommen. Der Kulturausschuss ist dafür. Das letzte Wort hat aber der Gemeinderat bei den anstehenden Haushaltsberatungen.

Nürtingen - Die Schulsozialarbeit am Nürtinger Max-Planck-Gymnasium (MPG) soll um eine halbe Stelle aufgestockt werden. Der Kulturausschuss billigt den Antrag der Schule. Stimmt auch der Gemeinderat zu, dann verfügt das MPG nach den Sommerferien über 1,4 Stellen für die Schulsozialarbeit. Auch das Hölderlingymnasium (Högy) beantragt eine Aufstockung und hätte dann zwei Stellen für die Schulsozialarbeit zur Verfügung.

Zu wenig Zeit für individuelle Beratung

In ihrem Antrag an die Stadt erklärt die MPG-Schulleiterin Ulrike Zimmermann, dass die Soziala rbeiterin Daniela Fraenkel mit ihrer 90-Prozent-Stelle durch Projekte wie das Patenkonzept, den Klassenrat, die Nordhofgestaltung oder die Projekttage zum sozialen Lernen schon jetzt „mehr als ausgelastet“ sei. Für die Einzelberatungen von Eltern und Schülern bleibe ihr „viel zu wenig Zeit“. Da es am MPG seit diesem Schuljahr eine Ganztagesbetreuung gibt, erwartet die Re ktorin einen weiter steigenden Bedarf an Schulsozialarbeit. Die jetzt beantragte Aufstockung um eine 50-Prozent-Stelle werde mittelfristig jedoch nicht ausreichen, sagte Ulrike Zimmermann voraus.

Das Hölderlingymnasium begründet seinen Antrag ebenfalls unter anderem mit einem durch den Ganztagesbetrieb gestiegenen Beratungsbedarf. Die Schulsozialarbeiter begannen 2012 mit der Präventionsarbeit in den Bereichen Gewalt, Sucht und Gesundheit in den unteren Klassen. „Die Fortführung und Fortschreibung in der Mittelstufe ist nur mit zusätzlichen Personalressourcen zu erzielen“, schreibt die Schulleiterin Beate Selb im Antrag. „Entfällt diese Fortführung, geht die bislang erfolgreiche Arbeit in der Unterstufe ins Leere“, warnte Beate Selb.

Zunehmend Probleme auch an Gymnasien

Mit dem steigenden Bedarf an einer ganztägigen Betreuung und dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung „kommen an Gymnasien immer mehr die Probleme an, die früher anderen Schularten zugeschrieben wurden“, so die Beobachtung der Rektorin des Hölderlingymnasiums.

Ihren Antrag unterfüttert sie mit einer Empfehlung des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg. Demnach sollten auf 150 Schüler ein Schulsozialarbeiter kommen. Mit 1037 (Högy) und 936 (MPG) Schülern wäre nach diesem Maßstab die Schulsozialarbeit an den Nürtinger Gymnasien derzeit unterrepräsentiert. „Die Schule hat sich von einem Lernort zu einem Erziehungsort gewandelt“, sagte der Stadtrat Arnulf Dümmel (Liberale) in der Ausschusssitzung. „Mobbing und aggressives Verhalten gehören heute leider zum Schulalltag dazu“, unterstrich Arnulf Dümmel die Notwendigkeit von Schulsozialarbeit.

Aufstockung würde 21 000 Euro kosten

Dass dieses Mittel „wirkt“, wie Stefan Felder-von Hahn vom städtischen Bildungsamt sagte, bezweifelte im Gremium niemand. Wohl mit Blick auf die Haushaltslage enthielt sich bei der Abstimmung aber die CDU-Fraktion.

Die für eine Aufstockung jährlich notwendigen 21 000 Euro sind in dem ohnehin unausgeglichenen Etatentwurf noch nicht enthalten. In seiner Etatrede hatte der CDU-Fraktionsvorsitzende Matthias Hiller einen hohen Stellenzuwachs der Nürtinger Verwaltung in den vergangenen Jahren moniert. Dies habe zu einem erheblichen Anstieg bei den Personalkosten geführt. Mit dem Thema Schulsozialarbeit befassen wird sich auch noch der für Finanzfragen zuständige Verwaltungsausschuss. Das letzte Wort hat schließlich dann der Gemeinderat, der innerhalb der nächsten Wochen über die Stellen am MPG und am Högy entscheiden muss.