Das Hölderlinhaus soll mit einem Mansardwalmdach aufgestockt werden. Foto: Horst Rudel

Der Knoten ist geplatzt. Das Land gewährt einen Zuschuss in Höhe von 2,7 Millionen Euro für das Nürtinger Projekt eines Bildungszentrums.

Nürtingen - Rückenwind für das Nürtinger Hölderlinhaus: Der Gemeinderat hat mit großer Mehrheit einen Entwurf der Büros Aldinger Architekten und Peter + Lochner zur Modernisierung des Gebäudes befürwortet. Damit steht der geplanten Aufstockung des Hölderlinhauses nichts mehr im Weg. Denn inzwischen liegt auch ein Förderbescheid für das auf fünf Millionen Euro veranschlagte Projekt vor. Das Land Baden-Württemberg gewährt einen 2,7 Millionen-Euro-Zuschuss. Die Höhe der Förderung unterstreiche die hohe Bedeutung des Projekts, erklärte der Nürtinger Oberbürgermeister Otmar Heirich (SPD) in der Gemeinderatssitzung.

Haus bekommt seine ursprüngliche Dachform zurück

Der aus einer Mehrfachbeauftragung siegreich hervorgegangene Entwurf sieht eine sogenannte Haus-in-Haus-Lösung vor. Dies bedeutet, dass die Fassade stehen bleibt, das Innere jedoch entkernt und durch eine moderne Holzkonstruktion ersetzt wird. Zudem wird das Haus, in dem der Dichter Friedrich Hölderlin seine Kindheit und Teile seiner Jugend verbracht hat, aufgestockt. Damit kann das Raumprogramm der Volkshochschule verwirklicht werden. Bei der Dachform kehrt Nürtingen mit einem Mansardwalmdach zur ursprünglichen Form des mehrfach umgebauten Hauses zurück. Gegen die Aufstockung hatte der Verein Hölderlin-Nürtingen lange gekämpft. Bemängelt wurde, dass das Gebäude so an Authentizität verlieren würde. Der Verein forderte stattdessen eine möglichst originalgetreue Modernisierung.

Das Haus soll auch als Hölderlin-Gedenkstätte dienen, dafür muss eine Dauerausstellung konzipiert werden. Inzwischen ist klar, dass die Modernisierung nicht wie gewünscht zum 250. Geburtstag Hölderlins im Jahr 2020 abgeschlossen sein wird. Ein Grund für die Verzögerung sind die Finanzen. Der Stadt fehlte es bisher am Geld, um das Projekt voranzutreiben.

Baustelle soll im Jubiläumsjahr inszeniert werden

Otmar Heirich warnte mehrfach davor, Nürtingen würde sich im Vergleich mit den anderen Hölderlinstädten Tübingen und Lauffen blamieren. Doch der Siegerentwurf versucht nun, aus der Not eine Tugend zu machen. Ein Interimskonzept sieht vor, die Baustelle im Jubiläumsjahr entsprechend zu inszenieren. Details dazu liegen indessen noch nicht vor.

Die Erweiterung und Modernisierung des Hölderlinhauses ist der erste Baustein für ein künftiges Bildungszentrum Schlossberg. In weiteren Abschnitten sollen die Musikschule und die Schlossbergschule ebenfalls modernisiert werden und dann zusammen ein Ensemble bilden.

Bürger haben den drohenden Abriss des Hauses verhindert

Zentralisierung
Vor elf Jahren beschloss der Nürtinger Gemeinderat, das historische Hölderlinhaus abzureißen. Am Schlossberg sollte ein Bildungs- und Verwaltungszentrum entstehen, um die auf mehrere Gebäude verstreute Volkshochschule und Teile der Kulturverwaltung an einem Standort zusammenzufassen.

Protest
Gegen diesen Beschluss formierte sich Widerstand in der Bevölkerung. Ein Gutachten eines Bauhistorikers ergab, dass das Hölderlinhaus über mehr historische Bausubstanz verfügt als angenommen. Die Abrisspläne wurden ad acta gelegt.