Das Nürtinger Hölderlinhaus soll zum zentralen Teil eines Bildungszentrums werden. Foto: Horst Rudel

Einer Modernisierung des Nürtinger Hölderlinhauses in Nürtingen steht nichts mehr im Weg. Zwei Aufsichtsbeschwerden sind gescheitert.

Nürtingen - Die Beschwerde der Gemeinderatsfraktion NT 14 gegen die Stadtverwaltung Nürtingen ist unbegründet. Das hat das Regierungspräsidium Stuttgart der Fraktion mitgeteilt. NT 14 hatte gegen das Rathaus eine Dienstaufsichtsbeschwerde bei der Behörde eingereicht, weil sie Verfahrensfehler sowie fehlerhafte und unvollständige Protokollführung rund um die geplante Modernisierung des Hölderlinhauses bemängelt.

Überwältigende Mehrheit im Gemeinderat ist für das Projekt

Das Regierungspräsidium (RP) bescheinigt der Stadtverwaltung nun allerdings ein sauberes Verfahren. „Die Rechtsaufsichtsbehörde hält auch die haushaltsrechtliche Rüge der Fraktion NT 14 für unbegründet“, erklärt das RP. Stadträte von  NT 14 hatten bezweifelt, dass es sich beim vorgeschlagenen Umbau tatsächlich um die wirtschaftlichste und nachhaltigste Lösung handle.

Nach Auffassung der Stuttgarter Behörde sei der Gemeinderat aber seiner Eigenverantwortung nachgekommen und habe in der öffentlichen Sitzung vom 14. Mai bei nur einer Gegenstimme eine Dauerausstellung mit insgesamt 250 000 Euro Kosten bewilligt und mit nur zwei Gegenstimmen beschlossen, das Projekt Hölderlinhaus umzusetzen, den Bauantrag zu stellen und die Ausschreibung vorzubereiten.

Zuschüsse in Höhe von 2,7 Millionen Euro zu erwarten

Das Gebäude, in dem der Dichter Friedrich Hölderlin seine Kindheit und Jugend verbracht hat, soll das Herzstück des neuen Bildungszentrums Schlossberg werden und nach der geplanten Fertigstellung Ende September 2021 der Volkshochschule als neues Domizil dienen. Vorgesehen ist auch eine dauerhafte Hölderlinausstellung, um dem berühmten Sohn der Stadt, dessen Geburtstag sich 2020 zum 250. Mal jährt, angemessen Referenz zu erweisen. Die Stadt hat für das Vorhaben fünf Millionen Euro angesetzt. Dabei rechnet sie mit Zuschüssen von Land und Bund in Höhe von insgesamt 2,7 Millionen Euro. Somit müsste die Stadt noch 2,3 Millionen Euro selber schultern.

Eine weitere Aufsichtsbeschwerde hatte auch der Verein Hölderlin-Nürtingen eingereicht. Diese richtete sich gegen das Landesamt für Denkmalpflege. Der Verein monierte, dass die Experten dort das Hölderlinhaus zu Unrecht nicht als Denkmal eingestuft hätten. Das Wirtschaftsministerium als oberste Fachbehörde stellte sich jedoch auf die Seite des Denkmalamts. Dem im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebauten Hölderlinhaus fehle die Denkmalwürdigkeit.

Das Literaturarchiv Marbach unterstützt die Umbaupläne

Letztlich unterstützt auch Thomas Schmidt, der Leiter des Literaturarchivs Marbach, die Nürtinger Planungen. Der literarische Denkmalschutz sei nicht mit dem architektonischen Denkmalschutz gleichzusetzen. Im Dezember sollen mit der Rohbau-Entkernung die Arbeiten am Hölderlinhaus beginnen.