Um diese Lage am Neckar beneiden andere Städte Nürtingen. Foto: Horst Rudel

Die Landesgartenschau kann für die Stadt einen Aufbruch bedeuten. Dazu muss der Nürtinger Oberbürgermeister den Dialog mit den Bürgern suchen.

Nürtingen - Auf den ersten Blick scheint die Lage recht verfahren. Gegen das geplante Hotel am Neckar läuft ein Bürgerbegehren, das gar in einen Rechtsstreit zu münden droht. Zudem reißt die Kritik am seit Jahren in der Warteschleife hängenden Wohnpark Wörth nicht ab. Die Forderung nach einer Reduzierung der Bebauung auf eine Häuserzeile steht hier hartnäckig im Raum. Die Startbedingungen für die Bewerbung Nürtingens für eine Landesgartenschau könnten wahrlich besser sein.

Es mag paradox klingen, doch birgt die Konfrontation auch Potenzial. Der Widerstand gegen das Hotel und den Wohnpark ist kein blinder Protest. Er zeugt vom Wunsch vieler Bürger, sich bei der Gestaltung des Neckars mit Ideen einzubringen. Genau das ist es, was der Landschaftsarchitekt Johann Senner als Grundvoraussetzung für eine Gartenschau nennt: die Anstrengungen müssen von der Bevölkerung in der Breite mitgetragen werden.

Die Nürtinger sind in hohem Maß engagiert

Die Bereitschaft zum Engagement ist in Nürtingen in hohem Maß vorhanden. Allerdings begegnen Teile des Gemeinderats und der Oberbürgermeister Otmar Heirich diesem Engagement all zu oft mit Skepsis – nämlich immer dann, wenn es die Forderung nach Beteiligung an politischen Entscheidungen einschließt. Befürchtet werden eine Einmischung in innere Angelegenheiten und Entmachtung des demokratisch legitimierten Kommunalparlaments.

Die Gartenschaubewerbung als gesamtstädtisches Projekt kann der Ausgangspunkt für einen Perspektivwechsel werden. Dass OB Heirich und der Gemeinderat wichtige Flächen am Neckar auf eine Hotelnutzung festgelegt haben, war nicht gerade hilfreich. Diese Entscheidung ist eine Hypothek für den notwendigen Dialog mit der Bürgerschaft. Ohne Entschärfung dieses Konflikts wird es keine Aufbruchstimmung geben. Hier sind Gemeinderat und Verwaltung gefordert. Für Otmar Heirich ist es die Chance, Führungsstärke zu zeigen. Viele Gelegenheiten dazu wird er nicht mehr bekommen. Seine Zeit als Nürtinger Oberbürgermeister läuft Ende 2019 aus.