Der Imker André Riehle zeigt Grundschülern vor dem Bienenhaus, dass sie keine Angst vor den Insekten haben müssen. Foto: Michael Steinert

In Tachenhausen hat die Hochschule ein Bieneninformationszentrum eröffnet. Landwirte und Hobbygärtner lernen, wie sie für ein nachhaltiges Blütenangebot sorgen können.

Nürtingen - Wegen ihrer Bestäubungsleistung ist die Biene das drittwichtigste Nutztier der Welt. Diese Tatsache ist jedoch den wenigsten bekannt, ebenso wenig sind in der Bevölkerung tiefergehende Kenntnisse über die Lebensweise und die Lebensbedingungen dieser gleichermaßen nützlichen wie faszinierenden Insekten verbreitet. Diese Wissenslücke will die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen jetzt mit dem Bienen-Informationszentrum schließen, das am Freitag auf dem Hofgut Tachenhausen bei Oberboihingen eröffnet wurde.

Mit Quiz-Zetteln und Stiften in den Händen ist am Vormittag eine Gruppe von Grundschülern auf dem neuen Bienenlehrpfad unterwegs. An einer Reihe von Schautafeln saugen sie Informationen auf wie Honigbienen den Nektar. Die Jungen und Mädchen sind aufmerksam, denn auf den Tafeln finden sie alles erklärt, was dann im Bienenquiz abgefragt wird. „Welche ist die für Bienen wichtigste Nutzpflanze, die Landwirte auf ihren Feldern anbauen können?“, lautet eine der zahlreichen Frage. „Wie bezeichnet man den Vorgang, wenn die alte Bienenkönigin durch eine junge ersetzt wird?“, eine andere.

Angelegt haben den Pfad mit Unterstützung des Bezirksimkervereins Nürtingen seit März 45 Studenten innerhalb eines Projekts. Barbara Benz, Professorin für Agrarwirtschaft, umreißt den Zweck des Bieneninformationszentrums: „Wir wollen bestimmte Zielgruppen, beispielsweise Landwirte, aber auch die breite Öffentlichkeit ansprechen.“

Die Professorin und ihre Mitstreiter streben eine Kommunikationsplattform für Imker, Landwirte und Interessierte an. Mit im Boot ist bereits „Onser Saft“ – ein Förderverein zur Erhaltung des Streuobstbaus. Regelmäßige Führungen sind geplant.

Gerade Landwirte sollen ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie sie durch die Auswahl von Pflanzen ein bienenfreundliches Umfeld schaffen können. Es gehe darum, so Barbara Benz, für ein „durchgängiges Trachtangebot“ zu sorgen. Dies bedeutet, dass Bienen während der warmen Jahreszeit stets einen gedeckten Tisch an Blüten vorfinden. Monokulturen dienen diesem Ziel nicht, wie sich an großen, bereits verblühten Rapsfeldern leicht ablesen lässt. Wenn Landwirte einen Weidestreifen mit verschiedenen Wiesenblumen und Kräutern anlegen, hilft dies schon viel. Aber auch Besitzer von Hausgärten erfahren auf dem Pfad, was sie tun können. Ebenfalls ein Thema des Pfads sind die Risiken von Pflanzenschutzmitteln.

Nicht zuletzt dient die Anlage Studenten als Forschungsfeld. Ihr Interesse an den Bienen ist rege. „Da ist eine richtige Leidenschaft entbrannt“, berichtet Barbara Benz. Teil des Zentrums ist zudem ein altes Bienenhaus, das die Projektgruppe vor dem Zerfall bewahrt und zu einem Museum ausgebaut haben. Dort erfahren Besucher, wie sich die Imkerei im Laufe der Zeit entwickelt hat. Exponate, wie eine Honigschleuder, Imkerpfeifen oder ein Wabenbau dienen der Veranschaulichung.

Draußen zeigt der Imker André Riehle den Grundschülern jetzt die Waben. Es summt und brummt. Doch die Kinder in ihren Schutzanzügen haben keine Angst. „Bienen wollen von euch gar nichts. Ihr dürft nur nicht rumhampeln, dann stechen sie auch nicht“, sagt der Experte.