Im Jahr 2008 Foto: Rudel/Archiv

Eine Homepage zur Zukunft des geplanten Gewerbegebiets ist freigeschaltet. Sie soll zur Diskussionsplattform werden.

Nürtingen - Die Adresse www.grosserforst.de soll die zentrale Informations- und Diskussionsplattform im Internet sein, auf der sich die Menschen im Raum Nürtingen mit dem geplanten gleichnamigen Gewerbegebiet auseinandersetzen. Am Mittwoch haben die Vertreter des Gewerbezweckverbands Wirtschaftsraum Nürtingen und der Moderator Winfried Schwatlo die erweiterte Bürgerbeteiligung erläutert.

Im Wesentlichen besteht die Homepage aus fünf Rubriken. Unter „Projekt“ und „Projektstand“ erfahren die Bürger künftig, was der Verband in dem Gebiet vorhat. Die Informationen schließen Gutachten und Pläne ein. Ein „faires, transparentes und nachvollziehbares“ Verfahren verspricht sich Schwatlo davon. Die Menschen sollen so in der Lage sein, kompetent zu diskutieren. Es können Fragen gestellt werden, die der Moderator zusammen mit den Antworten systematisch ordnet.

Unterschiedliche Meinungen können im Bürgerblog ausgetauscht werden. Dabei dürfe es auch emotional zugehen, meint der Moderator, der an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen lehrt. Jeden persönlichen Angriff „und alle erkennbar respektlos formulierten Fragen, egal ob dafür oder dagegen“, werde er allerdings löschen. „Guter Umgang hilft, die richtige Entscheidung zu treffen“, ist Winfried Schwatlo überzeugt.

Bei Boss wurde mit harten Bandagen gekämpft

Unbegründet ist der Hinweis nicht. Hatte doch der Konflikt um die letztlich gescheiterte Ansiedlung eines Warenlagers der Firma Hugo Boss im Großen Forst die Nürtinger Bevölkerung gespalten. Der Konflikt spitzte sich zu, auf beiden Seiten wurde mit harten Bandagen gekämpft.

Bei dem „Neustart“, so der Bürgermeister der Zweckverbandsgemeinde Wolfschlugen, Matthias Ruckh, soll es zivilisiert zugehen. „Wir lassen unsere Bürger offen und ausführlich an dem Gestaltungsprozess teilhaben und wollen gemeinsam den Weg einschlagen, den die Bürgermehrheit trägt“, sagt Ruckh. „Ein Gewerbegebiet gegen die Mehrheit wird nicht durchgesetzt“, betont auch der Nürtinger Oberbürgermeister Otmar Heirich. Wie die Mehrheitsmeinung der Menschen in Nürtingen, Beuren, Frickenhausen, Großbettlingen, Kohlberg, Neuffen, Oberboihingen, Unterensingen und Wolfschlugen – den Mitgliedskommunen des Zweckverbands – herausgefunden werden soll, ist noch nicht ausgemacht. Einen Zeitdruck bei der Beteiligung soll es nicht geben. Eine Bürgerversammlung ist für März oder April geplant.

Der Prozess soll ergebnisoffen sein

Dass ergebnisoffen diskutiert wird, hatte Winfried Schwatlo zur Bedingung gemacht. Die Beteiligung soll letztlich Klarheit bringen, ob der Große Forst der richtige Standort für ein interkommunales Gewerbegebiet ist. Dass ein solches gebraucht werde, unterstreicht der Unterensinger Bürgermeister Sieghart Friz. Denn Flächen für Firmen im Wirtschaftsraum seien sehr rar. Zwar enthält der Regionalplan außer dem Großen Forst für den Raum keine andere vergleichbare Fläche für die Gewerbeentwicklung. Gleichwohl wollten die Bürgermeister gestern nicht ausschließen, dass in der Diskussion womöglich doch noch andere geeigneten Flächen auftauchen könnten.