Beate Zschäpe zeigt beim Anblick der Tatort-Fotos keinerlei Emotionen ... Foto: dpa

Beim NSU-Prozess geht es die kommenden Verhandlungstage um den rätselhaften Mord an der Heilbronner Polizistin Kiesewetter. Hier können Sie den Verlauf des Verhandlungstages im Minutenprotokoll nachlesen.

München - An diesem Donnerstag sowie am kommenden Dienstag und Mittwoch wollen die Richter des Staatsschutzsenats sich mit dem Mord an der Polizeimeisterin Michèle Kiesewetter und dem Mordversuch an ihrem Kollegen Martin A. am 25. April 2007 befassen. Der Mord gilt als der rätselhafteste der ganzen NSU-Serie. 

Richter Manfred Götzl beendet den Prozess für heute. Er wird am kommenden Dienstag fortgesetzt.

15:07 Uhr: Die Befragung von Martin A. ist beendet. Das Attentatsopfer beschrieb eindrücklich, dass es sein Lebensziel gewesen sei, Polizist zu werden. Dafür hatte er sein Studium der Wirtschaftsinformatik abgebrochen. "Polizeibeamter war mein Traumberuf - jetzt ist es nur noch Arbeit."

14:55 Uhr: Martin A. ist mit den in dem Mordfall geführten Ermittlungen unzufrieden. Für ihn stelle sich die nach wie vor die Frage nach dem Motiv der Täter. "Ich weiß bis heute nicht, was Sache ist."

14:29 Uhr: A. beschreibt den Richtern die Folgen des Attentats. Er habe Schlaf- und Gleichgewichtsstörungen, sei traumatisiert. Früher habe er die Polizeiautos gezählt, die in einer Kolonne an ihm vorbeigefahren seien. "Und dann habe ich ich denen gewünscht, dass sie abends auch alle wieder nach Hause kommen - denn aus Heilbronn ist ein Auto nicht nach Hause gekommen.

14:24 Uhr: Martin A. sagt aus. Flüssig erzählt der Überlebende des Heilbronner Anschlags, wie er den Tag in der Stadt bis etwa zur Mittagszeit erlebt hat. Bis er mit seiner Kollegin auf die Theresienwiese zur Mittagspause fuhr: "Dann hört es auf:" A. schildert, wie er sich ins Leben zurückkämpfte. Beschreibt, wie er mit einer Hand seine Oberschenkel umfassen konnte, dass sein Kopf aufgrund der vielen Narben "wie eine Landkarte" aussieht. Beate Zschäpe hört dem teilnahmslos zu. Ihr Mitangeklagter Andre E. designt derweil in seinem Laptop T-Shirts.

13:53 Uhr: Das Verfahren wird fortgesetzt. Es beginnt die Befragung Martin A.s. 

12:47 Uhr: Richter Manfred Götzl unterbricht bis 13:45 Uhr, um eine Mittagspause zu machen. Nach der soll der Überlebende des Anschlags, Martin A., befragt werden.

12:24 Uhr: Bei der Präsentation von Detailbildern kommt der Kriminalbeamte des PD Heilbronn zu dem Schluss, dass das Holster, in dem Michèle Kiesewetters Dienstwaffe steckte, ordnungsgemäß geöffnet wurde. Das Holster ihres Kollegen Martin A. sei hingegen gewaltsam geöffnet worden. Rekonstruktionen ergaben, dass dazu ein erheblicher Kraftaufwand von mindestens 50 Kilopond notwendig war.

11:57 Uhr: Ein Kriminalbeamter präsentiert die Fotos, die ein Polizist am 15. April 2007 gegen 14:40 Uhr am Tatort auf der Theresienwiese Heilbronn gemacht hat. Sie zeigen auch den stark blutverschmierten Streifenwagen, in dem Michèle Kiesewetter erschossen wurde. Beate Zschäpe schaut die Fotos an, ohne Emotionen zu zeigen. Ab und zu nimmt sie sich ein Bonbon aus der Dose, die sie an jedem Prozesstag auf dem Tisch vor sich drapiert.

11:32 Uhr: Der Prozess wird fortgesetzt. Auf der Besuchertribüne haben jetzt auch die Polizisten der Polizeidirektion Heilbronn Platz genommen, die schon ausgesagt haben.

11:00 Uhr: Richter Manfred Götzl unterbricht den Prozess für eine Pause bis 11:20 Uhr.

10:55 Uhr: Michèle Kiesewetter hat sich am 19. April 2007 freiwillig für den Einsatz am 25. April 2007 in Heilbronn gemeldet. Zweck dieses Einsatzes sei es gewesen, den Drogenhandel in der Stadt zu bekämpfen. Deshalb sei die Heilbronner Polizei durch Beamte von zwei Zügen der Bereitsschaftspolizei Böblingen verstärkt wurden. Kiesewetters Einheit begann um 8.30 Uhr mit seinen Patrouillen. Den Böblinger Polizisten sei ebenso wie ihren Heilbronner Kollegen die Theresienwiese als "Pausenplatz" bekannt gewesen. Diesen hätten aber nur wenige Beamte genutzt, "um mal ein Brötchen zu essen oder etwas zu trinken".

10:35 Uhr: Ein Kriminalbeamter der Polizeidirektion Heilbronn sagt aus, dass dem verletzten Polizeiobermeister Martin A. die Dienstwaffe, eine Pistole vom Typ Heckler&Koch 2000, von den Mördern entwendet worden sei. Seiner Kollegin Michèle Kiesewetter sei außer der Pistole auch das Ersatzmagazin mit 13 Patronen, eine Minitaschenlampe, die Handschellen sowie das sogenannte Reizstoffsprühgerät entwendet worden seien. Unklar ist, was mit einem Multifunktionstaschenmesser geschehen sei. Das könnte ebenso entwendet worden sein. Kiesewetter könnte das aber auch verloren haben.

10:24 Uhr: K.s Kollege, Joachim T., bestätigt die Aussagen seiner Streifenpartnerin. Der 25. April 2007 sei ein heißer Tag gewesen, ungewöhnlich heiß für April. Als er Kiesewetter aus dem Fahrzeug gezogen habe, habe er festgestellt, "dass die Kollegin bereits verstorben war". Er sei um den Streifenwagen herum gegangen, um dort zu helfen. Als er Martin A.s Puls gefühlt habe, habe dieser die Augen geöffnet.

10:09 Uhr: Die Polizeimeisterin Kerstin K. schildert, wie sie ihre beiden Kollegen Kiesewetter und A. blutend auf der Theresienwiese auffand. Nachdem die Polizei durch den Notruf eines Taxisfahrers am 25. April 2007 alarmiert worden war, sei sie mit einem Kollegen "sofort zum Tatort gerast". Nach einer, höchstens zwei Minuten sei sie am Tatort eingetroffen und habe sich um den lebensgefährlich verletzten Martin A. gekümmert.

9:48 Uhr: Die acht Richter des Staatsschutzsenats des Münchener OLGs betreten den Gerichtssaal. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl eröffnet den heutigen Verhandlungstag. 9:42 Uhr: Die Angeklagten werden in den Gerichtssaal geführt. Beate Zschäpe ist heute mit einem braunen Twin-Set und einer mintfarbenen Jeans bekleidet. Wie üblich dreht sie den Fotografen den Rücken zu, bis diese aus dem Gerichtssaal geleitet werden.

9:32 Uhr: Die Plätze auf der Zuschauertribüne sind fast alle besetzt. Nur bei den für Journalisten reservierten Stühlen sind noch einige wenige frei. Der Berliner Politikwissenschaftler Professor HaJo Funke verfolgt heute das Verfahren im OLG. Die Verteidiger haben auf ihren Plätzen auf der Anklagebank Platz genommen.

8:49 Uhr: Die 50 Zuschauerplätze im OLG sind nahezu vollständig besetzt. Es sind nur noch acht Plätze frei.

8.07 Uhr: Die Richter des Münchener Oberlandesgerichts beginnen heute im Verfahren gegen die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe mit der Beweisaufnahme im Heilbronner Polizistenmord. Die 22 Jahre alte Polizeimeisterin Michèle Kiesewetter war am 25. April 2007 auf der Theresienwiese in Heilbronn erschossen worden. Ihr Streifenkollege Martin A. wurde lebensgefährlich verletzt. Der heutige Polizeikommissar soll am Nachmittag zu dem Anschlag befragt werden.

8 Uhr: Der Prozess beginnt gegen 9.30 Uhr - die Fernsehteams machen sich jetzt schon bereit.

Die Tat legen die Staatsanwälte der Bundesanwaltschaft den beiden verstorbenen Neonazis Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zur Last. Fahnder hatten die gestohlenen Dienstwaffen der beiden Polizisten in dem ausgebrannten Wohnmobil gefunden, in dem die beiden Rechtsextremisten sich 2011 selbst erschossen haben sollen. In der von ihrer wahrscheinlichen Mittäterin Beate Zschäpe bewohnten Wohnung in Zwickau fanden Ermittler die beiden Pistolen, mit denen in Heilbronn auf die Beamten geschossen worden war.

Den heutigen Polizeikommissar Martin A. wollen die Richter am Nachmittag zu dem Anschlag befragen. A. hatte sich in mehreren Vernehmungen durch die Polizei in den vergangenen Jahren immer besser an das Attentat erinnert. Seine Erinnerungen waren so gut, dass sogar ein Phantombild eines der mutmaßlichen Täter erstellt wurde. Es wurde jedoch nie veröffentlicht.