Der NSU-Prozess ging am Dienstag in München weiter. Foto: dpa

Auf einem Radweg an den Bahngleisen in Heilbronn seien ihm im April 2007 zwei Radfahrer aufgefallen, sagte ein 67-jähriger Bahnmitarbeiter am Dienstag im NSU-Prozess in München. Sie hätten Radfahrerkleidung und Helme getragen und sich angeregt unterhalten. Kurz danach wurde ein Attentat auf zwei Polizisten verübt.

Auf einem Radweg an den Bahngleisen in Heilbronn seien ihm im April 2007 zwei Radfahrer aufgefallen, sagte ein 67-jähriger Bahnmitarbeiter am Dienstag im NSU-Prozess in München. Sie hätten Radfahrerkleidung und Helme getragen und sich angeregt unterhalten. Kurz danach wurde ein Attentat auf zwei Polizisten verübt.

München - Ein Bahnarbeiter hat möglicherweise vor dem Mordanschlag des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) auf zwei Polizisten in Heilbronn die beiden Attentäter beobachtet. Auf einem Radweg an den Bahngleisen seien ihm zwei Radfahrer aufgefallen, sagte der 67-Jährige am Dienstag im NSU-Prozess in München. Sie hätten Radfahrerkleidung und Helme getragen und sich angeregt unterhalten.

„Von dem Punkt, wo die beiden Radfahrer gestanden haben, kann man den Tatort gut einsehen“, sagte der mittlerweile pensionierte Mann. Kurze Zeit später habe er einen Schlag gehört. „Wir haben gedacht, dass es einem Auto einen Reifen rausgehauen hat.“

Der Anklage zufolge haben die NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos den Anschlag auf zwei Polizisten im April 2007 in Heilbronn verübt. Die Polizistin Michèle Kiesewetter starb noch am Tatort; ihr Kollege, der mit ihr im Streifenwagen saß, überlebte trotz eines Kopfschusses. Auch bei anderen NSU-Attentaten sahen Zeugen die mutmaßlichen Täter in Fahrradkleidung und auf Mountainbikes. Der Heilbronner Zeuge konnte allerdings auf Fotos Mundlos und Böhnhardt nicht wiedererkennen.

Drei weitere Zeugen schilderten am Dienstag, wie sie den Streifenwagen mit den beiden Polizisten nach dem Attentat vorfanden. Als erstes hatte sich ein Mann bei der Polizei gemeldet, der mit dem Fahrrad in der Nähe des Tatorts an der Heilbronner Theresienwiese vorbeigefahren war. Dabei habe er gesehen, dass die Türe des Streifenwagens offen war und jemand herauslehnte, sagte der 49 Jahre alte Industriemechaniker. „Dann habe ich gesehen, dass alles voller Blut ist.“ Er sei aber oben am Radweg stehen geblieben. „Das wollte ich nicht von nahem sehen.“ Da er kein Telefon dabei hatte, fuhr er weiter zum Bahnhof, wo ein Taxifahrer für ihn die Polizei anrief.

Einen kurzen Auftritt als Zeugin hatte zuvor die Ehefrau des Angeklagten André E.. Wie erwartet verweigerte die 32-Jährige jede Aussage. Der Zeugenauftritt dauerte nur zwei Minuten. André und Susann E. hatten relativ engen Kontakt zu den im Untergrund lebenden NSU-Mitgliedern. Auch gegen Susann E. wird wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe nutzte zeitweise die Personalien von Susann E..

Nach mehreren erfolglosen Ladungen erschien am Dienstag auch ein Zeuge des Mordes an Halit Yozgat 2006 in Kassel vor Gericht. Der 22-jährige Ahmed A. bestätigte, dass er im hinteren Raum des Internetcafés saß, in dem Yozgat erschossen wurde. Er habe einen dumpfen Schlag gehört, als wäre etwas heruntergefallen „Ich dachte das wär' ein Ordner.“ Kurz darauf sei Yozgats Vater in den hinteren Raum gekommen. „Er rief, mein Sohn ist tot.“ Er habe versucht, Erste Hilfe zu leisten, sagte der Zeuge. „Ich wollte seinen Kopf anheben. Meine Hand war warm. Da war Blut.“