Trotz Protest, Demos und Petitionen schließt Ende Juni auch noch die Bereitschaftspraxis in Backnang. Dass jene in Winnenden länger geöffnet haben soll, ist ein schwacher Trost.
Die Proteste, Unterschriftenaktionen und Demonstrationen in den vergangenen Monaten haben nichts genützt: Wenn alles nach den Plänen der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) geht, schließt die Bereitschaftspraxis Backnang am 30. Juni 2025 für immer ihre Türen. Die einzige Anlaufstelle dieser Art im Rems-Murr-Kreis wird danach die fortan letzte noch existierende Bereitschaftspraxis in Winnenden sein. Die solle entsprechend ab dem 1. Juli kommenden Jahres weitere zwölf Arztstunden dazu bekommen, heißt es hierzu in einer Pressemitteilung der Stadt Winnenden.
Deren Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth hat die Kassenärztliche Vereinigung zusammen mit anderen Rathauschefs und Landräten bei einem Treffen vor Weihnachten über ihre Zukunftspläne informiert. Schon im Frühjahr hatte Holzwarth beim Bekanntwerden der Pläne öffentlich gefragt, wie eine einzige Bereitschaftspraxis für die rund 433 000 Einwohner des Rems-Murr-Kreises funktionieren solle. Ob die nun angekündigte Verstärkung mit zwölf Arztstunden ausreicht, müsse genau beobachtet werden, fordert Holzwarth – andernfalls müsse nachgesteuert werden.
Anlaufstelle, wenn der Hausarzt geschlossen hat
Gemäß den derzeitigen Plänen wäre die Bereitschaftspraxis Winnenden ab dem Sommer montags, dienstags und donnerstags von 18 bis 22 Uhr, mittwochs und freitags von 14 bis 22 Uhr und an Samstag, Sonntag und Feiertagen von 8 bis 22 Uhr geöffnet. Der ärztliche Bereitschaftsdienst in den Bereitschaftspraxen ist eine Anlaufstelle für Patienten, wenn diese abends und am Wochenende, also außerhalb der Sprechzeiten des Hausarztes, medizinische Hilfe benötigen, etwa wegen einer schweren Erkältung oder wegen starker Bauchschmerzen.
Die Schließung der Backnanger Bereitschaftspraxis ist ein weiterer Schritt weg von der dezentralen medizinischen Versorgung. Der Prozess begann im Jahr 2017 mit dem Ende der Bereitschaftspraxis in Waiblingen und setzte sich mit der Schließung der Praxis in Schorndorf im Herbst 2023 fort. Der Backnanger Oberbürgermeister Maximilian Friedrich hatte die Schließung der Bereitschaftspraxis als einen „eklatanten, nicht wieder gut zu machenden Vertrauensbruch für rund 120 000 Einwohner in und um Backnang“ bezeichnet.