Nicole Booz und Hund Nino haben die Bekanntschaft mit einer Nosferatu-Spinne gemacht und sie dann freigelassen. Foto: privat

Eine Ludwigsburgerin hat die achtbeinige Kräuseljagdspinne im Schlafzimmer entdeckt. Was ist zu tun, wenn man eine Giftspinne daheim hat? Die Frau hat instinktiv das Richtige gemacht.

Jetzt ist sie also auch in der Barockstadt unterwegs. Die Spinne, die seit einiger Zeit bundesweit Schlagzeilen macht und auf den klangvollen Namen Nosferatu hört – in Anlehnung an den Spielfilm „Die Symphonie des Grauens“. Nicole Booz hat am vergangenen Donnerstagabend in der Oststadt Bekanntschaft mit der Kräuseljagdspinne gemacht. „Ich wollte am Abend lüften und sah im Schlafzimmer an der Wand einen dunklen Fleck“, erzählt die Ludwigsburgerin. Als sie das Licht anknipste, identifizierte sie den Fleck als eine Spinne. Eine ziemlich große Spinne.

„Erst dachte ich mir nichts dabei und ging davon aus, dass es eine simple Hauswinkelspinne ist.“ Mit einem großen Glas und einem Stück Pappe wollte Nicole Booz das Tier einfangen und nach draußen bringen. Doch der ungebetene Hausgast erwies sich als flink und flüchtete quer übers Bett. „Das war der einzige Moment, in dem ich kurz etwas Angst hatte. Denn auf dem Bett lag mein Hund, und ich war mir nicht sicher, wie ein Aufeinandertreffen der beiden ausgehen würde“, erzählt Nicole Booz.

Acht Beine und viele Haare

Doch Vierbeiner Nino bekam von allem nichts mit. Auch nicht, dass sein Frauchen am Ende die Spinne doch einfangen konnte – und bei genauerem Hinschauen eine auffällige Färbung und eine „komische“ Zeichnung bemerkte, die sie dann doch irritierte. Online startete die 33-Jährige eine Bilderrückwärtssuche und kam so der haarigen Nosferatu auf die Spur. „Da ich mir aber nicht sicher war, ob sie es auch tatsächlich ist, habe ich ein Bild an den Atlas der Spinnentiere Europas gesandt.“ Die Bestätigung kam schnell.

Hätte Nicole Booz ihre Freundinnen gefragt, hätten die wohl dazu geraten, die Spinne, die mit ausgestreckten Beinen bis zu fünf Zentimeter lang sein kann, möglichst schnell ins Reich der Toten zu schicken. Doch ein Tier töten kommt für die Ludwigsburgerin nicht infrage, und deshalb entließ sie ihren Gast am Wochenende in ein Biotop, das in der Nähe der Wohnung in der Kastanienallee liegt.

Angst vor Spinnen wird anerzogen

Für Theo Blick von der Arachnologischen Gesellschaft (AraGes) die richtige Reaktion. Grund zur Panik gebe es nicht. „Für ihre Beute ist ein Biss natürlich sehr gefährlich, aber für Menschen ist er vergleichsweise harmlos“, erklärt der Spinnenexperte. „Kollegen aus Basel haben sogar einen Selbsttest gemacht. Sie provozierten die Spinne zum Beißen – und das war gar nicht einfach. Die Art kann also keinesfalls als aggressiv gelten.“

Die Angst vor Spinnen, weiß Blick, werde unbewusst anerzogen. „Und zwar in einer sensiblen Phase, dem Kleinkindalter. Wenn eine Bezugsperson die Angst vormacht, übernehmen das die Kinder.“ Sie könne aber auch wieder abtrainiert werden. Ein Fakt, der helfen könnte: Seit weit mehr als 100 Jahren gibt es in Europa keinen nachgewiesenen Tod durch einen Spinnenbiss.

Klimawandel mit Ursache

Bis vor 20 Jahren lebte die Zoropsis spinimana ausschließlich im Mittelmeerraum. Vermutlich als blinder Passagier hat sie im stetig wachsenden Güterverkehr und als Profiteur des Klimawandels die Reise gen Norden angetreten. 2005 wurde sie erstmals in Freiburg nachgewiesen. Inzwischen hat sie es sich vor allem in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg gemütlich gemacht.

„Im Freien überlebt sie bei uns den Winter nur an vor Kälte geschützten Stellen“, sagt Blick. Deshalb gefällt es ihr am besten in Häusern und Wohnungen. Im Kreis Ludwigsburg ist es der dritte Fund. Zumindest weiß Nabu-Kreischef Frank Handel nicht von mehr. Über ein Kontaktformular kann er auf der Homepage des Naturschutzbundes gemeldet werden. „In Steinheim und in Freiberg wurden auch schon welche gefunden und ausgesetzt.“ Zwingend ist die Meldung nicht, sagt Handel. „Die Nosferatu wird bei uns einfach irgendwann dazugehören.“

Was tun bei einem Spinnenbiss?

Biss
 Der lokale Schmerz ähnelt einem Wespenstich, ist also heftig. Eventuell gibt es eine lokale Entzündung – nicht nur wegen des Giftes, auch wegen des Schmutzes in der Wunde, den die Tiere an ihren Beißzangen haben können. Desinfizieren hilft. Auch zerstört Hitze die Proteine des Gifts.

Gefährdete Personen
 Wie grundsätzlich bei Bissen oder Stichen von Tieren sind Kleinkinder, ältere Menschen, kreislauf- oder immungeschwächte Personen gefährdeter als andere. Bei diesen Gruppen sind etwas stärkere Reaktionen möglich.

Was tun?
Die Tiere beißen am ehesten, wenn sie sich bedroht fühlen. Tipp: nicht mit der bloßen Hand hinaustragen, sondern ein Glas und eine Pappe nutzen.