Aus Sorge vor beruflichen Konsequenzen: Forstbeamte verfassen ein Positionspapier gegen den Nationalpark, hinterlegen die Unterschriften aber vertraulich.
Stuttgart/Freudenstadt - Noch ist nicht entschieden, in welche Region des Nordschwarzwalds der von der grün-roten Landesregierung angestrebte Nationalpark Nordschwarzwald kommt. Aber dennoch sorgt das Thema weiter für Wirbel. 35 staatliche Förster aus den Landkreisen Calw, Freudenstadt, Rastatt und Ortenau, deren Reviere im Suchraum für den möglichen Nationalpark liegen oder angrenzen, haben das Land in einer gemeinsamen Resolution vor den Risiken eines Nationalparks gewarnt.
Besonders pikant: Weil sie berufliche Konsequenzen fürchten, haben die Förster das Papier an den landeseigenen Betrieb Forst BW nicht mit Namen unterzeichnet. Die Landräte der betroffenen Kreise erhielten die selbe Resolution und separat vertraulich die Unterschriften. „Uns wurde zugesichert, dass die Unterschriften nicht veröffentlicht oder weitergegeben werden“, sagte einer der Mitverfasser.
In der dreiseitigen Resolution, die den Stuttgarter Nachrichten vorliegt, verweisen die Forstleute auf ihre erfolgreiche Arbeit. Man habe „die Wälder des Nordschwarzwaldes zu dem gemacht, was sie heute sind“. Es sei deshalb „für uns Forstleute nicht zu verstehen, dass nach dieser erfolgreichen Arbeit in einem künftigen Nationalpark das waldbauliche Handeln ausgesetzt und der Wald einem nicht kalkulierbaren Risiko überlassen werden soll.“
Die Förster machen deutlich, dass der von Grün-Rot angestrebte „Waldumbau des von Fichten dominierten Waldes zu einem Tannen-, Buchen- und Mischwald in 30 Jahren nicht machbar ist“. Auch das heikle Thema Borkenkäfer wird angesprochen. Die „zu erwartende Massenvermehrung“ des Käfers werde „zu einem großflächigen Absterben der Fichte führen“, auf diesen Flächen würden sich dann aber erneut die schnell wachsenden Fichten breit machen. „Damit wird ein wichtiges Ziel eines Nationalparks, nämlich die Förderung der Artenvielfalt, verfehlt“, warnen die Forstbeamten und ziehen ein bitteres Fazit: „Eine fachliche und ergebnisoffene Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalpark hat zwischen den betroffenen Förstern und den Arbeitgebern in den Landkreisen oder mit Forst BW nicht stattgefunden.“ Man sehe sich aber in der Pflicht, sich jetzt zu äußern, damit „unsere sachlichen Bedenken von unseren Vorgesetzten zur Kenntnis genommen werden“.