Ammoniak wird unter anderem als Kältemittel in Eisbahnen verwendet. Immer wieder kommt es dabei zu Unfällen – wie jetzt im nordrhein-westfälischen Herne und vor einigen Jahren in Stuttgart.
Herne/Stuttgart - In einer Eissporthalle im nordrhein-westfälischen Herne ist Ammoniak ausgetreten, was zu einem mehrstündigen Großeinsatz der Feuerwehr geführt hat. Das giftige Gas sei bei Wartungsarbeiten ausgetreten und habe zwei Mitarbeiter der Halle verletzt, teilte die Feuerwehr der 160 000-Einwohner-Stadt im Ruhrgebiet mit. Am frühen Dienstagmorgen waren die Einsatzkräfte den Angaben zufolge noch immer vor Ort.
Das Leck vom Montagmorgen (24. August) sei inzwischen abgedichtet, der Ort müsse aber noch überwacht werden, hieß es weiter. Im unmittelbaren Umfeld der Eishalle sollten Türen und Fenster zunächst geschlossen bleiben, außerdem wurden ein Spielplatz, eine Gaststätte und eine Sporthalle geräumt. Das sei jedoch eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen, betonte ein Sprecher der Feuerwehr.
Das Gift sei in einem geschlossenen Raum ausgetreten und es habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Außenwelt bestanden. Zwischenzeitlich war die Feuerwehr mit 150 Einsatzkräften vor Ort.
Gefährliches Gas und Kältemittel
Ammoniak ist eine chemische Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff. Das stark stechend riechende, farblose, wasserlösliche und giftige Gas reizt die Schleimhäute und hemmt die Atmung. Ammoniak ist eine der meistproduzierten Chemikalien und Grundstoff für die Produktion aller weiteren Stickstoffverbindungen. Der größte Teil des Ammoniaks wird zu Düngemitteln weiterverarbeitet.
Ammoniak ist ein Kältemittel, das insbesondere in großen Industrieanlagen, aber auch in Eisbahnen verwendet wird, wo man es in stählernen Tanks lagert. In der Betonfläche der Eisbahn unter der Eisschicht sind Rohre eingebaut, durch die flüssiges Ammoniak gepumpt wird. Dadurch wird der Beton so weit abgekühlt, dass das von der Eismaschine aufgetragene Wasser gefrieren kann.
Unfälle mit Ammoniak in Eishallen
Unfälle mit der chemischen Verbindung sind in Deutschland kein Einzelfall, immer wieder kommt es zu ungewollten Austritten.
Straubing, März 2019: Bei Umbauarbeiten im Straubinger Eisstadion in Bayern werden fünf Leitungen unter der Eisfläche beschädigt. 14 Menschen werden verletzt, 150 Personen, darunter 118 Schüler, müssen evakuiert werden.
Bad Tölz, Oktober 2016: Im Eisstadion im bayerischen Bad Tölz wird Gasalarm ausgelöst. In der Trainingshalle wollte ein Mitarbeiter der Stadtwerke Gummimatten befestigen. Dabei bohrte er eine Ammoniakleitung an und verletzt sich bei dem Vorfall leicht.
Ludwigshafen, Oktober 2016: In Ludwigshafen tritt ein Gasleck an der Kühlanlage des Eisstadions auf. Die Feuerwehr räumt ein Schwimmbad und eine Leichtathletikhalle. Verletzt wird niemand.
Stuttgart, August 2013/September 2012: In der Eishalle in Stuttgart-Degerloch kommt es wegen einer geplatzten Dichtung an der Kühlanlage zu einem Ammoniak-Alarm. Zwei Arbeiter werden leicht verletzt. 50 Kinder müssen die Halle vorsorglich verlassen. Zuvor musste die Feuerwehr am 27. September 2012 wegen eines Gaslecks zur Eishalle in Degerloch ausrücken. Insgesamt 600 Kinder, die einen Kindergarten und die Waldorfschule in der Nähe des Stadions besuchten, mussten daraufhin evakuiert werden.
Bad Kissingen, Februar 2012: Im bayerischen Bad Kissingen tritt in der Eissporthalle Ammoniak aus. Zehn Personen erleiden Atemwegsreizungen. Eine fehlerhafte Ringdichtung im Maschinenraum war der Grund für den Gasaustritt.
Reutlingen, Juli 2009: Bei einem Ammoniak-Unfall in der Reutlinger Eislaufhalle werden acht Menschen leicht verletzt. Wegen Sanierungsarbeiten war das Hallendach abgedeckt. Durch die Sonneneinstrahlung kam es im Ammoniakbehälter zu einem Überdruck. Das Überdruckventil löste aus und lies das Gas ins Freie strömen. 250 Menschen werden in Sicherheit gebracht.