Uwe Lahl vom Verkehrsministerium hält die Tunnelvariante für einen „neuen, aber sehr teuren Vorschlag.“ Foto: /Leif Piechowski

Eine von Firmen getragene Initiative hat die Variante vorgestellt, den Nordostring in mehreren Tunnels zu führen. Darauf hat es erste Reaktionen gegeben.

Stuttgart - Die Initiative Landschaftsprojekt Nordostring um den Industriellen Rüdiger Stihl und den Architekten Hermann Grub hat eine Machbarkeitsstudie vorgelegt, wie die rund elf Kilometer lange Verbindung unterirdisch realisiert werden könnte und dadurch die Landschaft geschont würde. Allerdings kostet das Projekt dann mindestens 1,2 Milliarden Euro. Die vierspurige Straße würde in mehreren Tunneln und Einhausungen geführt, auf der Strecke sind mehrere Anschlussstellen ans oberirdische Straßennetz geplant, so dass nicht von einer durchgängigen Röhre gesprochen werden kann. Auf den Vorschlag gab es sofort Reaktionen.

Uwe Lahl, Amtschef im Landesverkehrsministerium: „Das ist ein neuer, aber auch sehr teurer Vorschlag. Gleichwohl werden wir ihn in unseren Faktencheck einbeziehen.“

Hermino Katzenstein, Verkehrsexperte der Landtagsgrünen: „Die Rede ist von einem Tunnel, der eineinhalb Mal so lang wäre wie der San Bernardino. Es wäre der mit Abstand längste Tunnel in ganz Deutschland. Die Kosten gehen in die Milliarden – dies für ein höchst umstrittenes Straßenbauprojekt, das für viele Jahre Ressourcen in der Straßenbauverwaltung binden würde, die dann andernorts für sinnvolle Projekte fehlen. Die nach fachlichen und transparenten Kriterien erarbeitete Priorisierung von Maßnahmen nach der Bundesverkehrswegeplanung würden ad absurdum geführt: Der Nordostring ist beim Bund nicht in der vordringlichen Planung. Abgesehen davon zerstört so ein Megaprojekt für Jahrzehnte sensible, wertvolle Landschaften und zieht als autobahnähnliche Fernstraße mehr Verkehr in die Region. Für den Nordost-Ring gibt es weder eine Planungspflicht noch einen Planungsauftrag. Mit Konzepten aus der Mitte des letzten Jahrhunderts kann man schlecht den Herausforderungen der Zukunft begegnen. Die Realisierung eines Nordost-Tunnels würde mindestens 15, eher 20 Jahre brauchen. Bis dahin muss die Luft in und um Stuttgart sauber und die Mobilität aus Klimaschutzgründen zukunftsfähig sein – mit mehr Bus und Bahn und weniger Kfz-Anteilen am Gesamtverkehrsaufkommen.“

IHK Region Stuttgart: „Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart bewertet den Vorstoß einiger Unternehmen aus der Region für eine verbesserte Straßenverbindung der Landkreise Rems-Murr und Ludwigsburg positiv. Die von einer privatwirtschaftlichen Initiative aus der Mitte der im betroffenen Raum ansässigen Unternehmerschaft vorgelegte neue Variante kann die Diskussion über die Verbindung zwischen dem südlichen Kreis Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis positiv beleben, so die Präsidenten der IHK-Bezirkskammern Ludwigsburg und Rems-Murr, Albrecht Kruse und Claus Paal. Die Präsidentin der IHK Region Stuttgart, Marjoke Breuning, betont, dass die Frage, ob und wie die Verbindung zwischen den beiden wirtschaftsstarken Teilbereichen der Region verbessert werden soll, auch innerhalb der Mitgliedsunternehmen der IHK Region Stuttgart ein kontrovers diskutiertes Thema sei. Nach Ansicht von Breuning, Kruse und Paal sollte die Chance genutzt werden, einen Prozess anzustoßen, der transparent und ergebnisoffen eine konsensfähige Lösung für eine gute Verbindung der beiden Teilräume Ludwigsburg und Waiblingen sucht. Da der hohe volkswirtschaftliche Nutzen einer ausgebauten Verbindung zuletzt in den Untersuchungen zum Bundesverkehrswegeplan 2030 nachgewiesen wurde, sollte nunmehr vor allem nach einer auch unter Klimaschutz- und Umweltschutzgesichtspunkten von allen beteiligten Akteuren akzeptierbaren Lösung gesucht werden. Claus Paal ergänzt, dass seiner Ansicht nach die Filderauffahrt als echte Entlastung der Stuttgarter Innenstadt wieder wesentlich mehr in den Fokus der Diskussionen gerückt werden sollte.“