Skispringer Janne Ahonen ist einer der Größten seiner Sportart, seine besten zeiten hat er aber schon hinter sich. Foto: Epa

Sie kämpfen nicht mehr um die Medaillen mit. Dennoch ist die Nordische Ski-Weltmeisterschaft in Lahti für Hannu Manninen und Janne Ahonen eine besondere.

Lahti - Bei einer Weltmeisterschaft im nordischen Skisport treffen sich nicht nur die Besten, sondern auch einige Athleten, die ihre besten Zeiten längst hinter sich haben – darunter zwei Altstars aus Finnland, die in Lahti die ganz großen Emotion ausgelöst haben.

Janne Ahonen: Die Siegerliste nach dem Wettbewerb von der Normalschanze las sich wie ein „Who ist Who“ des Skispringens. Simon Ammann (35/Schweiz) vor Gregor Schlierenzauer (27/Österreich), Janne Ahonen (39/Finnland) und Noriaki Kasai (44/Japan) – allerdings auf den Plätzen 21, 24, 25 und 28. Die großen Erfolge dieses Quartetts liegen schon einige Winter zurück, der Laune aber tat das vor 35 000 begeisterten Zuschauern keinen Abbruch. Vor allem nicht bei Janne Ahonen. Der Finne neigte noch nie zu großen Gefühlsausbrüchen, und daran hat sich auch nichts geändert. Trotzdem ließ er einen Blick in sein Inneres zu: „Früher habe ich nicht das Skispringen genossen, sondern nur die Siege“, sagte er, „das hat sich geändert.“ Ahonen liebt vor allem das Gefühl des Fliegens. Erst recht in Lahti.

Vielleicht springt Ahonen noch gegen seinen Sohn

Der WM-Austragungsort ist die Heimat von Ahonen. Sein Haus liegt nur zehn Kilometer von den drei Schanzen entfernt. Hier lernte auch Sohnemann Mica (15) das Skispringen, bei der WM ist er als Vorspringer dabei. Der Traum, gemeinsam zu starten, ging nicht in Erfüllung. Noch nicht. Denn Vater Ahonen, der fünfmalige Weltmeister und fünfmalige Gewinner der Vierschanzentournee, hat zwar schon drei Comebacks hinter sich, denkt aber nicht an einen erneuten Rücktritt: „In meinem Alter kann ich nur noch von Jahr zu Jahr planen. Aber bei den Olympischen Spielen 2018 bin ich wohl noch dabei.“ Auch wenn sich die Prioritäten etwas verschoben haben.

Ahonen ist nicht mehr so verbissen und fokussiert wie früher. Aktuell ist er zwar noch der beste Finne im Weltcup – liegt aber nur auf Rang 47. Es stört ihn nicht weiter, weil er weiß, dass es noch mehr wichtige Dinge gibt im Leben. Logisch, die Familie, aber auch das Geschäft: Ahonen besitzt eine Firma, die pro Saison rund 200 Anzüge für Skispringer näht („Man muss sich mit Aerodynamik auskennen – es ist vergleichbar mit dem Bau eines Flugzeuges“).

Und dann hat er auch noch ein kostspieliges Hobby. Im Sommer holt sich Ahonen gemeinsam mit seinen beiden Söhnen den Adrenalin-Kick bei Dragster-Rennen, sein persönlicher Geschwindigkeitsrekord steht bei 500 km/h. Da ist ein Skisprung schon fast eine Art Entschleunigung. Vom Tempo her, nicht von den Emotionen. „Ich war schon 2001 bei der WM in Lahti dabei, und jetzt noch einmal“, sagte Ahonen, „damit ist ein großer Traum in Erfüllung gegangen.“ Egal, was am Ende in der Ergebnisliste stand.

Einige Zuschauer kommen nur wegen Manninen

Hannu Manninen: Er ist einer der erfolgreichsten Kombinierer der Geschichte, und er hebt immer noch regelmäßig ab. Hannu Manninen (38) pilotiert für die finnische Fluggesellschaft Finnair einen Airbus 320 quer durch Europa. Ausgelastet ist er damit nicht. Sechseinhalb Jahre nach seinem letzten Wettkampf kehrte der Olympiasieger, dreimalige Weltmeister und viermalige Weltcupgesamtsieger im Januar zurück. In Lahti, beim Weltcup. Und am Sonntag startete Manninen dort in der WM-Staffel.

Sportlich spielten die Finnen keine Rolle, für die Stimmung schon. Immer wenn sie an den voll besetzten Tribünen vorbeiliefen, flippten die Fans aus. Vor allem bei Manninen, der auf der Strecke eine gute Figur abgab: Nach seiner Karriere bestritt er regelmäßig Triathlon-Wettbewerbe, hielt sich so fit. Um einiges schwerer tat sich der Altstar („Ich habe die Kombination sehr vermisst“) auf der Schanze, mit 83,5 Metern gehörte er zu den Schwächsten. „Im Springen hat sich die Technik enorm weiterentwickelt, die Anforderung ans Gewicht ist eine ganz andere“, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch, der das Comeback von Manninen mit Interesse beobachtet hat: „Ich treffe ihn gerne. Und ein paar Zuschauer mehr sind wegen Hannu sicher gekommen.“ Auch wenn seine Erfolge schon lange zurückliegen.