Das deutsche Quartett freut sich über die vierte Skispung-Medaille bei der WM in Lahti. Foto: dpa

Dank der Überfliegerin Carina Vogt holt das deutsche Mixed-Team Gold im Skispingen. Die Männer komplettieren damit ihren Medaillensatz – und haben noch weitere Chancen auf Edelmetall.

Lahti - Die grüne Linie im Skispringen ist eine sinnvolle Erfindung, weil sie den Zuschauern an der Schanze und vor den Bildschirmen deutlich macht, wie weit ein Athlet fliegen muss, um in Führung zu gehen. Manchmal ist sie aber auch einfach nur ein Zeichen der Überlegenheit. Die Deutschen landeten im Mixedwettbewerb der WM in Lahti am Sonntagabend derart weit jenseits der grünen Linie, dass für jeden offensichtlich war, wie ungefährdet sie ihren zweiten Titel nach 2015 holten. „Was für eine Skisprung-Demonstration!“, jubelte Frauen-Bundestrainer Andreas Bauer, und auch Männer-Kollege Werner Schuster war begeistert: „Dass wir so souverän gewinnen, konnte keiner erwarten.“ Es hatte viel mit Carina Vogt zu tun.

Die Gold-Spezialistin aus Schwäbisch-Gmünd hat zwar erst zwei Wettbewerbe im Weltcup gewonnen, aber nun schon fünf große Springen (Olympia 2014 sowie WM 2015 und 2017/jeweils Einzel und Mixed). Sie hatte die undankbare Aufgabe, als Erste des Teams in die Spur zu müssen, doch sie erledigte diesen Job mit Bravour. 98 Meter bedeuteten mit weitem Abstand die Tagesbestleistung der Frauen. „Sie hätte heute im Einzel mit großem Vorsprung vor dem Rest der Weltelite gewonnen“, meinte Bauer bass erstaunt, „ich hätte nicht gedacht, dass so etwas in dieser Dimension möglich ist. Sie ist eine großartige Athletin.“

Carina Vogt legt den Grundstein für Gold

Auch der Rest des Teams war begeistert von Vogt. „Sie ist schon eine wilde Sau“, lachte Markus Eisenbichler. „Was sie gezeigt hat“, sagte Svenja Würth, „war einfach grandios.“ Und Andreas Wellinger meinte: „Sie hat unglaublich losgelegt. Danach sprang es sich leicht und entspannt.“

Die Konkurrenz schaffte es nicht mehr, in Reichweite des deutschen Teams (1035,5 Punkte) zu kommen, das klar vor Österreich (999,3) und Japan (979,7) siegte. „Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass wir am Ende einen so großen Vorsprung haben werden“, erklärte Carina Vogt, „es war eine magische WM für mich.“ Und für die Männer könnte der Zauber noch weitergehen.

Andreas Wellinger und Markus Eisenbichler haben ein sensationelles Wochenende erlebt, schließlich hatten sie vor dem Erfolg im Mixed am Samstagabend hinter dem Österreicher Stefan Kraft schon Silber und Bronze von der Normalschanze gewonnen. „Besser konnte es nicht laufen“, meinte Wellinger, der sich nach Rang zwei im ersten Durchgang auf dieser Position behauptet hatte, während Eisenbichler von Rang sechs noch aufs Podium gesprungen war, „alles, was jetzt noch kommt, ist eine Zugabe.“ Es könnte noch einiges kommen.

Die deutschen Männer haben noch weiter Medaillenchancen

An diesem Donnerstag findet das Springen von der Großschanze statt, am Samstag der Mannschaftswettbewerb. Und weil die Deutschen bisher in Lahti die führende Kraft sind, gehören sie natürlich auch dann wieder zu den Favoriten – erst recht, weil Wellinger im Mixed sogar den Konkurrenten Kraft überflügelte. „Da hat er schon mal ein Zeichen gesetzt, das war gut fürs Ego“, sagte Bundestrainer Schuster, „wir sind motiviert, um unser Ding hier vollends durchzuziehen. Mein Traum ist, mit der Mannschaft endlich mal WM-Gold zu holen. Aber das wird unfassbar schwer.“

Die Frauen wären schon froh, sich dieses Ziel überhaupt setzen zu können. Für sie gibt es keinen Teamwettbewerb, weshalb die WM für die Skispringerinnen schon wieder vorbei ist. Die Deutschen fliegen an diesem Dienstag nach Hause – um Geld zu sparen, werden sie sich den Rest der Titelkämpfe am Fernseher anschauen. Weshalb sie in Lahti mit IOC-Boss Thomas Bach darüber sprachen, wie ihr Sport sich weiterentwickeln könnte. Auf der Wunschliste stehen eine Mixedkonkurrenz bei Olympia (frühestens 2022 in Peking möglich) sowie Teamspringen bei Weltmeisterschaften und im Weltcup. „Dann wären Großereignisse für uns nicht immer schon nach ein paar Tagen beendet“, sagte Bundestrainer Bauer. Jetzt müssen nur noch das IOC und der Ski-Weltverband über die grüne Linie springen. Wie es geht, haben ihnen die Deutschen eindrucksvoll gezeigt.