Peschmerga-Kämpfer haben die irakische Stadt Sindschar zurückerobert. Foto: dpa

Die Peschmerga-Kämpfer haben die irakische Stadt Sindschar gestürmt und von der IS zurückerobert. Die Stadt war seit August 2014 in den Händen der Terrormiliz. Die USA unterstützen die irakischen Kurden bei ihrer Offensive.

Bagdad - Kurdische Kämpfer aus dem Irak haben die strategisch wichtige Stadt Sindschar im Norden des Landes von der Terrormiliz Islamischer Staat zurückerobert. Bereits am Donnerstag war es ihnen mit Unterstützung der US-geführten Luftangriffe gelungen, die Kontrolle über einen Teil der Straße zu gewinnen, die der IS als Versorgungsroute zwischen den von ihm kontrollierten Gebieten im Irak und Syrien nutzt.

Im Folgenden ein Überblick über Sindschar und seine Bedeutung für den Kampf gegen die sunnitischen Extremisten:

August 2014 fliegen USA erste Angriffe auf IS

Sindschar war im August 2014 vom IS überrannt worden, kurz nachdem die Extremisten in einer Blitzoffensive von Syrien aus in den Norden des Irak vorgedrungen waren und die zweitgrößte irakische Stadt Mossul eingenommen hatten. Der Name der Stadt ruft seitdem Erinnerungen an die Bilder von Zehntausenden dort lebenden Angehörigen der religiösen Minderheit der Jesiden wach, die vor dem Terror des IS in das nahe gelegene Gebirge flohen.

Dort mussten viele von ihnen tagelang bei großer Hitze ohne Lebensmittel ausharren, weil Kämpfer der Terrormiliz sie umzingelten. Der IS sieht die Jesiden als Ungläubige an und verfolgt sie. Wegen des Dramas im Sindschar-Gebirge warfen die USA Hilfspakete über dem Gebiet ab, während einige der Festsitzenden von kurdischen Kämpfern befreit wurden und anderen die Flucht gelang.

Eine nicht bekannte Zahl von Menschen starb bei dem Überfall des IS auf Sindschar; Hunderte Frauen, Kinder und Männer wurden entführt. Die Frauen versklavte die Terrormiliz und reichte sie an Kämpfer in den vom IS beherrschten Gebieten im Irak und Syrien weiter.

Die Massaker in Sindschar führten zu der Entscheidung der USA, mit Verbündeten Luftangriffe auf den IS zu fliegen. Am 8. August 2014 erfolgten die ersten Angriffe, sie markierten den Beginn von Bemühungen einer größeren Allianz, gegen die Terrormiliz im Irak und Syrien vorzugehen.

Die Rückeroberung von Sindschar könnte auch den Weg weisen für andere Städte, die noch in IS-Hand sind, darunter die irakischen Städte Tal Afar und Mossul.

Sindschar-Offensive von Peschmerga geleitet

Das 50 Kilometer von der syrischen Grenze entfernte Sindschar liegt nahe der Autobahn 47, die die beiden größten Hochburgen des IS - Rakka in Syrien und Mossul im Nordirak – indirekt miteinander verbindet. Die 120 Kilometer lange Straße ist einer der vom IS am intensivsten genutzten Versorgungswege, um seinen Nachschub an Gütern, Waffen und Kämpfern zu sichern.

Das Hauptziel der Kurden ist es, diese Route zu kappen. Am Donnerstag meldete der Kurdische Regionale Sicherheitsrat, seine Truppen kontrollierten einen Teil der Autobahn. Damit müsste der IS auf andere Straßen ausweichen, was seine Aktivitäten erheblich verlangsamen würde. Denn die Ersatzrouten führen meist durch die Wüste und bedeuten einen Umweg von mehr als 400 Kilometern.

Die am Donnerstag gestartete Sindschar-Offensive wird von irakischen Kurden geleitet, die unter dem Namen Peschmerga bekannt sind. Sie werden von den Luftangriffen der US-geführten Allianz sowie von militärischen Beratern des Bündnisses am Boden unterstützt.

Aber auch Kurdengruppen aus Syrien – die Volksverteidigungseinheit YPG – und Kämpfer der Kurdischen Arbeiterpartei PKK aus der Türkei sind beteiligt. Den Frieden zwischen ihnen zu erhalten und sie zu koordinieren, dürfte eines der Hauptprobleme für einen nachhaltigen Erfolg in und um Sindschar sein. Denn alle Gruppen machen alte Rechte auf das Gebirge geltend. Die kurdisch sprechenden Jesiden glauben, dass dort die Arche Noah liegt. Auch jesidische Kämpfer haben sich unter dem Namen „Sindschar-Widerstand“ zusammengeschlossen.

Die Sindschar-Offensive fällt zeitlich zusammen mit dem Bemühen kurdischer Kämpfer, in der syrischen Provinz Hassake gegenüber der Sindschar-Region Gebiete vom IS zurückzuerobern. Ein größeres Ziel ist dabei die Einnahme der syrischen Stadt Hol, von der aus die im Irak gelegene Autobahn 47 überblickt werden kann.