Soll abgerissen werden: Das Männerwohnheim in der Nordbahnhofstraße Foto: Kraufmann

Ärger im Rosensteinviertel: Ein Männerwohnheim soll an einen neuen Standort umziehen.

Stuttgart - Das Gebiet Rosenstein wird durch Stuttgart 21 aufgewertet. Rund um die städtebauliche Neuordnung gibt es jetzt Streit um zwei soziale Projekte an der Nordbahnhofstraße.

Bei zwei geplanten sozialen Vorzeigeprojekten der Stadt gab es am Montag Gegenwind aus dem Sozialausschuss. Es handelt sich dabei um ein Männerwohnheim und ein Generationenhaus, die an der Nordbahnhofstraße im Stuttgarter Norden realisiert werden sollen.

Die SPD-Fraktion und die Grünen werfen dem städtischen Eigenbetrieb Leben & Wohnen (ELW), der für die Planung und Realisierung verantwortlich zeichnet, mangelnde Informationspolitik vor. "Wir haben nur über eine Querinformation erfahren, dass es ein Angebot für einen Grundstückstausch gibt", sagt SPD-Stadträtin Marita Gröger.

Konkret geht es um das Areal Nordbahnhofstraße 21, auf dem bisher ein Männerwohnheim des ELW steht. Das Gebäude ist seit Jahrzehnten Teil des Hilfesystems der Wohnungsnotfallhilfe. Nun muss es aufgrund seiner maroden Bausubstanz schließen. Vorgesehen ist, das Haus abzureißen und einen Neubau zu errichten, der das Generationenhaus Nord aufnehmen soll.

An das Grundstück grenzt das Gelände des Autohauses Staiger an. Erst auf direkte Nachfrage aus dem Sozialausschuss bestätigte Bernhard Schneider, Geschäftsführer des ELW, dass es Verhandlungen darüber gibt, mit dem Autohaus Grundstücke für den Neubau zu tauschen. Dabei geht es, so Schneider, nicht darum, den Standort für das Bauwerk zu verlegen oder das Grundstück zu vergrößern. "Es sollen lediglich Flächenteile so verschoben werden, dass mehr Raum rund um das Generationenhaus entsteht", sagt Schneider. Von anderen Planungen wisse er nichts.

Diskussion um ein Tauschgeschäft

"Wir haben schon mehrere Gespräche mit dem Stadtplanungsamt, der Wirtschaftsförderung und auch mit dem ELW geführt", bestätigt Paul Schäfer, Geschäftsführer von Auto Staiger. Schneider sei allerdings nur einmal dabei gewesen.

Hintergrund ist eine städtebauliche Neuordnung. "Das Gebiet Rosenstein bekommt durch Stuttgart 21 eine völlig neue Bedeutung", sagt Uwe Stuckenbrock vom Stuttgarter Stadtplanungsamt.

Ein Tausch, wie Schneider ihn beschrieben habe, käme für das Autohaus nicht infrage: "Es geht uns nicht um einen bloßen Grundstückstausch, wir wollen eine komplette Umstrukturierung des Geländes", sagt Schäfer. Dabei wären mehrere Alternativen denkbar, auch eine Auslagerung einiger Teile des Betriebs ins Umland.

Auch die Grünen beklagen unzureichende Informationen zu dem Projekt. Sie verfechten eine eigene Idee. "Optimal wäre es, wenn wir unser Grundstück an der Ecke Nordbahnhof-/Friedhofstraße gegen ein Grundstück am Pragfriedhof mit Auto Staiger tauschen oder es ihm auch abkaufen könnten", sagt Jochen Stopper, Stadtrat der Grünen. Dazu bedürfe es aber noch weiterer Gespräche der Beteiligten.

Die Vorteile dieses Modells seien, dass das Generationenhaus, wenn es am Pragfriedhof gebaut werden könnte, in einer ruhigeren Ecke läge. Zudem könnte auf dieser Fläche auch das neue Männerwohnheim unterkommen. Bisher ist geplant, dieses an der Nordbahnhofstraße 131 zu errichten. Das Gelände gehört dem Bauunternehmen Baresel, der dieses nur unter der Bedingung verkauft, dass es auch die Bebauung übernimmt und das Gebäude schlüsselfertig übergibt. "Das ist ein zweiter Punkt, der uns beschäftigt, ob das ein unzulässiges Koppelgeschäft ist - das wäre zumindest eine Prüfung wert", so Marita Gröger. Bernhard Schneider beteuert, dass es eine solche Prüfung gegeben habe. "Wir bewegen uns damit nicht einmal in einer Grauzone."

Im Sozialausschuss wurden beide Vorlagen - der zum Generationenhaus wie auch zum Männerwohnheim - nicht beschlossen, sondern nur zur Kenntnis genommen. "Wir haben somit die Bremse reingehauen, sonst hätten wir die beiden Vorhaben auf den Weg gebracht. So gibt es noch die Chance für die Alternativlösung", so Stopper.