Vieles deutet darauf hin, dass am Donnerstag wieder Gas durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 fließen wird. Doch es gibt auch Befürchtungen, dass Russland einen Rückzieher machen könnte. Die aktuelle Lage im Überblick.
Liefert Russland wieder Gas nach Deutschland oder nicht? Hinweisen zufolge könnten entsprechende Lieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 bereits am Donnerstag erfolgen. Doch Warnungen aus Moskau sorgen für Zweifel an der Zusage.
Die Routinewartung von Nord Stream 1 ist bislang ohne größere Probleme verlaufen. Bis Dienstagabend stand nach Aussage eines Unternehmenssprechers aus Sicht der Nord Stream AG Gaslieferungen ab Donnerstag nichts im Weg. Entgegen den Befürchtungen, dass Russland den Gashahn nicht wieder aufdrehen könnte, deutete Kremlchef Wladimir Putin in der Nacht zum Mittwoch Lieferungen auch nach der Wartung an.
Warum gibt es trotzdem Befürchtungen, Moskau könnte sich umentscheiden? Russland warnte gleichzeitig vor einem weiteren Absenken der Liefermenge. Sollte das Land eine in Kanada reparierte Turbine nicht zurückerhalten, drohe Ende Juli die Durchlasskapazität nochmals deutlich zu fallen.
Aus Sicht der Bundesregierung dient die Turbine als Vorwand
Die entsprechende Turbine war wegen der westlichen Sanktionen infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine lange zurückgehalten worden. Zuletzt hatte Kanada entschieden, die Turbine an Deutschland zu übergeben. Aus Sicht der Bundesregierung diene die Turbine Russland nur als Vorwand zur Drosselung der Gaslieferung. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums handele es sich lediglich um eine Ersatzturbine. Laut Putin geht Ende Juli allerdings eine andere Turbine regulär in Reparatur.
Doch neben Nord Stream 1 geht es nach wie vor auch um die parallel verlaufende Pipeline Nord Stream 2. Sie ist zwar fertiggestellt, wird aber nicht betrieben. Nach der russischen Invasion in die Ukraine setzte Deutschland das Genehmigungsverfahren für den Betrieb der Leitung aus. „Eine Route haben sie geschlossen, bei der zweiten die gaspumpenden Aggregate unter Sanktionen gestellt“, zitierte Interfax Putin.
Putin hatte schon in der Vergangenheit erklärt, der Betrieb von Nord Stream 2 könnte die Gaspreise senken. Einige Beobachterinnen und Beobachter vermuten, dass Moskau Deutschland durch die Drosselung von Nord Stream 1 unter Druck setzen und die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 so erzwingen will.