Auch den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann hat Stuggi.tv bei der Präsentation des Regierungshonigs bereits vor Kamera und Mikrofon gehabt. Foto: stuggi.tv

Seit einem Jahr produziert der Onlinesender im Kinder- und Jugendhaus Helene P. in Degerloch. Nun ist er für den Jugendbildungspreis des Landes nominiert.

Degerloch - Die Entwicklung des Online-Jugendsenders Stuggi.tv ist seit seiner Gründung vor einem Jahr deutlich besser, als es sich der Gründer und Chefredakteur David Rau in seinen kühnsten Träumen vorgestellt hat. Bis zu 50 000 Zuschauer zählt das von jungen Leuten für junge Leute gemachte Programm jeden Monat – Tendenz steigend. Von dem aktuell 15-köpfigen Team werden jeden Monat sechs neue Beiträge produziert, schon bald sollen es acht sein.

Nicht nur bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommt das von David Rau am 1. Februar 2012 gestartete Projekt an. Am 22. Februar könnte Stuggi.tv sogar den Jugendbildungspreis des Landes Baden-Württemberg aus den Händen der Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) erhalten. Der Sender ist eines von zehn nominierten Projekten. „Das ist vom Gefühl her fast so, als ob man für einen Oscar nominiert ist“, freut sich der 22-jährige Medienmacher. Erste Erfahrungen als Journalist sammelte Rau schon in jungen Jahren bei der mehrfach ausgezeichnete Schülerzeitung Blitz der Michael-Bauer-Schule in Vaihingen. Er war längere Zeit auch deren Chefredakteur. Nach dem Abitur machte er ein Volontariat beim Jugendmagazin Spiesser in Dresden. Zurück im Schwabenland wechselte er dann von der statischen Print- in die dynamische Bewegtbildwelt.

Stuggi.tv funktioniert bisher nur mit Ehrenamtlichen

Obwohl Stuggi.tv bislang ein reines Ehrenamtsprojekt ist – „Vergütungen gibt es bei uns nicht“, erklärt Rau –, mangelt es dem noch jungen Onlinesender keineswegs an Mitstreitern. „Wir haben viele Anfragen nach Möglichkeiten der Mitarbeit und für Praktika“, sagt Rau im Büro des Senders. Im Degerlocher Jugendhaus Helene P. haben die jungen Fernsehmacher aus Leidenschaft Unterschlupf gefunden, „nur wird es hier langsam etwas eng“. Mittelfristig müsse man sich wohl nach neuen Räumen umsehen, sagt Rau obwohl er am liebsten in Degerloch bleiben würde. „Die Lage ist super, die Zusammenarbeit mit den Leuten hier völlig unkompliziert“, schwärmt er geradezu. Und da nicht wenige Mitstreiter des Teams von den Fildern oder aus dem Bereich des Fernsehturms kommen, sei der Standort „geradezu optimal“. Mit den wachsenden Aufgaben und Anforderungen wachse aber eben auch der Platzbedarf.

Sechs Sendungen mit eigenen, zielgruppengerechten Formaten hat Stuggi.tv innerhalb des ersten Jahres entwickelt. Die Sendung „Das sagt Stuttgart“, bei dem junge Leute zu aktuellen Themen befragt werden, hat sich dabei zu einem Quotenbringer entwickelt. Aber auch die Info-Sendungen, „Mittendrin...“ oder „Jugendrat aktuell“ werden über alle verfügbaren Kanäle geschaut: die Homepage, Facebook oder Youtube. Nicht selten können die Interessierten bereits den Entstehungsprozess von Sendungen mitverfolgen. Regelmäßig werden Neuigkeiten auch über alle verfügbaren digitalen Kanäle verbreitet.

48-Stunden-wach-Experiment scheitert

An der jüngsten Aktion konnten Stuggi.tv-Fans auch schon vor der Ausstrahlung teilhaben. 48 Stunden lang wollte der Moderator Sebastian Braun am vergangenen Wochenende wach bleiben, sich durch Stuttgart treiben lassen und allerlei Dinge erleben. Früher als gedacht war die Aktion mit ärztlichen Check zu Beginn und am Ende aber vorbei. Nach 38 Stunden siegte der Schlaf über den sonst so wachen Nachwuchsjournalisten. Die Filme zum Experiment sind bei Stuggi.tv vom Wochenende an zu sehen.

„Wir sind gespannt, wie viele Zuschauer wir da haben werden“, sagt Rau. Ihm geht es stets um eines: Authentizität. „Alles was wir machen ist echt“, sagt er und hegt auch keine Absicht, das zu ändern, denn er ist überzeugt: „Das ist es, was uns den Erfolg bringt.“ Die bislang aktiven Moderatoren „haben alle ihre ganz eigenen Stärken“, sagt Rau. Mal beeindrucke das journalistische Gespür, mal die Spontaneität oder die große Empathie, die vor der Kamera offenbar wird. Jüngste Moderatorin ist mit 14 Jahren Vicky Ehrler. Tom Klose und Sebastian Braun sind 17 und Jessi Beraldo ist 18 Jahre alt. Wenn Rau als Chef mal selbst vor die Kamera tritt, ist er mit 22 längst der Senior.

Bald soll es mit „World Wide“ eine neue Sendung geben. Junge Leute, die fernab ihrer Heimat leben, werden interviewt. „Mit diesen werden wir über ihre Erlebnisse sprechen“, erklärt Sasha Fleischner. Sie macht ein einjähriges Praktikum bei Stuggi.tv und schmeißt den Sender derzeit mit David Rau organisatorisch.

Die meisten der Zuschauer, das hat eine Umfrage ergeben, sind zwischen 16 und 24 Jahre alt. Bei besonderen Ereignissen wie der OB-Wahl nutzen aber auch viele Erwachsene Stuggi.tv als Informationsquelle. Denn der Sender ist nicht nur authentisch, „sondern wenn es darauf ankommt auch schnell“, sagt Rau.