Angela Beyl füllt in ihrem Unverpackt-Laden Cerealien ab. Foto: factum/

Kein Plastik, viel Nachhaltigkeit: Im Kreis Ludwigsburg gibt es jetzt noch einen zweiten Unverpackt-Laden. Gegründet haben ihn zwei Freundinnen.

Besigheim - Auf den ersten Blick könnte man meinen, das neue Geschäft in der Besigheimer Hauptstraße verkauft Gläser, Porzellandosen und Metallkaraffen. Ordentlich aufgereiht glänzen und funkeln sie in den hellen Regalen. Doch so hübsch die Gefäße sind – es geht um den Inhalt: Pasta, Müsli, Gewürze, Essig, Öl, und und und – in dem neuen Geschäft werden sie unverpackt verkauft.

„AnNa unverpackt Kaufladen“, heißt das Geschäft, das früher eine Apotheke war. Wenn man so will ist „AnNa“ die geborene Nachfolgerin: Statt Medizin für Menschen gibt es hier heute gewissermaßen Medizin für die Umwelt. „Unser Planet ist unser Zuhause, unser einziges Zuhause. Wo sollen wir denn hingehen, wenn wir ihn zerstören“ – das Zitat des Dalai Lama ist das Motto von AnNA.

Von der Hausfrau zur Geschäftsfrau

AnNA ist eine Kombination der Namen der beiden Geschäftsführerinnen: Angela Beyl (36) und Nathalie Alméras (46). Beide haben sich zuletzt um ihre Kinder gekümmert, über die sich die Frauen vor acht Jahren auch kennengelernt hatten. Als sie in einer Zeitschrift auf einen Bericht über einen Unverpackt-Laden in Berlin stießen, wussten die Besigheimerinnen: „Das wollen wir auch machen.“ Und so wurden die beiden Hausfrauen – innerhalb von zwei Jahren – zu Geschäftsfrauen. Sie informierten sich gründlich bei Pionieren im Plastikfrei-Business; sie holten Rat bei einem Existenzgründer-Berater; sie suchten eine Immobilie; und als sie die ehemalige Apotheke gefunden hatten, überredeten sie den Eigentümer, das Gebäude zu vermieten, statt es zu verkaufen. 80 000 Euro haben die Frauen investiert – und im Juni schließlich AnNa eröffnet. Dass sie das Nutzungsrecht für die neuen Räume ändern lassen mussten – fast vergessen. Dass kurz vor der Eröffnung der Computer kaputt ging und alle Produktlisten weg waren – überstanden. „Wir haben uns nie entmutigen lassen“, sagt Angela Beyl, die möglichst viele Mitmenschen dazu animieren will, mit möglichst wenig Plastik auszukommen.

Fast nichts, was es nicht gibt

Cornflakes, Getreide, Sahne, Kaffee, Honig, Bananenchips, Nüsse, Bonbons, Geschirrspülmittel, Besen, Schaufeln, Deos, Seifen, Wattestäbchen, Zahnbürsten – es gibt fast nichts, was es im AnNa nicht gibt. Nur eben ohne Verpackung und zum selber Dosieren. Und etwas teurer als beim Discounter. Dafür aber auch, wie Angela Beyl sagt, hochwertiger. Die zurzeit besonders beliebten Bienenwachstücher zum Beispiel: Die Alternativen zu Alufolie kosten zwischen 12,50 Euro und 34 Euro. Dafür stammt das Produkt aus der Region und kann vielfach wieder verwendet werden. Und das Geschäft läuft. Auf die Frage, ob sie von ihrem Laden leben können, antwortet Angela Beyl schlicht: „Ja.“

Der erste Unverpackt-Laden startete Anfang 2014 in Kiel. Inzwischen sind beim Ideenportal Smarticular fast 200 solcher Geschäfte in Deutschland registriert, und fast täglich scheint ein neues Projekt aus dem Boden zu sprießen. In Stuttgart gibt es seit Kurzem ein zweites Geschäft, in dem Plastik nichts verloren hat. In Nürtingen und in Herrenberg sind weitere in Planung. Und im Landkreis ist AnNA neben dem „ohne PlaPla“ in Ludwigsburg bereits der zweite Unverpackt-Laden.

Häkeln für die Umwelt

Angela Beyl und Nathalie Alméras haben ihr Angebote bereits um einen Mittagstisch erweitert. Und donnerstagabends können Kunden mit den Frauen Einkaufsbeutel, Gesichtstücher oder andere nachhaltige Dinge häkeln. Vorträge und Workshops zum Thema Nachhaltigkeit sind in Planung. „Alles fängt im Kleinen an“, schreiben die beiden Gründerinnen. So wie es aussieht, könnte aus AnNa und den anderen etwas Großes werden.